Gladbeck. . Dagmar Wollschläger-Musiol leitet Gladbecks größten Kultur-Veranstaltungsort. Und auch privat spielt Kultur bei der 55-Jährigen eine große Rolle.
Diese Frau sprüht nur so vor Begeisterung – für viele und vieles. Das ist schon in ihrer Vorstellung unüberhörbar: Dagmar Wollschläger-Musiol ist ein Fan des „Reviers“. Sie sagt mit Nachdruck: „Ich finde das Ruhrgebiet toll.“ In Gladbeck kam sie vor 55 Jahren auf die Welt: „Ich bin hier geboren und nie weggegangen.“ Warum auch? In ihrer Heimatstadt hat sie, was sie braucht und liebt – und auf ihrer Hitliste steht eines ganz oben: Kultur mit all ihren Facetten.
Mit dem Vater in der Oper
Damit beschäftigt sich die 55-Jährige nicht nur beruflich als Chefin der Mathias-Jakobs-Stadthalle. Nein, auch privat spielen Musik diverser Genres, Schauspiel und Co. eine wichtige Rolle. Mit ihrem Vater war sie früher oft in der Oper. „Er war ein totaler Fan!“ Und diese Leidenschaft hat auch ihre Freude an diesem Musikfach geweckt. Dagmar Wollschläger-Musiol: „Ich mag Drama!“ Aber sie schiebt fast im gleichen Atemzug im Brustton der Überzeugung hinterher: „Ich höre eigentlich alles gern.“
Sie ist nach eigenem Bekunden ein „riesengroßer“ Grönemeyer-Fan. Den in die Stadthalle holen – das wär’s! Dagmar Wollschläger-Musiol bleibt jedoch realistisch: „Den kriegen wir nicht.“ Marius Müller-Westernhagen unplugged: „Der Hammer!“ Die Folk-Rock-Band Runrig – die 55-Jährige strahlt. Liebend gerne besucht die Gladbeckerin Konzerte, um Neues kennenzulernen.
Gastronomie und Vermietung laufen über die Stadthalle
Und genau so offen und neugierig geht sie auch mit anderen Kultursparten um. Ein Comedian, von dem sie noch nichts gehört hat? Nichts wie hin! Wer weiß: Vielleicht ist dieser Künstler ja auch nach dem Gusto des Gladbecker Publikums... Allerdings stellt Dagmar Wollschläger-Musiol, Kopf eines Elf-Köpfe-Teams, klar: „Wir als Stadthalle treten nie als Veranstalter auf. Gastronomie und Vermietung betreiben wir selbst.“ Aber Augen aufhalten und Kontakte knüpfen, das kann ja nicht schaden.
Diese Offenheit und Neugierde, Flexibilität und Liebe zu Menschen zieht sich wie ein roter Faden durch den Werdegang der Mutter von zwei Töchtern. An der Anne-Frank-Realschule erwarb die Gladbeckerin ihre Mittlere Reife, lernte Bürokauffrau und landete als Seiteneinsteigerin bei der VHS. „Später war ich ganz lange bei der Stadtverwaltung“, erzählt sie, bis sie in der Stadthalle anfing und schließlich dort Chefin wurde. Für sie gehört es ganz selbstverständlich zu ihrem Job, Organisation und Technik genauso im Blick zu haben wie die einzelnen Veranstaltungen.
„Es gibt tatsächlich Leute, die wissen nicht, dass wir eine Stadthalle haben“
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Über ihr Team sagt das Energiebündel: „Das Schöne ist, dass einer für den anderen da ist. Ohne das ginge es auch nicht.“ Zur Not würde sie sich auch an den Kassenschalter stellen oder in der Veranstaltungspause an den Zapfhahn. Die 55-Jährige wundert sich: „Es gibt tatsächlich Leute, die wissen nicht, dass wir eine Stadthalle haben.“ Dagmar Wollschläger-Musiol arbeitet voller Elan daran, das zu ändern.
Den Geschmack des Publikums trifft man nicht immer
Die Mathias-Jakobs-Stadthalle an der Friedrichstraße wurde im Jahre 1987 eröffnet. „Wir haben eine maximale Besucher-Kapazität von 719 Menschen“, sagt Dagmar Wollschläger-Musiol. Die Zahl hänge von der Bestuhlung des Saals ab. Rund 1000 Plätze stehend gibt es.
Zufrieden zeigt sich die Stadthallen-Chefin mit der Resonanz auf die verschiedenen Veranstaltungen – etwa 130 im Jahr. „Wir haben eine durchschnittliche Auslastung von 80 Prozent.“ Das Durchschnittsalter der Besucher liege bei Mitte 50.
Dabei zeige sich, dass der Publikumsgeschmack manchmal unvorhersehbar ist. Dagmar Wollschläger-Musiol bedauert: „Die klassischen Kinderkonzerte ,Fidolino’ waren in jüngerer Zeit leider nicht gut besucht.“ Und auch der Auftritt von Heinz Rudolf Kunze hätte besser angenommen werden können. Ebenfalls nicht erfüllt haben sich die Erwartungen am „ABBA“-Abend. Andere Veranstaltungen hingegen seien wahre Selbstläufer. Wie „Frau Höpker bittet zum Gesang“: „Da sind die Karten schon weit im Voraus ausverkauft.“ Und Herbert Knebel: „Der geht immer!“ Der Ruhrpott-Knötterer sei in Gladbeck so zufrieden gewesen, dass er für das kommende Jahr schon zwei Veranstaltungen gebucht habe. Dagmar Wollschläger-Musiol: „Ich bin eine Freundin von Ruhrgebietskomikern.“
Das junge Publikum mag Satire und Comedy
Ein Highlight sei seit Jahren die Irish-Folk-Nacht. Bei jungem Publikum stehen Satire und Comedy hoch im Kurs: Dennis aus Hürth und Markus Krebs kommen an. Und die ganz Jungen können von Kinderbuch-Klassikern, zum Beispiel Astrid-Lindgren-Geschichten, nicht genug bekommen.
Ganz neu in die Gladbecker Stadthalle geholt hat Dagmar Wollschläger-Musiol Feten. Sie berichtet: „Wir hatten hier im Haus im Oktober erstmals eine Gladbecker Partynacht mit DJ.“ Die Veranstaltung war mit 800 Besuchern ausverkauft. Dagmar Wollschläger-Musiol sagt: „Die Besucher wollen bei solchen Partys einfach tanzen, zu deutschen Schlagern, Charthits, Oldies.“ Die 55-Jährige plant für das kommende Jahr „auf jeden Fall eine Neuauflage“ dieser Musiknacht mit DJ.
Ebenfalls in diesem Jahr eine Neuheit: der Mädelströdel: „Das läuft.“ Aber auch Veranstaltungen wie Schauspiel, Karnevalssitzungen, Forumskonzerte sowie Auftritte von städtischer Musikschule, lokalen Chören und Orchestern gehören zum Programm und stoßen laut Dagmar Wollschläger-Musiol bei den jeweiligen Zielgruppen auf eine positive Resonanz. Die Hallenleiterin: „Ich denke, unser Angebot ist attraktiv.“