Gladbeck. Piercerin Melissa Eisenberg (33) hat Kundschaft aus ganz Deutschland. Das Erfolgskonzept für das „Zak“ in Gladbeck und Neuheiten zu Weihnachten.

Schmöker und Spiele, Kleidung und Parfüm: Das sind die Klassiker, die alle Jahre wieder auf den Gabentischen zu Weihnachten die Augen der Beschenkten strahlen lassen. Nicht zu vergessen: Schmuck! Melissa Eisenberger hat da ganz spezielle Angebote. Ihr gehört das „Zak“ in der Innenstadt: Piercingschmuck & Co. Die 33-Jährige verrät, was in dieser Saison angesagt ist. So viel sei schon einmal verraten: Es gibt eine Wintermode, auch beim Schmuck.

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München, Berlin und – Gladbeck: Bei der Kundschaft und in der Branche sei das „Zak“ an der Hochstraße ein klingender Name. Aus ganz Deutschland reisten Menschen hierher ins Ruhrgebiet, um sich von Melissa Eisenberg verschönern zu lassen. Man kenne ihr Geschäft bundesweit, sagt die Inhaberin selbstbewusst.

Die Gladbeckerin Melissa Eisenberg ist auf Ohrschmuck spezialisiert

Piercingschmuck – der Begriff irritiert vielleicht auf den ersten Blick ein bisschen. Denn das Geschäft, seit 2011 in der Fußgängerzone, dreht sich keineswegs ausschließlich um Nasenstecker und Bauchnabel-Ringlein. „Ich bin auf Ohren spezialisiert“, sagt Melissa Eisenberger. Und fügt hinzu: „Wie meine Mutter Petra.“ Sie hatte das Spezialgeschäft eröffnet, damals – im Jahre 1981 – neben dem Lederwaren-Laden ihrer Eltern. Seinerzeit noch im Citycenter.

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Aus dieser Anfangszeit stammt auch der knackige Name: „Meine Mutter hat sich eines Tages mit Angestellten unterhalten. Und dann fiel der Satz: ,Wir sind auf zack!‘“ Und die Bezeichnung des Ladens, in leicht modifizierter Schreibweise, war geboren.

Die Tochter kam nicht etwa wie die Jungfrau zum Kinde an das „Zak“. Die 33-Jährige erzählt: „Ich bin schon mit 13 Jahren eingestiegen, neben der Schule.“ Das ABC, Rechnen und auch alle weiterführenden Fächern habe sie in Kirchhellen gelernt. Im niederländischen Enschede, so Eisenberger, habe sie eine medizinische Grundausbildung genossen.

Gladbeckerin legt großen Wert auf Hygiene, Können und Qualität der Produkte

Eine wichtige Voraussetzung für ihren Job, findet die Geschäftsfrau. Und erklärt: „In Deutschland ist Piercer keine anerkannte Berufsbezeichnung. Das kann jeder machen. Ähnlich ist‘s mit Tätowierern.“ Das sei im Ausland anders. Ein 200-Euro-Workshop mache keinen Piercing-Profi.

„Seit Corona ist das Ohrkonzept geradezu explodiert. Die Menschen geben mehr Geld für Hochwertiges aus: Gold, Silber, Platin, Titan“

Melissa Eisenberger
Inhaberin des Gladbecker Geschäfts „Zak“

Dabei komme es in ihrem Beruf gerade auf Beratung und Hygiene an. Etwas ältere Naturen, die Ohrlöcher haben, erinnern sich bestimmt noch: Mit einer Pistole wurden Stecker – meistens in Gold und Silber, eine große Wahl gab‘s nicht – in die Ohrläppchen geschossen. Jahrzehnte später bekommt der Gladbecker Profi die Resultate zu Gesicht. Grund: Die Löcher haben sich unschön geweitet. Dann legt Eisenberger Hand an. „Ich korrigiere Ohrlöcher, die mit der Pistole geschossen wurden und wo Gewebe zerstört wurde“, erläutert die 33-Jährige.

Melissa Eisenberger führt den Schmuck- und Piercingladen
Mit rund 200 Kugeln, Sternen und Tannenbäumen hat Melissa Eisenberger das „Zak“ in Gladbeck bereits weihnachtlich geschmückt. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Wer sich heutzutage für diesen Schmuck entscheide, „geht zum Piercer“. Die Spezialistin betont, dass bei ihr „alles wie beim Arzt steril aufbereitet sei“. Hygiene stelle ein wesentliches Element ihrer Arbeit dar. Eisenberger berichtet: „Ich muss einen Nachweis für medizinische Utensilien führen und ihn zehn Jahre fürs Gesundheitsamt aufbewahren.“

Das „Zak“ ist wie ein verlockendes Riesen-Schmuckkästchen

Sie pierce alle Körperstellen: Ohren, Nase, Lippe, Bauchnabel, intime Bereiche. Aber „nur bei Frauen“. Ihre Kundschaft reiche altersmäßig vom Kind ab 14 Jahren bis zur Seniorin. Bei Mädchen und Jungen gebe es immer wieder Probleme mit „geschossenen Ohrlöchern“, die sich beispielsweise entzünden. Da fungiert die Gladbeckerin als „Piercing-Retterin“.

Ebenso wichtig wie die Hygiene ist ihr die Beratung. Daher vereinbart die Expertin mit ihrer Kundschaft Termine. „Einer Beratung bedarf es immer!“ Wer sich beispielsweise für den Bauchnabel ein Schmuckstück mit echten Smaragden gönnen will, dürfte wenig Freude daran haben, wenn‘s am Hosenbund scheuert. „Das muss passen“, bekräftigt die 33-Jährige, die im Sommer 2023 das Geschäft von ihrer Mutter übernommen hat. Ihr nächster Plan: „Wir schaffen gerade einen geschützten Raum, in der Privatsphäre besonders großgeschrieben wird.“

Melissa Eisenberger führt den Schmuck- und Piercingladen
Zak-Inhaberin Melissa Eisenberger probiert ihre Artikel selbst aus. Sie hat an beiden Ohren insgesamt 35 Piercings. Um den Look zu überprüfen, hält die Spezialistin Artikel erst einmal probeweise an – auch bei der Kundschaft. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Sie selbst ist die beste Werbung für ihr Metier, hat sie doch mehr als einen Knopf im Ohr. Ein funkelnder Stecker in der Oberlippe, die Ohren insgesamt mit 35 Hinguckern geschmückt. Klingt viel? Da kann die 33-Jährige mit den strahlend blauen Augen nur verschmitzt lächeln. „Ich hatte auch mal 100 Piercings im Gesicht!“

Demnächst bietet „Zak“ auch online Produkte an

Das liegt nicht nur daran, dass sie an der Quelle sitzt. Immerhin hat Eisenberger 20.000 Produkte im Laden, demnächst auch 300 online. „Dreimal die Woche bekomme ich neue Ware“, sagt Eisenberger. Und dann noch saisonale Kollektionen wie jetzt zu Weihnachten.

Doch sie testet die Produkte am eigenen Körper, schließlich könne sie nichts verkaufen, von dem sie nichts hält. Glasklar, dass die Gladbecker ihrer Kundschaft erst einmal Artikel zur Probe anhält, bevor sie sticht: Ob‘s überhaupt gefällt? Eisenberger hat nicht nur einmal erlebt: Da will jemand sich nur ein Ohrloch stechen lassen, und dann werden‘s doch mehr.

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Die Interessenten haben aber auch die Qual der Wahl: Überall funkelt, glitzert und glänzt es. Allein 800 bis 1000 Ersteinsätze in allen erdenklichen Farben und Formen umfasst das Sortiment. Wir erinnern uns an das spärliche Angebot einst bei Ohrschmuck aus der Pistole geschossen... Der Laden ist schon mit Blick auf die Festtage dekoriert. Gut 200 Kugeln, Tannenzapfen, Mini-Häuschen, Herzen und Sterne hat die Chefin von sieben Angestellten eigenhändig an der Decke angebracht: golden und silbern blinkt es, puderrosa und veilchenbleu schimmert es. Edel schaut‘s aus.

Großen Wert legt die Geschäftsinhaberin auf Qualität. 08/15-Artikel „für ein paar Cent aus China“ kommen ihr nicht ins „Zak“. Allerdings hat Klasse ihren Preis. Mit etwa 100 Euro für das Paket Produkt, Beratung und Stechen, das die Chefin selbst übernimmt, müsse die Kundschaft rechnen, so Eisenberger.

Die Geschäftsfrau stellt fest: „Gelbgold läuft besonders gut.“ Swarowski-Steinchen erfreuten sich gleichfalls großer Beliebtheit. Wie überhaupt das „Ohrkonzept“: „Seit Corona ist es geradezu explodiert. Die Menschen geben mehr Geld für Hochwertiges aus: Gold, Silber, Platin, Titan.“ Der Schmuck könne jahrelang, ohne herausgenommen werden zu müssen, getragen werden. Sogar nachts, weil flache Verschlüsse nicht pieken.

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Zur Weihnachtszeit wollen die Piercing-Fans jedoch etwas jahreszeitlich Entsprechendes tragen. Eisenberger steht mit ihrer Meinung nicht allein: „Blumen und Schmetterlinge passen im Sommer, nicht im Winter. Da sind Sterne und Schneeflocken gefragt.“ Bereits eingetroffen: eine neue Kollektion aus Kanada, mit den USA Marktführer auf dem Gebiet, so Melissa Eisenberg. Ansonsten verkauft sie „regionale Produkte“ – ganz nach dem Geschmack ihrer Kundschaft aus ganz Deutschland.