Gladbeck. Bildung, Sicherheit, Straßen: In einer Programmwerkstatt beschäftigten sich Gladbecker mit Problemen in der Stadt. Dabei wurden Ideen entwickelt.

Was brennt den Menschen in Gladbeck unter den Nägeln? Welche Ideen gibt‘s, um Missstände und Ärgernisse zu beheben? Das wollte die Gladbecker SPD wissen und hatte deshalb zur Programmwerkstatt eingeladen. In mehreren Wokshops kamen Themen auf den Tisch, die in der Bürgerschaft Unmut hervorrufen. Doch auch so mancher Lösungsansatz wurde diskutiert.

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60 Frauen und Männer fanden sich zu der Veranstaltung im Berufskolleg Gladbeck ein. Dustin Tix, SPD-Chef und Bundestagskandidat, stellte fest: „Etwa ein Viertel war kein Parteimitglied.“ Das Internationale Mädchenzentrum war vertreten, aber auch Nachbarn von Sozialdemokraten und einfach Neugierige.

Entwickelte Lösungsansätze sollen in die politische Arbeit einfließen

Auffällig: Das Gros der Mitwirkenden lag in einer Altersspanne von 40 bis 60 Jahren. „Vereinzelt waren jüngere Leute hier. Ich würde mir aber wünschen, dass wir auch für sie interessant sind“, meinte Tix. Schließlich sollten die entwickelten Lösungsansätze für Probleme nicht im Papierkorb oder in irgendeiner Schublade verschwinden, sondern durchaus in die politische Arbeit einfließen. Tix unterstrich: „Wir wollen Mitsprache und Partizipation erzielen. Die Impulse aus der heutigen Werkstatt landen in unserem Programm.“

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Vielleicht haben die Turbulenzen um die geplatzte Ampel-Koalition Politik-Verdrossenheit und Frust ausgelöst? Tix leitete seine Begrüßung thematisch mit dem Bruch der Bundesregierung ein: „Sehr bewusst, denn nach so einer Woche kann man die politischen Zeiten nicht einfach ignorieren.“ Klar, dass Berlin am Rande der Programmwerkstatt ein Thema war. Resignation und Enttäuschung ob dieser Entwicklung mochte Tix jedoch nicht konstatieren. Er sagte: „Für viele ist es eine Erleichterung, dass es vorbei ist.“ Schob allerdings gleich hinterher: „Im Vergleich zu anderen Ländern ist die politische Lage in Deutschland sehr stabil.“

Bundespolitik ist das eine, lokalpolitische Themen stehen auf einem anderen Blatt. Und da wollten die Workshop-Gruppen etwas für Gladbeck in Bewegung setzen. Sechs Schwerpunkt-Felder waren angesetzt: Sicherheit und Ordnung; Klima, Umwelt, Mobilität; Infrastruktur und Wohnen; Arbeit und Wirtschaft; Kinder, Jugend und Bildung sowie Sport, Kultur und Integration. Als Fachleute waren Maren Nölle von der Gewerkschaft der Polizei und Arbeitsexperte Carsten Taschner (Kreis Recklinghausen) eingeladen.

Eine bekannte Forderung in Gladbeck: Der Kommunale Ordungsdienst soll verstärkt werden.
Eine bekannte Forderung in Gladbeck: Der Kommunale Ordungsdienst soll verstärkt werden. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Ein riesengroßes Thema – mal wieder: das Sicherheitsgefühl in Gladbeck, verbunden mit einer altbekannten Forderung. Der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) solle aufgestockt, ja sogar verdoppelt werden. Tix gab zu, dieses Anliegen müsse „unter haushaltspolitischen Gesichtspunkten“ betrachtet werden. Sprich: Es geht ums liebe Geld, oder, flapsig besser gesagt, um die Kohle, die nicht im Stadtsäckel vorhanden ist.

Umsetzung ist häufig auch eine Frage des Geldes

Das trifft auch auf die Kita-Versorgung zu. Fehlten da bereits Kapazitäten, werde eine negative Kettenreaktion in Gang gesetzt, so die Befürchtung. Eine der dringenden Forderungen: Es müssen Sprachangebote her. „Es ist festzustellen, dass bei der Einschulung viele Kinder kein Deutsch können. Und immer mehr Kinder müssen schon in der Grundschule eine Klasse wiederholen“, so Dustin Tix.

Dustin Tix von der SPD in Gladbeck im Gespräch am Dienstag, 11. Juni 2024. Frust, Ärger und auch Angst: Sozialdemokraten im nördlichen Ruhrgebiet bewegt das Wahlergebnis zur Europawahl.   Foto: Stefan Arend / Funke Foto Services

„Es ist festzustellen, dass bei der Einschulung viele Kinder kein Deutsch können. Und immer mehr Kinder müssen schon in der Grundschule eine Klasse wiederholen“

Dustin Tix

Ein Vorschlag lautete: Wie wäre es mit Sprach-Paten? Dazu der Gladbecker SPD-Chef: „Es kann aber nicht sein, dass die Arbeit auf ehrenamtlichen Schultern liegt. Meiner Meinung nach brauchen wir ein System mit hauptamtlichen Kräften.“

Eine konkrete Lösung gab‘s zu dem Thema an diesem Tag nicht. Der Ausbau des Sprachangebots kostet. „Wir müssen bewerten, was uns das wert ist“, so der Gladbecker SPD-Chef.

SPD Gladbeck lädt zur Programmwerkstatt ein, um Antworten auf drängende Fragen der Stadtgesellschaft zu erarbeiten. Diese fließen dann in das SPD-Kommunalwahl-Programm 2025 ein.
In Workshops beschäftigten sich die Teilnehmer der SPD-Programmwerkstatt mit vielen Themenfeldern. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Und auch die Situation auf dem Wohnungsmarkt treibt die Menschen in Gladbeck um: „Das Problem ist, dass in einer alternden Gesellschaft die ältere Generation häufig in großen Häusern und Wohnungen lebt, junge Familien aber keinen passenden, bezahlbaren Wohnraum finden.

Tix lobt den Gedanken, mal mit einer Generationen-Wohnungs-Börse aktuellen Zustand und Bedarf zusammenzubringen. Der Sozialdemokrat kennt das Dilemma aus eigener Erfahrung. Er erzählte: „Meine Oma hat auf 120 Quadratmetern mit Garten gewohnt, bevor sie ins Altersheim gekommen ist. Das war schon eine Herausforderung.“ Andererseits sei an der Volksweisheit „Man soll alte Bäume nicht verpflanzen“ auch etwas Wahres.

Über Schlaglöcher und den schlechten Straßenzustand ärgern sich Gladbecker immer wieder.
Über Schlaglöcher und den schlechten Straßenzustand ärgern sich Gladbecker immer wieder. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Ebenfalls ein Dauerbrenner in der Öffentlichkeit: der schlechte Zustand der Straßen. Statt notdürftig Schlaglöcher zu stopfen, solle ein Weg für eine nachhaltige Reparatur kleinerer Schäden begangen werden – und zwar, ohne Aufträge an auswärtige Unternehmen vergeben. „Wir müssen uns nur angucken, wie lange es gedauert hat, bis die Markierungen auf der Buerschen Straße aufgebracht waren“, erinnerte sich Tix. Ein schnelles Team, bei der Stadtverwaltung angesiedelt, hält er für eine „charmante Idee“.

Er hat sich überlegt, das Thema „in der nächsten Woche in unsere Haushaltsklausur einzustreuen“. Gegengerechnet mit auswärts vergebenen Aufträgen könnte das Ergebnis vielleicht sogar positiv sein.

Eine hohe Priorität kam dem Bereich „Ausbildung“ zu: Sie müsse gestärkt werden. Auszubildende als Paten könnten die Neugierde auf die Lehre stärken. Ohnehin sollte das Image von Ausbildungsberufen gestärkt werden. Dass es nicht immer das Studium sein muss, könnten junge Menschen aus erster Hand Schulabgängern vermitteln.

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