Gladbeck. Der Gladbecker Elektronik-Meister Fatih Ilgin (30) hat sich selbstständig gemacht: aus guten Gründen. Das ist seine Erfogsgeschichte.
Handwerk hat goldenen Boden, heißt es im Volksmund. Jaaaa, aber... Vielleicht angestellt, bloß nicht selbstständig. Kaum jemand unter den Jüngeren will mehr einen eigenen Betrieb führen, stellen Handwerkskammern fest. Eine der raren Ausnahmen: Der 30-jährige Elektrotechnik-Meister Fatih Ilgin aus Gladbeck. Er hat früh und gezielt auf den Schritt in die Selbstständigkeit hingearbeitet – aus guten Gründen.
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„Ich liebe meine Arbeit“, sagt der Gladbecker begeistert, „wenn ich morgens aufstehe, habe ich Lust aufs Arbeiten.“ Und man glaubt‘s ihm aufs Wort. Seine Entscheidung, eine Ausbildung statt eines Studiums zu absolvieren, bereue er „keine Sekunde“.
Gladbecker Fatih Ilgin will etwas gegen den Fachkräftemangel unternehmen
Ausbilden will der Meister, der sich im Jahr 2023 selbstständig gemacht hat, bald auf alle Fälle. Denn: „Ich möchte, dass wir vernünftigen Nachwuchs an Fachkräften bekommen.“ Ilgin ist überzeugt: „Wir müssen daran arbeiten, dass sich die Lage auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt verbessert. Da dürfen wir nicht aufgeben.“ Nicht zu vergessen ein emotionaler Aspekt. Der 30-Jährige sagt voller Dankbarkeit: „Ich will etwas zurückgeben.“
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Wie am Schnürchen lief Ilgins beruflicher Werdegang. Starthilfe und Unterstützung sowie persönliches Engagement brachten seine Karriere in Gang. Dabei hätte die berufliche Laufbahn Ilgins eine vollkommen andere Richtung nehmen können, wäre der Vater nicht gewesen. Er erkannte das Potenzial seines Sprösslings.
Der Vater hatte die Idee: Wie wäre es mit einer Ausbildung?
Doch von Beginn an: „Ich habe türkische Wurzeln, bin aber ein echter Gladbecker, sogar hier geboren“, erzählt der 30-Jährige. Aufgewachsen sei er in Brauck, sein Zuhause habe an der Phönixstraße gelegen. Deren Name geht zurück auf die Zechenbetreiberin, die Phönix AG. Und das „schwarze Gold“ sei es auch gewesen, das Ilgins Großväter nach Gladbeck gezogen habe.
„Die Wurzeln meiner Familie liegen am Schwarzen Meer, auch ein Bergbau-Gebiet“, erzählt Ilgin. Der Enkel lernte an der Vinzenzschule das ABC, Rechnen, Sachkunde und was so alles notwendig ist. Dann wechselte der junge Gladbecker zur Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule. Und merkte: „Das ist nicht unbedingt meins.“
Der Vater, ein Kurierfahrer, hatte eine andere Idee. Vorschlag des 54-Jährigen: Wie wäre es denn mit einer Ausbildung? Schließlich habe sich Fatih Ilgin bereits als 14-Jähriger für Elektronik interessiert. Er erinnert sich: „Ich habe PCs komplett auseinandergenommen und wieder zusammengebaut.“ Das habe ihn stets interessiert, Spaß habe er dabei gehabt. Ebenso an den Schulfächern Mathe, Physik und Naturwissenschaft.
Fatih Ilgin ließ sich die Sätze des Vaters durch den Kopf gehen – und verließ die Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule nach der zwölften Klasse. Er nahm seine berufliche Zukunft in die Hände, indem er zunächst eine Ausbildung begann: „Ich bin 2012 zur Firma EPI, Elektroinstallation im gewerblichen Bereich, gegangen.“
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Noch heute lobt der 30-Jährige seine Ausbilder. Offensichtlich haben sie eine ausgezeichnete Arbeit geleistet, denn der Gladbecker konnte aufgrund seiner guten Leistungen Prüfungen vorziehen. Der Gladbecker Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik gehörte nach seiner Ausbildung sogar zu den Top 55 der Handwerker in Nordrhein-Westfalen.
„Ich hatte mich zunächst als normalen Gesellen gesehen“
„Ich hatte mich zunächst als normalen Gesellen gesehen“, sagt der 30-Jährige rückblickend. Meister? „Die Innung hat mich deswegen angesprochen.“ In Ilgins Kopf saß hingegen der Gedanke: Erst einmal Erfahrungen als Angestellter sammeln!
Er entsinnt sich: „Alle um mich herum haben mir zugesprochen. Aber entscheiden musste ich allein, ob ich mir das zutraue. Mein Bauchgefühl sagte mir: Du schaffst das.“
Nach der Arbeit besuchte der Gladbecker die Meisterschule
Seine Meisterausbildung machte der Gladbecker in Abendschulform, nach seinem Arbeitsalltag: „Um 18 Uhr fing der Kurs an, um 21.30 Uhr war ich zuhause.“ Da sei es von Vorteil gewesen, dass er „zuhause wohnte und Geld verdiente“. Er erzählt: „Ich hatte einen Super-Job.“
Ein Risiko, das Ilgin umtrieb: „Die Fixkosten sind da, die muss man als Selbstständiger erst einmal erwirtschaften: Miete, Strom, Wasser, das Equipment.“ Entscheidend sei, dass man einen Kundenstamm aufbaue. Den hat der 30-Jährige, der beruflich im ganzen Land unterwegs ist, beispielsweise nach Lippstadt, Fröndenberg und zum Kölner Flughafen fährt. Der Gladbecker, der den Meisterbrief seit 2018 in der Tasche hat, betont: „Für mich ist das A & O die Kundenzufriedenheit. Ich darf nichts versprechen, das ich nicht halten kann.“
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Seinen Beruf habe er immer geliebt: „Ich will das wirklich bis zur Rente machen!“ Und junge Menschen mit seinem Enthusiasmus anstecken.
Kontakt: Fatih Ilgin, 0176/32092511, info@ilgin-elektrotechnik.de, www.ilgin-elektrotechnik.de
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