Gladbeck. Als junge Hündin wurde Elly schwer misshandelt und zeigte daher Verhaltensstörungen. So half Verhaltenstherapeutin Tanja Zimmer aus Gladbeck.
Unbeschwert tobt die Schäferhund-Mischlings-Dame Elly durch den Garten von Heike Lauff aus Gladbeck. Dass heute fremde Personen in ihrem „Revier“ sind, stört die Hündin überhaupt nicht, im Gegenteil: Fotograf und Reporter der WAZ werden freudig begrüßt. In Anbetracht der grausamen Dinge, die Elly in jungen Jahren erleben musste, ist ihr entspanntes Verhalten durchaus erstaunlich. Heike Lauff und ihre Hündin verdanken dies vor allem einer Person: Tanja Zimmer.
Die Gladbeckerin ist als Hundetrainerin und Verhaltenstherapeutin tätig und nahm sich der damals wohl über einjährigen Elly nach deren Ankunft 2018 an. Die Hündin kommt ursprünglich aus der Slowakei. Dort wurde sie von zwei Jugendlichen brutal misshandelt. Vier Tage lang lag sie, durch Stacheldraht an Pfoten und Maul zusammengebunden, unter einer Brücke. „Sie hatte sich schon aufgegeben“, ist sich Heike Lauffs sicher. Über das Internet wurde sie damals auf Elly aufmerksam, deren Leidensgeschichte es sogar bis in das slowakische Fernsehen schaffte.
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Die Verhaltenstherapeutin aus Gladbeck erkannte das Problem von Elly
Lauffs, die mit Hunden aufgewachsen war, holte Elly nach Deutschland – ohne jedoch ahnen zu können, wie sich die Hündin verhalten wird, wenn sie erstmal da ist. Wenig überraschend zeigte Elly Verhaltensstörungen und war gegenüber Fremden sehr skeptisch. Auch mit dem damals zehnjähriger Sohn von Lauff wurde sie zunächst nicht warm. Deshalb suchte sie noch 2018 Hilfe bei Tierpsychologen.
Tanja Zimmer erinnert sich noch gut an das erste Kennenlernen mit der damals böse bellenden Elly: „Ihr Verhalten sagte deutlich: Bitte geh rückwärts wieder nach draußen.“ Doch aufgeben kam für die 46-Jährige nicht infrage. Zimmer merkte schnell, dass Elly schlicht unsicher war. Sicherheit habe sie nur im Haus und bei der Familie gespürt. „Ich war mir schnell sicher und konnte sie gut einschätzen“, sagt Zimmer rückblickend.
Gefragt sind in der Therapie vor allem die Halter des Tieres
Anschließend wurde gearbeitet. Zimmer sieht bei ihrer Tätigkeit besonders die Halter, in diesem Fall also Heike Lauffs und ihren Lebensgefährten, in der Verantwortung. Sie korrigierte Kleinigkeiten in ihrem Verhalten und Umgang mit Elly und zeigte dem Paar Übungen, die das Verhalten des Hundes verbessern. Sowohl die Familie als auch die Hündin sollten Sicherheit im Umgang miteinander und mit äußeren Reizen empfinden. Das gelang etwa durch Regelmäßigkeiten im Alltag, aber auch durch herausfordernde Übungen, etwa dem Gang ins Altenheim. „Man muss Herausforderungen annehmen“, meint Zimmer.
Die Beziehung zwischen Hündin und dem Sohn von Heike Lauff verbesserte Zimmer äußerst pragmatisch: sie drückte dem 10-Jährigen einfach die Leine des Hundes in die Hand und ließ die beiden sich kennenlernen. „Es ist wichtig, dass das Kind bei den Übungen miteinbezogen wird“, so Zimmer. Das mutige Vorgehen zeigte schnell Wirkung.
Zimmer absolvierte in Dortmund eine Ausbildung zur Trainerin und Verhaltenstherapeutin
Nach einem ersten, längeren Treffen besucht die Therapeutin nur alle vier bis sechs Wochen persönlich ihre „Patienten“. Hier merke sie schnell, ob Herrchen oder Frauchen die nötigen Übungen auch umgesetzt haben. „Ich bin auch mal bollerig und sage, was die Leute zu machen haben“, so Zimmer. Schließlich bringe es nichts, wenn sie viele Übungen mit dem Hund durchführt. Die Besitzer sind es schließlich, die mit dem Tier zusammenleben.
„Ich bin auch mal bollerig und sage, was die Leute zu machen haben“
Zimmer, die auch als Krankenpflegerin tätig ist, kam durch ihre Arbeit beim Auslandstierschutz auf die Idee, sich zur Verhaltenstherapeutin ausbilden zu lassen. Bei der Vermittlung der Hunde aus dem Ausland habe sie gesehen, welche Probleme es in den neuen Familien gab. „Ich konnte Hunde immer gut lesen“, sagt sie. Jetzt mache sie das, was ihr Spaß macht, eben beruflich. Am Deutschen Institut für Tierpsychologie in Dortmund bildete sie sich fort und arbeitet seitdem in Gladbeck und Umgebung als Trainerin und Verhaltenstherapeutin für Hunde und Katzen.
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Zimmer rät von Wissen aus Büchern oder TV-Show ab: „Jedes Tier ist anders“
Die Hemmschwelle, sich bei der Erziehung von Haustieren Hilfe zu holen, sei häufig hoch, berichtet sie. „Aber man kann nicht genug fragen“, versichert Zimmer. Schließlich gehe es um das Wohl von Tier und Familie. Besonders wichtig ist ihr, bei der Erziehung nicht nur auf Internet, Bücher oder Tiersendungen zu setzen. „Jedes Tier ist anders!“ Dementsprechend verschieden sieht die Arbeit mit dem Haustier aus. Generell sei aber Geduld gefragt, so Zimmer.
Gefunden wird die Therapeutin, die sich ehrenamtlich auch in der Tierrettung engagiert, häufig im Internet, aber auch durch Mundpropaganda. Neben der therapeutischen Arbeit – „wenns wirklich Probleme gibt“ – bietet Zimmer auch klassisches Hundetraining und Beratungen in der Anschaffung von Hund oder Katze an.
So auch bei Heike Lauff. Hier hatte Zimmer einige Zeit nach der Erziehung von Elly beim „Einzug“ eines Katers ebenfalls beraten. Der Kontakt zwischen beiden blieb seit dem ersten Treffen bestehen, inzwischen sei man auch freundschaftlich miteinander verbunden. „Wir stehen voll hinter Tanja“, zeigt sich Lauff heute noch immer dankbar für die Arbeit der Verhaltenstherapeutin. Und auch Elly wedelt freudig mit der Rute, wenn Tanja Zimmer zu Besuch kommt.
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