Gladbeck. Tierquälerei in Gladbeck ist extremer geworden, sagt eine Expertin und erzählt die tragische Geschichte von Katze Phoebe und Kaninchen Motte.

„Wir haben schon Katzen aus der Mülltonne gerettet.“ Betroffenes Schweigen. Tanja Zimmer vom Tierschutzverein Gladbeck muss solche Sätze mittlerweile regelmäßig sagen. Routine hin oder her, betroffen machen sie die Tierretterin immer noch. In den vergangenen Wochen häufen sich die Berichte aus dem ganzen Ruhrgebiet. In Duisburg wurde eine Katze getreten und vor die Wand geworfen, in Gelsenkirchen wurden lebendige Tauben in einem Müllsack gefunden, das Bochumer Tierheim schlägt Alarm und sagt: „Wir sind am Limit“.

Nur knapp entkommen: Katze Phoebe und ihre Babys aus Gladbeck sollten auf E-Bay zum Verkauf angeboten werden.
Nur knapp entkommen: Katze Phoebe und ihre Babys aus Gladbeck sollten auf E-Bay zum Verkauf angeboten werden. © Tierschutzverein Gladbeck | Tanja Zimmer

Diese neue Qualität der Tiermisshandlung, ist sie auch in Gladbeck angekommen? „Ja, auf jeden Fall. Es ist grausamer geworden“, sagt Tanja Zimmer. Misshandelte Katzen, sogar tote Tiere gebe es auch hier, über die Gründe lässt sich nur spekulieren. „Menschen können sich den Tierarzt nicht mehr leisten, gerade jetzt haben viele ihre Nachzahlungen für Strom und Gas bekommen.“ Ganz generell liege es oft aber auch an einem grundsätzlich anderen Verhältnis zu Tieren, von Kindesbeinen an gelernt.

Katze Phoebe und ihre Babys wurden auf E-Bay angeboten

Da ist zum Beispiel Phoebe. Eine ganz und gar grazile Erscheinung, die schneeweiße Katze, wacher Blick, sehr aufmerksam. Was sicher daran liegt, dass sie gerade sechs kleine Kätzchen zur Welt gebracht hat, die auf tapsigen Pfoten durch die Gegend wandern und noch lernen müssen, wie das mit dem Leben eigentlich genau funktioniert.

Große Schwester: Auch Bella wurde vom Tierschutzverein Gladbeck gerettet.
Große Schwester: Auch Bella wurde vom Tierschutzverein Gladbeck gerettet. © Tierschutzverein Gladbeck | Tanja Zimmer

Mit dabei ist auch Bella, erst vier Monate alt und damit die große Schwester der sechs Neugeborenen. Sie stammen alle aus einem Haushalt, gerettet vom Tierschutzverein Gladbeck. „Scheinbar wollte die Familie die Tiere nicht mehr haben, die Katzen wurden auf E-Bay zum Verkauf angeboten“, seufzt Tanja Zimmer. Der Tierschutzverein nahm Kontakt auf und tatsächlich: Bella und ihre hochträchtige Mutter durften in eine Pflegestelle ziehen, kaum angekommen, kamen sieben Kätzchen auf die Welt. Von einem mussten Mensch und Tier wieder Abschied nehmen, es starb noch während der Geburt.

Zwergkaninchen Motte: Für die Kinder angeschafft und dann vernachlässigt

Jetzt werden die Tiere erstmal gechipt und kastriert, dann beginnt die Suche nach einem neuen, permanenten Zuhause für die schneeweiße Phoebe, die getigerte Bella, die vier weißen und zwei schwarzen Katzenbabys. Zimmer und der Tierschutzverein machen das gerne, aber nicht ohne Sorge. Das Tierheim in Gelsenkirchen-Erle musste einen Aufnahmestopp für Katzen verhängen, nach langer, vertrauensvoller Zusammenarbeit wandte sich das Team an den Tierschutzverein Gladbeck. „Aber wir können auch nicht unbegrenzt viele Tiere aufnehmen“, sagt Tanja Zimmer.

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Es sind aber nicht nur Katzen, denen die Tierschützer ein neues Zuhause suchen wollen. Motte zum Beispiel, ein braunes Zwergkaninchen, zirka fünf Jahre alt. „Sie benötigt intensive Betreuung, weil sie ein Schnupfenhäschen ist“, sagt Zimmer, den Partner hat Motte verloren, der Tierarzt konnte ihn nur noch erlösen. Warum? Weil er gemeinsam mit Motte für die Kinder einer Familie angeschafft wurde, dann aber im Garten „quasi vergessen“ wurde, von ausreichenden Tierarztbesuchen ganz zu schweigen.

Problemhäschen: Das Gladbecker Zwergkaninchen Motte sucht ein neues Zuhause, braucht aber viel Pflege.
Problemhäschen: Das Gladbecker Zwergkaninchen Motte sucht ein neues Zuhause, braucht aber viel Pflege. © Tierschutzverein Gladbeck | Tanja Zimmer

Andere Kaninchen, ähnliche Geschichte. Wonka und sein Bruder, fiel ihrer Besitzerin auf, sind gar nicht nur süß, sondern machen Arbeit und kosten Geld. Beides bleibt jetzt an den ehrenamtlichen Tierschützern hängen, bevor die Zwergkaninchen in ein neues Zuhause ziehen können, müssen sie kastriert und geimpft werden. Tanja Zimmer macht das in erster Linie wütend: „So sammeln sich leider die Fälle bei uns. Im Internet könnte sich heutzutage jeder vorab informieren. Aber es herrscht Ignoranz und Egoismus.“

>> SO KÖNNEN SIE EINEM TIER EIN ZUHAUSE SCHENKEN

  • Im Internet unter tierschutzverein-gladbeck.de werden die Tiere vorgestellt, die ein neues Zuhause suchen.
  • Der Verein ist telefonisch unter 02043 32 31 0 oder per E-Mail an tierschutz-gladbeck@web.de erreichbar.
  • Wer die ehrenamtlichen Helfer finanziell unterstützen möchten, kann das mit einer Spende an den Tierschutzverein Gladbeck u. Umgebung e.V., IBAN: DE 05 424 500 40 0000 012815, tun.