Gladbeck. Im Himmel über Gladbeck haben sich zwei Greifvögel einen erbitterten Kampf geliefert. Für einen der beiden Kontrahenten hatte das üble Folgen.

Die Natur ist grausam und unerbittlich. Und manchmal sind‘s auch die Jäger in der Tierwelt, die Federn lassen müssen. So geschehen in Gladbeck-Rentfort in einem Kampf zwischen zwei Bussarden. Doch für den unterlegenen Greifvogel nahte Hilfe in Gestalt des Menschen. Fachmann Gerd Tersluisen vom Hegering Gladbeck schildert das Drama um Leben und Tod in Rentfort.

Alles begann, wie meistens in der Tierwelt, mit einem Kampf ums Fressen. „Hoch über dem Hof Beckmann tobte ein Streit zweier Bussarde. Es ging um eine Maus, deren Aus die scharfen Fänge eines der zwei sich streitenden Bussarde vorher besiegelt hatte“, berichtet Tersluisen.

Wilder Kampf zwischen zwei Bussarden

Weithin seien die Rufe der beiden großen Greifvögel zu vernehmen gewesen. Wer emporgeschaut habe, „konnte den Luftkampf der Bussarde beobachten“. Dabei seien die Vögel dem Rasen des Wohnhauses so nahe gekommen, dass sie ihn fast berührten. Doch schließlich trennten sich die Kontrahenten.

Fotos eines verletzten Bussards
Ralf Lukavecz, Spezialist für Tag- und Nachtgreife, nahm sich des verletzten Bussards in Gladbeck an. © HO | Johannes Beckmann

Der unterlegende Vogel wollte davonfliegen, knallte dabei aber mit voller Wucht gegen eine Fensterscheibe und fiel benommen auf den Rasen. „Danach rappelte er sich auf und verschwand im ehemaligen Backhaus“, erzählt Tersluisen.

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Jagdfreund Johannes Beckmann beobachtete das Kampfgetümmel. „Er zeigte seinem Enkel Julius den kranken Vogel durch die Tür des Backhauses“ – näherte sich dem Bussard jedoch nicht. Beckmann nahm statt dessen Kontakt zur Feuerwehr auf. Sie vermittelte Beckmann die Telefonnummer eines Spezialisten für Tag- und Nachtgreife, Ralf Lukavecz aus Dorsten-Lembeck.

Es dauerte nicht lange, und der Fachmann stand vor der Tür des Bauernhauses in Rentfort. Vorsichtig, die Hände geschützt mit Lederhandschuhen, holte den Greifvogel aus seinem Versteck.

Der verletzte Bussard, der einen Oberarmknochen gebrochen hatte, wurde operiert. Foto: Tierarztpraxis 
Der verletzte Bussard, der einen Oberarmknochen gebrochen hatte, wurde operiert. Foto: Tierarztpraxis 

Und dann kam die böse Wahrheit ans Tageslicht: „Auf dem Bussard tummelten sich viele Parasiten, und die Veränderung seiner Zunge ließ einen Befall mit Haarwürmern vermuten.“ Das war noch längst nicht alles. Tersluisen zählt: „Eine Schwinge des Vogels hing deutlich durch. Er war flugunfähig. Ein Bruch des Oberarmknochens konnte schnell ertastet werden.“

Das deutlich hervorgetretene Brustbein, sagte Lukavecz, zeige dass der Greif schon einige Zeit keine Beute mehr gemacht hatte. Es müsse über kleine Portionen langsam wieder an größere Futtermengen gewöhnt werden. Der Spezialist. „Ich nehme ihn mit nach Hause, untersuche ihn noch einmal gründlich, bringe ihn zum Tierarzt und füttere ihn sehr zurückhaltend. Wenn er wieder gesund ist, werden wir ihn genau an diesem Fundplatz wieder auswildern“.

Der verletzte Bussard wurde operiert

Der Freund der Tag- und Nachtgreifvögel brachte den Patienten, nach Freigabe durch die zuständige Behörde in Recklinghausen, unverzüglich in eine Tierarztpraxis, die auf verunglückte Greifvögel spezialisiert ist. „Die Röntgenaufnahme des betroffenen Flügels zeigte, dass der Greif einen Längsbruch des Oberarmknochens hatte.“

„Läge der Bruch nur zwei Zentimeter höher, müsste der Greifvogel eingeschläfert werden.“

Ralf Lukavecz
Spezialist für Greifvögel

Eine Operation wurde fällig. „Läge der Bruch nur zwei Zentimeter höher, müsste der Greifvogel eingeschläfert werden. In diesem Fall gäbe es keine erfolgreiche Behandlung mehr,“ sagte Lukavecz. Doch der Bussard konnte operiert werden. Die OP verlief laut Tersluisen erfolfgreich.

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>> Wissenswertes über Bussarde

Gerd Tersluisen: „Bussarde werden auch Katzenadler genannt. Denn wenn sie rufen, klingt das wie das Miauen einer Katze.“

Johannes Beckmann „hat mit seinem Verhalten alles richtig gemacht“, lobt Gerd Tersluisen. Der Hegering-Fachmann erklärt: „In solch einem Falle gönnt man dem kranken Tier alle Ruhe der Welt und versucht, einen Speziallisten zu erreichen. Der hilft bestimmt weiter.“

Der Regionalverband Ruhr plant auf dem Gelände der Biologischen Station Recklinghausen, den Bau einer neuen Auffangstation für Tag- und Nachtgreifvögel. „Die Planung ist bereits abgeschlossen“, sagt Tersluisen, „wenn diese Station in Betrieb genommen wird, werden viele Wege einfacher.“