Gladbeck. Der spatzengroße Vogel der Superlative ist rar geworden. Ein Gladbecker Experte gibt Tipps, wie er dennoch zu beobachten ist.
Ein fliegender Edelstein an Gladbecks Teichen! Ein Königsfischer der Sonderklasse! Ein funkelndes und fliegendes Farbwunder! Es gibt in der Vogelwelt einen schillernden Star, den nicht nur Ornithologen in den höchsten Tönen loben und in Entzücken versetzt. Das ist der ebenso auffällige und seltene Vogel, dessen Geheimnisse Gerd Tersluisen lüftet. Der Experte kann für Gladbeck eine gute Nachricht überbringen.
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Von diesem Überflieger existieren nach aktuellen Schätzungen derzeit in Deutschland 5600 bis 8000 Brutpaare, nicht allzu viele also. Der Eisvogel, von dem hier die Rede ist, gilt als bedrohte Schönheit. Zweimal schon haben ihn der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Landesbund für Vogelschutz (LBV), zum „Vogel des Jahres“ gekürt – 2009 und 1973.
Ungefähr so groß wie ein Sperling ist er: 17 bis knapp 20 Zentimeter. Der Eisvogel hat ein prachtvoll schimmerndes azurblau-grünes Gefieder, der Bauch leuchtet rostrot. Dieses Federkleid mag verantwortlich sein für den Namen, bedeutet doch im Althochdeutschen „eisan“ so viel wie glänzen.
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Das Zuhause des Eisvogels: naturnahe Flüsse und Gewässer sowie Auen. Wo er ist, ist die Natur noch in Ordnung, könnte also die Formel lautet. Doch eben dieser Lebensraum ist das Problem. Es könnten mehr seiner Art in Deutschland brüten – ja, wenn der Mensch nicht in die Natur eingegriffen, Bäche und Flüsse begradigt hätte.
Doch Gerd Tersluisen vom Hegering Gladbeck hat eine gute Nachricht: „Es sind wieder vermehrt Eisvögel an unseren Teichen zu beobachten.“ Minutenlang können sie reglos auf ihrem Ausguck, beispielsweise einem übers Wasser ragenden Zweig verharren und auf Beute lauern: kleine Fische, Kaulquappen, junge Frösche und Insekten. Er ändert auch mal seinen Ansitzplatz. Tersluisens Tipp: „Der kleine Kerl mit dem langen Schnabel und dem kurzen Schwanz kommt immer wieder zum liebgewonnenen Platz zurück. Es lohnt sich, zu warten.“
Wo ist der „fliegende Edelstein“ in Gladbeck zu erspähen?
Pfeilschnell und dicht über der Wasserfläche fliegt der Eisvogel – für das menschliche Auge kaum zu erfassen. Aber sein Gefieder fällt auf. „Je nach Sonneneinstrahlung kann es seine Farbe nach grün hin ändern. Sein Kopfgefieder gleicht dem Rückengefieder, besitzt allerdings viele, weiße Tupfen. Brust und Augenstreif sind rotbraun. Ein weißer Kehlfleck und weiße Flecken, am Ende des roten Augenstreifens, machen das Farbwunder perfekt“, schwärmt Fachmann Gerd Tersluisen, „die Farbe seines Rücken- und Kopfgefieders tarnt ihn gegen Blicke seiner Luftfeinde.“
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In der Vegetationszeit sitze der Eisvogel auf belaubten Ästchen und werde daher nicht gesehen. „Anders ist es aber im Winter. In dieser Zeit sind die Äste kahl, und der kleine Ansitzjäger ist schnell zu entdecken“, so Tersluisen. Wer den prachtvollen Vogel beobachten will, sollte in der Nähe der Zuflüsse eines Teiches besonders aufmerksam sein. Im Winter sind diese Zuflüsse eisfrei. Der Hegering-Experte: „Sie bilden ein Atemloch für alle Wasserbewohner. Da der Eisvogel aber zum größten Teil von Fischen lebt, ist er gerade hier zu entdecken und zu beobachten.“
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In langanhaltenden Frostperioden, in denen die Gewässer völlig zufrieren, brechen laut Gerd Tersluisen die Bestände des Eisvogels nahezu völlig zusammen. „Der kleine Kerl kann ohne Fische halt nicht überleben.“