Gladbeck. In Gladbeck fehlen nach wie vor hunderte Kita-Plätze. Die Umsetzung der Ergebnisse des Kita-Gipfels läuft stockend. Eine Bestandsaufnahme.
Das neue Kita-Jahr hat begonnen, und es bringt kaum Besserung. Noch immer warten mehr als 800 Kinder in Gladbeck auf einen Platz in der Kita. Nach Angaben der Stadt haben sich jedoch die Versorgungsquoten verbessert. Die werden anhand der Bevölkerungsstatistik berechnet, und demnach waren rechnerisch zum Stichtag 24. Juli 89,9 Prozent bei den Drei- bis Sechsjährigen und 30,4 Prozent bei den Unter-Dreijährigen mit einem Kitaplatz versorgt. Im Vorjahr lagen die Quoten laut Stadtverwaltung bei 86,9 bzw. 29,7 Prozent.
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Doch der Blick auf die absoluten Zahlen zeigt, dass immer noch viele Familien auf einen Platz warten. Demnach waren 482 Kinder im Kita-Navigator registriert, die im zu Ende gegangenen Kitajahr bis Juli 2024 keinen Platz erhalten haben. Dazu kämen, so die Stadtverwaltung, weitere 350 Mädchen und Jungen, „die für einen Platz ab dem 1. August keine Zusage erhalten haben“. Macht in Summe 832 Kinder, die teils schon länger als ein Jahr auf einen Kita-Platz warten.
Im U3-Bereich tut sich die nächste Lücke in Gladbeck auf
Allerdings, so die Stadt, könne es sein, dass vereinzelt Kinder doppelt erfasst seien. Trotzdem, ein schwacher Trost: Im Vorjahr waren es 895 Kinder, die auf einen Platz in der Kita gewartet haben. „Die Zahl der unversorgten Kinder hat sich gegenüber der letzten Kita-Ausbauplanung um 93 Kinder reduziert. Die Zahlen der Kinder auf der Warteliste sind jedoch weiterhin hoch“, so Stadtsprecher David Hennig.
Zum 1. August gab es in Gladbeck 2219 Kita-Plätze für Über-Dreijährige, hinzu kommen 712 im U-3Bereich. 249 Plätze dieser Art bieten die Tageseltern an. Doch mit Blick auf die gesetzlichen Vorgaben weiß auch die Stadt, dass sich hier die nächste Lücke auftut. Denn von der mittelfristigen Vorgabe, eine Versorgungsquote von 40 Prozent im U3-Bereich, ist Gladbeck noch weit entfernt.
Kita-Neubauten in Gladbeck sind in Planung
Die Stadtverwaltung selbst rechnet vor, dass in Gladbeck aktuell 2350 zu versorgende Kinder leben, die jünger als drei Jahre sind. Bei einer Quote von 40 Prozent müssten dafür 950 Betreuungsplätze geschaffen werden. Heißt also, dass perspektivisch weitere 228 U3-Plätze fehlen, rechnet die Stadt in einer Anfrage der Lokalredaktion vor.
Schon seit einiger Zeit arbeitet die Stadt daran, diese Misere zu beheben. Doch dafür braucht es vor allem Neubauten. Die aber gibt es nicht von heute auf morgen. Zuletzt ist die neue Kita der Falken an der Breuker Straße in Betrieb gegangen. Dort gibt es insgesamt 75 Plätze, davon 16 im U3-Bereich. Frühestens ab 1. Oktober 2025 rechnet die Stadt mit der Fertigstellung der neuen städtischen Kita an der Enfieldstraße. Dort baut die städtische Wohnungsgesellschaft GWG einen Kindergarten. 45 zusätzliche Plätze, davon 20 U3-Plätze, verspricht sich die Stadt davon.
Stadt Gladbeck will Stand der Ausbauplanung detailliert vorstellen
Bis 2028 will die Stadt den Kita-Neubau vorantreiben. Mehr als 700 Plätze sollen auf diese Weise entstehen, davon sind allerdings nur rund 200 tatsächlich neu, die restlichen sind Kompensationen für Plätze, die durch die Schließung oder den Abriss älterer Kitas wegfallen.
In der Sitzung des Jugendhilfe-Ausschusses Ende August werde das Amt für Jugend und Familie den aktuellen Stand der Kita-Ausbauplanung detailliert vorstellen und berichten, wo weitere Plätze geschaffen werden. „Wir sind aktuell in Abstimmung mit den Trägern, Investoren und Bauherren darüber, was bereits öffentlich kommuniziert werden kann. Dem können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vorgreifen“, so der Stadtsprecher.
Doch der Neubau von Kitas benötigt einen entsprechenden zeitlichen Vorlauf, die Familien brauchen den Kita-Platz aber jetzt. Bürgermeisterin Bettina Weist hatte vor dem Hintergrund die Kita-Träger zu einem Gipfel eingeladen, verschiedene Punkte wurden besprochen, die vielleicht schon Wirkung zeigen könnten.
Einige Beschlüsse des Kita-Gipfels wurden bereits umgesetzt
Einige Sachen, etwa zusätzliche Plätze im Rahmen von Gruppenüberschreitungen, würden bereits dort umgesetzt, wo es pädagogisch vertretbar sei, gleiches gelte für zusätzlich Plätze in der Kindertagespflege. Und dort hofft die Stadt auch auf Plätze. David Hennig: „Es wird angestrebt, weitere Plätze im Rahmen von Großtagespflegestellen mit und ohne Trägerschaft zu schaffen.“ Eine neue Satzung soll dafür Sorge tragen, die Qualitätsstandards zu erhöhen und die Attraktivität zu steigern. Voraussichtlich im November werde die Verwaltung die neue Satzung der Politik zur Beratung vorlegen.
Angedacht waren auch weitere Brückenangebote. Dort finden Vorschulkinder einen Platz, die bisher keinen Kita-Platz haben und so wenigstens in dem Jahr, bevor sie eingeschult werden, betreut werden sollen. Allerdings hat das Land nur bisher schon bestehende Angebote weiter bewilligt, alle neuen in NRW wurden abgelehnt.
Daher hat sich die Stadt entschieden, ein Alternativangebot zu machen und es aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Voraussichtlich zum ersten September werde diese „Frühschicht“ an den Start gehen. Mit im Boot sind der Caritasverband und die Arbeiterwohlfahrt als Träger der Offenen Ganztagsschulen an den Standorten Lambertischule, Südparkschule, Mosaikschule, Pestalozzischule, Josefschule und Wittringer Schule. „Das Angebot richtet sich an Vorschulkinder mit und ohne Fluchthintergrund in besonderen Lebenslagen, die im August 2025 in die Schule kommen und noch keinen Kita-Platz haben“, heißt es seitens der Stadt.
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Bleibt die Frage nach den Doppelbelegungen. Auch eine Idee des Kitagipfels. Familien, die je nur eine 25-Stunden-Betreuung benötigen, könnten sich aufteilen, etwa wenn eine den Betreuungsbedarf eher am Vormittag, die andere am Nachmittag hat. „In Kooperation mit einer städtischen Kita, die viele Kinder mit 25-Stunden-Verträgen betreut, wurden Lösungsmöglichkeiten ausgelotet und ein Konzept entwickelt“, sagt David Hennig.
Jedoch habe der LWL als Träger des Landesjugendamts inzwischen entschieden, ein solches Projekt nicht zu finanzieren. Als Konsequenz daraus, müsse man nun neu überlegen, sagt der Stadtsprecher.
Kita-Navigator: Eltern sollten Anmeldung prüfen
Die Kita-Anmeldung in Gladbeck läuft digital über den Kita-Navigator. Dort geben die Eltern den Bedarf an und melden ihr Kind für ihre Wunsch-Kita an und geben auch möglich Ausweich-Kitas an. Allerdings wurden zum 31. Juli alle registrierten Kinder, die zum 1. August einen Platz gesucht haben, automatisch gelöscht, falls die Eltern die ausgewählte Kita nicht wieder vorgemerkt haben.
Die Stadt fordert die Eltern daher auf: „Alle Eltern, die noch keinen Platz erhalten, aber noch einen Bedarf haben, werden gebeten, zu prüfen, ob die Anmeldung weiterhin aktiv ist.“
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