Gladbeck. Stadt liegt ein Angebot einer Verleih-Firma für E-Scooter vor. Es wäre der zweite Versuch mit den Flitzern. Was der Jugendrat damit zu tun hat.

Gerade einmal fünf Monate waren sie auf Gladbecks Straßen unterwegs. Dann endete der flotte Fahrspaß ziemlich abrupt. Anfang Februar 2023 sammelte der E-Scooter-Anbieter Lime seine 300 Elektroroller wieder ein und beendete damit den Verleih-Service in der Stadt. Damals konnte man den Eindruck gewinnen, dass in Gladbeck kaum jemand den Rollern hinterher getrauert hat. Ganz im Gegenteil. Und nun? Nimmt das Thema E-Scooter-Verleih plötzlich wieder Fahrt auf in der Stadt.

Was der Gladbecker Jugendrat zu den Leih-E-Scootern meint

Der Stadt Gladbeck liegt eine Anfrage des Anbieters Bolt vor, der seine E-Scooter hier fahren lassen möchte – und das ab dem Frühjahr 2025. In der Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Umwelt, Klimaschutz und Mobilität am Donnerstag (16 Uhr, Ratssaal) soll darüber beraten werden. Ausschlagegebend für den erneuten Versuch, die Leih-Elektro-Flitzer in Gladbeck zu etablieren, ist auch die Tatsache, dass diese Art der Fortbewegung bei jungen Leuten sehr angesagt ist.

Für sie, so heißt es in der Verwaltungsvorlage zur Ausschusssitzung, sei der Roller oft die günstigere Alternative gegenüber einem Busticket. Und flexibler unterwegs sei man so ebenfalls. Für viele Jugendliche würde ein solches Angebot zudem die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung deutlich verbessern. Die Anregung, doch erneut über den Verleih nachzudenken, kam übrigens aus den Reihen des Gladbeckers Jugendrates. Viele Mitglieder dort wünschen sich wohl ein solches Angebot für ihre Stadt.

Städtische Umweltabteilung nennt die E-Scooter klimafreundliche Alternative

Argumente dafür listet auch die städtische Umweltabteilung im Vorfeld auf. Die Art der Fortbewegung sei „eine klimafreundliche Alternative“. Wenn man über Themen wie Verkehrswende, aber auch Lärm- und Luftverschmutzung spreche, brauche es „attraktive Angebote, die zum Umsteigen vom privaten Pkw anregen“. Die E-Scooter des Anbieters Bolt seien zudem mit einem Wechsel-Akku ausgestattet, so dass bei leeren Akkus nicht der komplette E-Scooter eingesammelt werden müsse. Dies verbessere die Umweltbilanz der Fahrzeuge und reduziere die Geräusche im Wechselprozess.

Und so ist man im Rathaus zu der Überzeugung gekommen, dass es sinnvoll sei, „den Verleih von E-Scootern erneut konstruktiv zu begleiten“.

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Im September 2022 hatte der Anbieter Lime den Verleih von E-Scootern in Gladbeck gestartet. Als Test für ein Jahr war das Ganze damals gedacht. Doch die Testphase endete bereits nach fünf Monaten. Grund für den Rückzug damals waren wohl auch die Gebühren, die die Stadt der Firma für die gewerbliche Nutzung des Straßennetzes in Rechnung gestellt hat.

Bei vielen Gladbeckern kamen die Leih-Scooter überhaupt nicht gut an

Die fünf Monate reichten allerdings auch schon völlig aus, um viele Bürger gegen das Angebot aufzubringen. Groß war der Ärger über Tretroller, die einfach irgendwo rücksichtslos abgestellt wurden, die umgekippt Wege blockierten. Und auch das Fahrverhalten einiger Nutzer gab immer wieder Anlass zur Kritik.

Dabei war die Nutzung schon eingeschränkt worden. Die Roller durften beispielsweise nicht in der Fußgängerzone und in Grünanlagen abgestellt worden. Solche „Sperrzonen“ und „Abstellorte“ sind nun auch für den zweiten Anlauf wieder angedacht. Und noch etwas wird in der Vorlage für den Fachausschuss am Donnerstag erwähnt: Zu Unfällen mit den Leih-Scootern sei es in der Testphase mit dem Anbieter Lime nicht gekommen. Bekannt seien nur vereinzelte Unfälle mit privaten Rollern.

Und so kann man es sich im Rathaus vorstellen, eine zweiten Anlauf mit einem E-Scooter-Verleih anzugehen. Dabei soll der Betrieb auch diesmal wieder über ein Jahr beobachtet werden, „um nach diesem Zeitraum erneut in den politischen Gremien über den Sachverhalt zu berichten und gegebenenfalls nachsteuern zu können“.

Erneuter Versuch? Das meinen die Nutzerinnen und Nutzer auf der Facebookseite der Redaktion

Die Lokalredaktion hat vorab schon einmal auf Facebook die Frage gestellt, was denn die Gladbeckerinnen und Gladbecker von einem neuen Verleih-Angebot halten. Die Umfrage ist natürlich nicht repräsentativ, das Ergebnis allerdings ziemlich eindeutig. In allen Kommentaren erfahren die Leih-E-Scooter ganz klar Ablehnung, positiv äußert sich niemand. Vielmehr befürchten viele, dass die Roller „wieder überall rumliegen werden“. Auch das zu erwartende rücksichtslose Verhalten einiger Nutzerinnen und Nutzer wird erneut scharf kritisiert.

>> Wie der Anbieter Fehlverhalten von E-Scooter-Nutzern verringern will

Um Fehlverhalten bei der Nutzung der Roller zu verringern, setzt der Anbieter Bolt, so wie die meisten Anbieter auf dem Markt, auf technische Lösungen. Auch darauf wird in der Verwaltungsvorlage für den Ausschuss hingewiesen. So werden z.B. beim Parkvorgang die Kontrollfotos per KI geprüft.

Das heißt: Wird der E-Scooter offensichtlich auf einem Gehweg abgestellt, wird das Parken nicht akzeptiert und der kostenpflichtige Leihvorgang kann nicht beendet werden.