Gladbeck. An der Lambertistraße in Gladbeck gibt es einige Leerstände. Auch das „Studio 1453“, vormals Askania, zählt dazu. Was Experten der Stadt sagen.
Eigentlich galt die Straße in Gladbecks Fußgängerzone schon als kleine Wohlfühloase in der Innenstadt. Im Sommer draußen ein Eis oder Baguette essen, den Kindern beim Spielen zusehen, dem Plätschern des Wasserlaufs lauschen – und dann noch, sozusagen als i-Tüpfelchen, der Blick auf die imposante Lamberti-Kirche. Die Lambertistraße wurde schon fast als kleine Gastromeile in Gladbeck angesehen. Und dann: trüben auf einmal Leerstände das Bild. Doch wie kann man da gegensteuern?
Inventar vom „Studio 1453“ in Gladbeck wird von der Betreiberin zum Verkauf angeboten
Die frühere Dr. Kuhn-Apotheke steht seit einigen Monaten leer, das Ladenlokal daneben schon erheblich länger. Gleich gegenüber hat erst vor relativ kurzer Zeit das „Mein Cafè“ geschlossen. Und nun – ist auch die ehemalige Askania-Filiale erneut verwaist. Für nicht ganz ein Jahr war dort ein Kosmetik-Studio ansässig. Doch jetzt macht der Blick auf die meterlange Schaufensterfront, die sich noch dazu um die Ecke bis zur Goethestraße zieht, deutlich: Hier werden keine Behandlungstermine mehr vereinbart. Vielmehr will die Betreiberin vom „Studio 1453“ ganz eindeutig ihr Inventar verkaufen. Nebst einigen Brautroben, jedes Kleid für 100 Euro.
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Ein schöner Anblick ist das riesige, aufgegebene Ladenlokal schon jetzt nicht. Und das, obwohl noch einiges an Deko in den Schaufenstern steht. Vor dem Eingang vertrocknet in einem großen Pflanztopf ein Baum. Die Gießkanne hat er schon lange nicht mehr gesehen. Warum daneben noch ein Holzstuhl vor dem Geschäft steht? Darüber kann man nur spekulieren. Fest steht aber hingegen: Mit einer Größe von mehr als 600 Quadratmetern auf einer Ebene (nach Angaben der Kosmetik-Studio-Betreiberin) und noch einmal um die 70 Quadratmeter in der Etage darüber, stellt das Geschäft ein großes Problem dar. Ein Problem, das man bei der städtischen Wirtschaftsförderung aber zumindest im Blick hat.
Der städtischen Wirtschaftsförderung kommt die Vermittlerrolle zu
Wie bei jedem Leerstand, sagt Özcan Zopi, könne die Stadt als Vermittler agieren zwischen potenziellen Mietinteressenten und den Immobilieneigentümern. In diesem Fall spricht der Leiter der Wirtschaftsförderung allerdings von „einer Einbahnstraße“, denn bislang seien alle Versuche, mit dem Eigentümer des Hauses in Kontakt zu treten, nicht auf Resonanz gestoßen. „Das ist sehr ärgerlich, genau wie auch im Fall der aufgegebenen C&A-Filiale an der Hochstraße, da ist die Situation nämlich ähnlich gelagert“, ergänzt Sonja Petri von der Wirtschaftsförderung. Und noch ein zweites Problem stellt die frühere Askania-Filiale dar: Das Ladenlokal ist flächenmäßig um einiges zu groß, um für eine Förderung durch das Programm zur Stärkung der Innenstadt infrage zu kommen. Zwei Tatsachen, die den Umgang mit dieser Immobilie nicht gerade erleichtern.
Zeichnet sich für das ehemalige „Mein Café“ eine baldige Lösung ab?
Weitaus entspannter stellt sich aus Sicht der beiden städtischen Experten ein Neustart im Ladenlokal von „Mein Cafè“ dar. Hier sei man gemeinsam mit dem Immobilienbesitzer und sogar dem früheren Café-Betreiber bemüht, dass möglichst bald schon neues Leben in das Geschäft einzieht. Von mehreren Interessenten weiß Sonja Petri zu berichten, natürlich ohne Details zu nennen. Nur soviel: „Eventuell wäre sogar eine Lösung darstellbar, bei der es zumindest teilweise sogar um einen Gastrobetrieb geht!“
„Hier müsste der Immobilienbesitzer investieren“
Der Blick auf die beiden Leerstände gegenüber zeige besonders am Beispiel der früheren Kuhn-Apotheke, wie wichtig es ist, dass auch die Hauseigentümer sich finanziell einbringen. Die orangefarbenen, großen Klinker an der Fassade seien eindeutig aus der Zeit gefallen, urteilt Özcan Zopi. „Hier müsste investiert werden!“ Immerhin: Bei diesem Leerstand an der Lambertistraße ist eine Förderung möglich – und eine intensive Begleitung und Beratung eines neuen Mieters durch das Team der Wirtschaftsförderung. Alle Informationen stehen auch auf dem großen Plakat, das gut sichtbar im Schaufenster klebt.
Für ein Ladenlokal an der Lambertistraße ist keine Förderung mehr möglich
Bei dem verwaisten Ladenlokal gleich daneben sieht die Situation schon ein wenig anders aus. Vor etlichen Jahren war dort einmal ein Schreibwarenladen. Nach der Geschäftsaufgabe lief es dann an dieser Stelle nicht mehr so gut. Zuletzt diente der Verkaufsraum zur Hälfte einem Anbieter von Balkonkraftwerken als Büro. Mittlerweile ist das aber schon wieder Geschichte. Die andere Hälfte der Fläche nutzte der Lieferdienst „Eagle Delivery“. Doch das Angebot, sich in der Innenstadt geshoppte Einkäufe bequem und umweltfreundlich nach Hause liefern lassen zu können, floppte in Gladbeck. Ein gutes halbes Jahr nach der Einführung war es schon wieder vorbei mit dem umweltfreundlichen Lieferdienst. Seit Anfang 2024 steht das Ladenlokal erneut leer. Was eine Neuentwicklung an dieser Stelle für die Wirtschaftsförderung erschwert: Eine Förderung ist hier nicht mehr möglich, da diese bereits für diese Immobilie genutzt worden ist.
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Doch was kann unternommen werden, um zumindest vorübergehend bis zu einer Neuvermietung für ein wenig Belebung zu sorgen? Schließlich trüben Leerstände in der Regel immer den Blick auch auf das Umfeld. Vier ungenutzte Ladenlokale – sie tun der gesamten Lambertistraße einfach nicht gut.
Sogenannte Pop-up-Stores, also vorübergehend in einem Leerstand betriebene Geschäfte, können eine gute Lösung sein. Das sieht auch Özcan Zopi so: „Schon einige Wochen vor der Legobörse ,Brickolage‘ ist die alte Apotheke für einige Zeit als Anlaufstelle für Lego-Fans genutzt worden. Das wurde sehr gut angenommen und hat deshalb auch zu einer Belebung der Lambertistraße beigetragen“, sagt der Chef der Wirtschaftsförderung. Allerdings seien in so einem Leerstand nicht immer alle Nutzungsmöglichkeiten möglich. „In der Apotheke hätte schon allein aus baurechtlichen Gründen z. B. kein Gastro-Betrieb eröffnet werden können.“
Wichtig neben dem Einzelhandel: die Aufenthaltsqualität und Gastronomie
Doch auch, wenn Gladbeck, genau wie alle Städte im Revier, immer mal wieder mit leerstehenden Geschäftslokalen zu kämpfen hat, fällt Özcan Zopis Blick auf die Potenziale der Innenstadt positiv aus. Die Fußgängerzone, so der Experte, der in Gelsenkirchen wohnt, mache einen sauberen und gepflegten Eindruck. „Man sieht, dass die Stadt hier in den vergangenen Jahren viel Geld für den Umbau in die Hand genommen hat.“ Ein weiterer Pluspunkt seien die inhabergeführten Einzelhandelsgeschäfte in der Innenstadt.
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Nicht vergessen dürfe man allerdings auch, dass sich die Anforderungen an eine Innenstadt im Laufe der Jahre gewandelt hätten. Einzelhandel allein reiche nicht mehr aus, die Aufenthaltsqualität und vor allem auch ein gutes gastronomisches Angebot seien ebenfalls ausschlaggebend. Doch auch da sieht Zopi Gladbeck auf einem guten Weg. Und mit der baldigen Eröffnung vom Café Extrablatt am Markt und dem Restaurant Mezzomar in der Alten Post kämen in absehbarer Zeit noch zwei gute Adressen an wichtigen Stellen in der Innenstadt hinzu.
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