Gladbeck. 12 Neu-, Aus- und Ersatzbauten von Kitas plant die Stadt Gladbeck bis 2028. Doch hohe Baukosten und Landesvorgaben erschweren das Vorhaben.
Gladbeck braucht ganz dringend zusätzliche Kita-Plätze. Zum Start des neuen Kindergartenjahres hatten 871 Kinder in der Stadt noch keinen Betreuungsplatz. Einige von ihnen warten schon seit zwei Jahren. Die Stadt ist dabei, verspricht Abhilfe, doch auf die Schnelle geht das nicht. In Brauck jedoch zeigt sich, wie diese Abhilfe aussehen kann. Dort, an der Breukerstraße, baut die Gladbecker Wohnungsgesellschaft (GWG) – eine städtische Tochter – eine neue Kita.
Inzwischen steht der Rohbau, und GWG-Geschäftsführer Stephan Patz geht davon aus, dass das Gebäude im Januar an den Träger übergeben werden kann. In dem Fall ist das die Falkennest gGmbh, die in der Stadt bereits die Kita Superhelden an der Uhlandstraße betreibt. An der Breukerstraße sollen 75 Kinder in vier Gruppen betreut werden.
Derzeit haben die Elektriker das Kommando auf dem Bau
Doch noch haben in dem Bau die Handwerker das Sagen. Die Elektriker sind aktuell am Werk, verlegen meterweise Strom- und Netzwerkkabel. Auch die Sanitärinstallateure waren an einigen Stellen bereits aktiv, davon zeugen die Spülkästen, die in den Waschräumen bereits hängen.
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Doch schon im Rohbau wird deutlich, wie der Bau aufgeteilt ist. Auf einer Seite liegen die vier Gruppenräume, dazu Nebenräume, wie sie vor allem für die U3-Betreuung vorgeschrieben sind. Ein langer Flur – Tageslicht fällt durch die Deckenlichter hinein – verbindet all diese Räume. Auf der anderen Seite des Flurs liegen dann die übrigen Zimmer – also etwa Diensträume fürs Team, die Küche oder auch ein Ort für Elterngespräche.
Kita-Ausbau ist Thema im Jugendhilfeausschuss der Stadt Gladbeck
Stephan Patz ist mit dem Baufortschritt zufrieden. Von größeren Materialengpässen oder auch anderen Problemen sei man bisher verschont geblieben, sagt er. Die nächsten Schritte am Bau sind der Einbau von Fußbodenheizung und Estrich. Eine Dachbegrünung vervollständigt die neue Kita dann. Bei der Planung hat die GWG auf ein Architekturbüro zurückgegriffen, man habe sich außerdem eng mit dem künftigen Träger abgesprochen, um auch dessen Vorstellungen früh mit einfließen zu lassen, erläutert Stephan Patz. „Letztlich nutzen ja nicht wir als GWG das Gebäude sondern die Kinder, Mitarbeiter und Eltern sollen sich hier zu Hause fühlen.“
Die Kita in Brauck ist nur einer von zahlreichen geplanten Neubauten. Im Jugendhilfeausschuss am Dienstag legt die Verwaltung die Ausbauplanung bis zum Kita-Jahr 2027/28 vor. Auf der Liste stehen allein sechs Neubauten, dazu kommen fünf Ersatzbauten, sowie die geplante Erweiterung einer Kita in Rentfort-Nord um zwei Gruppen.
Auf diese Weise, so geht aus der Vorlage des Jugendhilfeausschusses hervor, sollen 830 zusätzliche Betreuungsplätze entstehen. Den Investitionsaufwand beziffert die Stadt dabei auf rund 27.555.000 Euro – also gut 33.000 Euro pro Platz. Der werde sich überwiegend auf Investoren, Träger und zu einem Teil auch auf die Stadt verteilen, heißt es weiter in dem Verwaltungspapier für die Ausschussmitglieder. Nach Abschluss der Ausbaupläne rechnet man bei der Verwaltung mit jährlichen Betriebskosten von knapp acht Millionen Euro. Davon übernimmt rund 40 Prozent das Land, 10,4 Prozent werden durch Elternbeiträge refinanziert.
Kita-Ausbauoffensive in schwierigen Zeiten
Auch die GWG könnte bei einem der Neubauten erneut als Investor, sprich Bauherr, auftreten. Man verhandele derzeit mit der Stadt über einen Standort, sagt Stephan Patz. Dennoch: Die Stadt schiebt ihre Ausbauoffensive zu schwierigen Zeiten an. Steigende Zinsen und Baukosten haben zur Folge, dass der Bau von Kitas für Investoren nicht mehr so attraktiv ist wie noch vor einigen Jahren.
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Das Kinderbildungsgesetz des Landes (Kibiz) regelt die Höhe der Miete, die ein Investor erhält. Die steigt auch kontinuierlich an. Bei günstiger Finanzierung und möglichst geringen Baukosten also ein durchaus lohnenswertes Geschäft. Das kehrt sich durch die steigenden Kosten jedoch um, denn selbstverständlich sind die im Kibiz festgelegten Mieten nicht gleichermaßen gestiegen.
Höhe der Miete ist für große und kleine Städte unterschiedlich festgelegt
Dazu komme ein weiteres Problem in Gladbeck, berichtet Stephan Patz, der gleichzeitig ja auch Geschäftsführer der städtischen Baugesellschaft in Bottrop ist. Die hat in der Nachbarstadt schon zahlreiche Kitas gebaut – und bekommt dort mehr Miete als die GWG in Gladbeck. „Das Kibiz unterscheidet zwischen Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern und kleineren kreisangehörigen Städten“, sagt Patz.
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Warum diese Unterscheidung? Dazu äußert sich das Ministerium für Familie, Kinder und Jugend in NRW nicht konkret. Ein Sprecher weist lediglich darauf hin, dass diese Aufteilung im Jahr 2008 festgelegt wurde. damals sei das gesamte Finanzierungssystem der frühkindliche Bildung auf das bis heute gültige Pauschalen-System umgestellt worden – „mit zahlreichen Verbesserungen, wie zum Beispiel die Dynamisierung der Landeszuschüsse, die auch die Mieten betreffen“.
Land: Stadt Gladbeck könnte Finanzierung aus eigenen Mitteln erhöhen
Hat die Stadt Gladbeck Möglichkeiten, da gegenzusteuern? „Eine darüber hinausgehende Finanzierung obliegt den Jugendämtern als örtlichen Trägern der öffentlichen Jugendhilfe in eigener Zuständigkeit, da diese grundsätzlich selbst für die Bereitstellung entsprechender Angebote der frühkindlichen Bildung verantwortlich sind“, so die Antwort aus Düsseldorf. Mit anderen Worten: Es spricht nichts dagegen, wenn die Stadt zusätzliches Geld bereitstellt. Doch bei der städtischen Kassenlage ist das nicht einfach.
Zurück nach Brauck. Zumindest hier wächst die Kita seit September immer mehr. Der Blick in die Gruppenräume zeigt: es wird. die Anschlüsse für die kleinen Kinderküchen dort sind schon vorbereitet, anders das überschaubare Außengelände, hier haben die Landschaftsgärtner noch einiges zu tun.