Gladbeck. Brücke aus modernem GFK ersetzt in Gladbeck marode Holzkonstruktion. Neues Material verspricht Langlebigkeit. Es gibt aber noch weitere Vorteile.
Eine Brücke am Haken: So einen Anblick gibt‘s auch nicht alle Tage. Wer am Dienstag früh aus den Federn gekommen war und zufällig am Mühlenbach in Wittringen entlangspazierte, sah genau das. An einem riesigen Kran hing eine Brücke aus modernem Material samt Geländer –fix und fertig. Mit der aufwendigen Aktion wird ein Mangel in Gladbeck behoben.
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Allein der Transport der neuen Brücke in einem Stück, die das abgerissene Vorgänger-Bauwerk ersetzt, hatte sich als Kraftakt erwiesen. Gefertigt wurde die Konstruktion in Chemnitz, im Werk der Firma Fibertech, das berichtet Giahn Miro. Die Projektleiterin aus der Stadtverwaltung Gladbeck erzählt: „Ein großes Problem war für uns die Ferngasleitung.“ Darüber dürfe ein so großes Sonderfahrzeug nicht ohne weiteres fahren. „Die Leitung musste gesichert werden, es wurden Baggermatten ausgelegt“, so die Bauingenieurin.
Für den Sondertransport waren einige Hürden aus dem Weg zu räumen
Aber bereits weit bevor der Transporter überhaupt in Gladbeck rollte, gab‘s Hürden aus dem Weg zu räumen. Miros Kollege Lars Neubauer erklärt: „Für den Sondertransport braucht man eine Genehmigung wegen der Breite.“ Und der Weg über beliebige Autobahnen sei ebenfalls nicht möglich gewesen. Also eine aufwendige und zeitraubende Logistik war erforderlich. Giahn Miro am Dienstag: „Der Transport ist am Montag gegen 18 Uhr in Chemnitz gestartet, heute gegen 5.30 Uhr hatte er Gladbeck erreicht.“
Genauer gesagt: den zukünftigen Bestimmungsort am Mühlenbach, hinter dem Stadion. „Die vorige Holzbrücke für Fußgänger und Fahrradfahrer war marode, von innen verfault und zerfressen“, erläutert die Expertin. Das sei bei einer Bauwerksprüfung zutage getreten: „Daher haben wir die Brücke gesperrt.“ Und später abgerissen.
Den schlechten Zustand des Bauwerks aus dem Jahre 1992 findet die Projektleiterin nicht verwunderlich. Schließlich „hat Holz eine Nutzungsdauer von 30 Jahren“. Und diese Mühlenbach-Brücke hat diese „Haltbarkeit“ bereits um zwei Jahre überschritten.
Die Bauwerksprüfung, bei der die Mängel festgestellt wurden, war turnusgemäß durchgeführt worden. Bei Holz sei eine jährliche Untersuchung fällig. Für Brücken aus anderen Materialien gelte: alle drei Jahre eine Einfach-, alle sechs eine Hauptprüfung.
Mängel fielen bei einer Bauwerksprüfung auf
Die Fachleute gehen davon aus, dass die neue Brücke eine lange Lebensdauer haben wird – dank eines modernen Materials. Die Projektleiterin sagt: „Das Besondere ist diesmal, dass sie aus GFK, also Glasfaserkunststoff, besteht.“ Dieses Material wurde in Gladbeck schon einmal verbaut, bei der Brücke zur Vogelinsel. Aber diesmal, betont Miro, gebe es einen Unterschied: „Die gesamte Konstruktion ist komplett aus GFK. Bei der Brücke zur Vogelinsel war es nur der Belag.“
GFK habe mehrere Vorteile: „Er ist leichter als Beton und Stahl, witterungsbeständig, weniger anfällig und wartungsarm.“
Mit Blick auf den bevorstehenden Winter lässt sich laut Miro noch anfügen, dass etwa Streusalz dem glasfaserverstärktem Kunststoff weniger Schaden zufügt, als dies bei Holz der Fall wäre. Gleiches gelte für Korrosion, Witterungseinflüsse und Feuchtigkeit.
In Zeiten, in denen Nachhaltigkeit eine bedeutende Rolle spielt, kommt ein weiterer Pluspunkt hinzu: GFK benötige weniger Energie, „ist somit ressourcenschonend“. Das Material trage zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes bei.
„GFK ist leichter als Beton und Stahl, witterungsbeständig und weniger anfällig und wartungsarm“
Und da wir einmal beim Thema „Zukunftsfähigkeit“ sind: Aus Gründen der Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit wurden die bisherigen Brückenfundamente erhalten und werden für das neue Bauwerk weiter genutzt. Miro: „Sie sind noch in einem guten Zustand.“
Ein fünfköpfiges Team, inklusive Kranführer, hat das GFK-Modell montiert. Der Kran mit einem auf 34 Meter ausgefahrenem Arm hob die Brücke mit einem Gewicht von 3,5 Tonnen an die Stelle, an der bisher ein Loch klaffte. Der Bau hat eine Länge von rund 12,30 Metern und eine Breite von 3,60 Metern. Die beidseitigen Geländer haben eine Höhe von 1,30 Meter. Der Belag ist hell. Gesamtkosten: ein sechsstelliger Betrag.
In mehreren Schritten wird die neue Brücke über den Mühlenbach montiert
Britta Pleiss, Leiterin der Abteilung Straßenbau, schildert das Vorgehen: „Zuerst wird die Brücke als Schablone eingesetzt, dann noch einmal angehoben, um die Löcher für die Verankerungen in das Fundament passgenau zu bohren.“ Abschließend folgen der finale Einhub und Verschraubungen. Zu guter Letzt werden rechts und links Zäune – in der Fachsprache ein „Abirrschutz“ – installiert, damit niemand in den Mühlenbach fallen kann.
„Wenn die Brücke fertig ist, wird sie wieder freigegeben“
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Pleiss hofft, dass die Arbeiten bis Ende der Woche abgeschlossen sind: „Wenn die Brücke fertig ist, wird sie wieder freigegeben.“ Doch da müsse auch das Wetter stimmen.
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Das Thema „Brücken“ steht auch auf der Tagesordnung für die Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Umwelt, Klimaschutz und Mobilität am Donnerstag, 21. November. Der öffentliche Teil beginnt um 16 Uhr im Ratssaal, Altes Rathaus, Willy-Brandt-Platz.