Gladbeck. Zum Start ins neue Kita-Jahr berichtet eine Mutter, wie wichtig ein Betreuungsplatz für Familien ist. Dabei sind Plätze in Gladbeck weiter knapp.
Es ist erst der zweite Tag für Élise im Kindergarten. Eine Stunde darf sie da sein, gemeinsam mit Mama Milena Neugebauer. Es ist die Zeit der Eingwöhnung. Schritt für Schritt soll sich die Kleine an den Alltag in der Kita St. Josef in Rentfort gewöhnen, anfangs mit Mamas Hilfe.
Die bleibt gelassen, hat sie das ganze doch schon mit ihrer älteren Tochter Amélie durchgemacht. Daher weiß sie, was auf die Kinder zukommt und dass sie in der Kita gut aufgehoben sind. Amélie kommt im August in die Schule, für Milena Neugebauer ist klar, dass sie dann wenigstens mit ein paar Stunden wieder in ihren Beruf einsteigen wird. Nach Ende ihrer zweijährigen Elternzeit will sie dann noch mehr arbeiten.
Schon vor der Geburt des ersten Kindes war klar, dass die Mutter wieder arbeitet
Wie wichtig der Kita-Platz für die Familie ist? Klare Antwort von Milena Neugebauer: „Ohne Kita keine Arbeit.“ Die Betreuung der beiden Töchter wäre so nicht ohne weiteres möglich. Die 40-Jährige arbeitet als Deutschlehrerin bei einem Bildungsträger, muss ihren Unterricht vorbereiten, das koste Zeit und braucht auch Ruhe.
Schon vor der Geburt von Amélie sei für sie und ihren Mann klar gewesen, dass sie wieder arbeiten gehe. „Ich arbeite sehr gern, ich wollte immer arbeiten gehen“, sagt sie. Entsprechend wichtig sei eine gute Betreuung gewesen. Schon während der Schwangerschaft hätten sie und ihr Mann sich informiert, hätten Kitas besucht und nach einem Platz geschaut.
Gladbeck will mit einem Modellversuch mehr Kita-Plätze schaffen
Wichtig in ihrem Fall: Die Kita musste auch eine U-2-Betreuung anbieten. Die gibt es nicht in allen Kitas in Gladbeck. Plätze sind entsprechend begehrt. „Einige haben uns damals sofort gesagt, dass sie nur Geschwisterkinder aufnehmen könnten.“ In St. Josef hat es dann geklappt.
Sie weiß auch, dass das keine Selbstverständlichkeit ist, dass Kita-Plätze in Gladbeck knapp sind und es Familien gibt, die schon seit Jahren auf der Warteliste stehen. Fast 800 Plätze zu wenig gab es, Stand März, in der Stadt. Bei einem Kita-Gipfel, zu dem die Bürgermeisterin alle Träger eingeladen hatte, wurden verschiedenen Ideen entwickelt. Auch ein Modellversuch wurde angedacht, wonach sich zwei Familien vielleicht die Betreuungszeit teilen könnten. Darüber muss aber das Land entscheiden, das habe auf den Gladbecker Vorschlag bisher noch nicht reagiert, so Stadtsprecher David Hennig.
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Aus ihrer Arbeit als Deutschlehrerin für Erwachsene kennt Milena Neugebauer Frauen, die lange warten, sie weiß, dass es Kinder gibt, die womöglich ohne vorherigen Kita-Besuch zur Schule gehen müssen. „Das ist einfach traurig.“ Denn auch für die Kinder sei die Kita eine wichtige Erfahrung und eine Zeit, in der sie sich enorm entwickeln. Das hat sie bei ihrer ältesten Tochter gesehen. „Sie hat viele Dinge in der Kita gelernt, hat sich Sachen von den älteren Kindern abgeschaut, hat gelernt, Konflikte zu lösen und neue Freundschaften geschlossen.“ Auch motorisch habe sie sich weiter entwickelt, dadurch, dass die Kinder viel draußen seien. Dazu kämen Angebote wie Englisch, Musikschule oder auch ein Chor, die man als Eltern sonst nur mit viel Aufwand organisieren könne.
„Jede Familie muss für sich wissen, welches Modell sie wählt. Das sollte dann auch niemand anderes werten, ob es gut oder schlecht ist.““
Für Milena Neugebauer und ihren Mann sei die Entscheidung für die Kita absolut richtig gewesen, „sonst würden wir es bei Élisa ja nicht wieder so machen“. Sie weiß aber auch, dass es Menschen gibt, die das anders sehen. Auch ihr habe man die Fragen gestellt, ob es nicht zu früh ist, ob ein Kind nicht länger bei der Mutter sein sollte. Für die Rentforterin ist das eine individuelle Entscheidung. „Jede Familie muss für sich wissen, welches Modell sie wählt. Das sollte dann auch niemand anderes werten, ob es gut oder schlecht ist.“
Klar, gerade bei Amélie sei sie anfangs auch unsicher gewesen, habe nicht die Erfahrung gehabt und es gebe nun einmal auch schlechte Tage in der Kita. Was ihr da geholfen hat? „Die Gespräche mit den Erzieherinnen, die haben das im Blick, die helfen einem, das war sehr wertvoll für mich als frisch gebackene Mutter“, erinnert sie sich. Die guten Erfahrungen, die sie mit Amélie gemacht habe, lassen sie die Situation und die Eingewöhnung für Élise gelassener angehen. Zumal die jüngere Tochter die Räume und die Mitarbeiter ja auch schon kenne, weil sie regelmäßig mit war, um die Schwester zu bringen oder abzuholen. „Wenn ich bei dieser Eingewöhnung entspannt bin, dann merkt das auch mein Kind.“
„Ich freue mich jetzt auch auf die Arbeit, so sehr ich meine Kinder auch liebe.““
Wonach hat die Familie damals den Kita-Platz ausgesucht? Erste Bedingung war selbstverständlich das U2-Angebot. Schon während der Schwangerschaft habe sich die Familie informiert, sich schlau gemacht über die Arbeit in der jeweiligen Kita, die Zusatzangebote oder auch die Eingewöhnungsphase. Doch oft spiele auch das Bauchgefühl eine Rolle. „Und das passte bei uns einfach.“
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Dabei ist der Kita-Besuch kein günstiges Vergnügen. Das sagt auch Milena Neugebauer. Wie viel die Familie für 35-Wochenstunden U2-Betreuung zahlen muss, will sie öffentlich nicht sagen. Schließlich ist der Beitrag abhängig vom Einkommen der jeweiligen Familie. Er beginnt für diese Form der Betreuung in Gladbeck bei 129 Euro bei einem Einkommen bis 35.000 Euro und steigert sich bis auf 731 Euro pro Monat für Familien, deren Jahreseinkommen über 125.000 Euro liegt.
Viel Geld, doch für sie habe schon nach dem Studium festgestanden, dass es das Ziel sei, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, sagt Milena Neugebauer, denn: „Ich freue mich jetzt auch auf die Arbeit, so sehr ich meine Kinder auch liebe.“
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