Gladbeck. Mitarbeiter der Radstation Gladbeck bieten regelmäßig einen Rollator-Check für Senioren an. Worauf zu achten ist, zeigt ein Besuch.
Davon können Autofahrer nur träumen: eine kostenlose Inspektion, bei der während der Wartezeit auch noch Kaffee und Kuchen gereicht werden. Seniorinnen aus Brauck wurde dieser Service jetzt zuteil – allerdings nicht für ihre Pkw, sondern für ihre Gehwagen.
Mario Köhler und seine Kollegen Robert und Tim von der Radstation Gladbeck nahmen in der Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt (Awo) an der Heringstraße die Rollatoren der Besucherinnen unter die Lupe. Kaum hat das Trio den silbernen Koffer mit dem Werkzeug geöffnet, wird auch schon der erste Gehwagen vorgefahren – ein einfaches Modell mit einem Schwachpunkt: die Bremse ist nicht richtig eingestellt. „Zu locker“, stellt Mario Köhler fest. Kein Problem für das Trio von der Radstation. Mit dem Schraubschlüssel wird nachjustiert, und schon ist der Rentnerporsche wieder fahrtüchtig.
Die Radstation Gladbeck bietet die Rollatoren-Checks schon seit vier Jahren an
Das Einstellen der Bremsen ist die Hauptaufgabe der Männer von der Radstation an diesem Nachmittag. In einigen Fällen wird der Rollator auch in der Höhe um ein paar Zentimeter verändert, weil sich die Fahrerinnen zu sehr bücken müssen, wenn sie mit dem Wagen unterwegs sind. Wer sich privat einen „Rolli“ kaufe, der bekomme häufig keine Einweisung und stelle die Gehhilfe falsch ein, hat Mario Köhler beobachtet. Sicherheitshalber hat der Anleiter aus der Radstation auch eine Luftpumpe mitgebracht. Da die Gehwagen aber alle über Vollgummireifen verfügen, kommt sie nicht zum Einsatz. Und um eine Beleuchtung muss sich, weil nicht vorhanden, das Team vom Bahnhof Gladbeck-West auch nicht kümmern.
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Schon seit vier Jahren bietet die Radstation die Rollator-Checks an. „Großartige Sache“, findet Seniorin Ursula Mitschker. Und Rollatoren bezeichnet sie als „die Erfindung“. Hat es sie nicht Überwindung gekostet, sich das erste Mal in der Öffentlichkeit mit einer Gehhilfe zu zeigen? „Überhaupt nicht“, antwortet die fast 90 Jahre alte Gladbeckerin. Der Rollator sei ihr im Alltag eine große Hilfe und immer dabei, wenn sie das Haus verlasse. So hält es auch Margitta Opora, die ihren Gehwagen in ihrem Auto immer dabeihat. Das große Plus: „Man hat immer einen Sitzplatz.“
Das Fahren mit dem Linienbus ist für viele Rollator-Nutzer eine Herausforderung
Aber ein Problem gibt’s für die Nutzerinnen und Nutzer der Rollis: das Fahren mit dem Linienbus. Nachdem sie beim Aussteigen einmal fast gefallen sei, nehme sie im Bus den Gehwagen nicht mehr mit, berichtet Ursula Mitschker. Auch für Margitta Opora ist Linienbus und Rollator eine Kombination, die ihre Tücken hat. „Die Stufen sind zu hoch“, sagt sie. Einen „Parkplatz“ für den Pflasterporsche zu finden, das sei kein Problem, berichtet Ursula Mitschker. „Irgendwo gibt es immer eine Ecke.“
Bei Robert und Tim verkürzt sich derweil die Schlange von Rollatoren, die in Augenschein genommen werden sollen. Früher, erzählt Mario Köhler, habe man auch noch Klingeln an den Gehwagen angebracht – sehr zur Freude der Nutzerinnen und Nutzer. Aber weil nicht jeder Rollator Platz für eine Bimmel habe, habe man darauf schließlich verzichtet. Für gewöhnlich reparieren sie in der Werkstatt am Bahnhof Gladbeck-West Fahrräder – allerdings nur solche, sagt Mario Köhler, die keinen Elektroantrieb haben. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen dann die drei B’s: Bereifung, Beleuchtung, Bremsen. Das Angebot richtet sich insbesondere an die Kunden, die es nicht ganz so dicke haben. „Wir arbeiten zu erschwinglichen Preisen“, sagt Köhler. Auch wenn es um die Reinigung eines verdreckten Fahrrades geht, sind die 18 Beschäftigten der Radstation, die in zwei Schichten tätig sind, behilflich. Lange Wartezeiten für eine Reparatur gebe es nicht, so der Anleiter. In der Regel könne ein Rad innerhalb eines Tages wieder fahrfit gemacht werden.
Den nächsten Rollator-Check gibt es im Elisabeth-Brune-Seniorenzentrum
Die Radstation gehört zu Rebeq GmbH, einem Tochterunternehmen der Arbeiterwohlfahrt, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, arbeitslosen Menschen dabei zu helfen, dass sie wieder in Lohn und Brot kommen. Und mit dem Rollator-Check haben es sich drei Männer zur Aufgabe gemacht, dass sich Seniorinnen und Senioren mit dem Gehwagen sicher durch den Alltag bewegen können.
Nach den Sommerferien werden sie den Rollator-Check im Elisabeth-Brune-Seniorenzentrum in Rentfort anbieten. Eine Terminvereinbarung ist nicht notwendig. Einfach vorfahren und die Wartezeit mit Kaffee, Kuchen und Gesprächen überbrücken.
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