Gladbeck. Das Elisabeth-Brune-Seniorenzentrum in Gladbeck ist 50 geworden. Die feier fiel coronabedingt aus. Blick auf die Entwicklung der Einrichtung.

„Wenn das Elisabeth Brune noch erlebt hätte!“ Unter diesem Motto sollte eine Talkrunde stehen, zu der am vergangenen Mittwoch das Elisabeth-Brune-Seniorenzentrum und der Stadtverband der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Gladbeck eingeladen hatten. Denn auf den Tag genau vor 50 Jahren, am 8. 12. 1971, wurde das Haus in Rentfort-Nord seiner Bestimmung übergeben. Doch um ein weiteres Mal durchkreuzte die Pandemie alle Pläne.

„Ich finde das sehr schade“, ist denn auch Einrichtungsleiter Helge Berg ehrlich enttäuscht, seien doch schon Sommerfeste und Weihnachtsfeiern dem Virus zum Opfer gefallen. Und die geplante Form der Jubiläumsveranstaltung war schon eine abgespeckte Variante. Im nächsten Jahr soll alles nachgeholt werden, hofft Helge Berg auf bessere Zeiten. Er und sein Team seien seit Ausbruch der Pandemie bestrebt „eine Balance zwischen Freizügigkeit und Vorsicht“ zu finden.

Das Awo-Seniorenzentrum in Gladbeck öffnete zwei Jahre vor dem Tod von Elisabeth Brune

Das neu erbaute Awo-Seniorenzentrum an der Enfieldstraße öffnete zwei Jahre vor dem Tod von Elisabeth Brune (1884-1973) seine Pforten, da hieß es noch Altenzentrum Gladbeck. Die Namensgebung erfolgte posthum. Elisabeth Brune selbst war der soziale Aufstieg aus einfachen Verhältnissen gelungen. Als Stadtverordnete Gladbecks (1923-1933/1950-1962) setzte sie sich für die sozial Schwachen ein. 1919 war Brune Mitgründerin der AWO in Gladbeck und deren Vorsitzende bis zum Jahr 1972.

Mittlerweile verfügt das Haus über 199 Plätze und hat während der 50 Jahre einige Umstrukturierungen miterlebt, denn mit dem höheren Lebensalter der Bewohner und Bewohnerinnen haben sich auch Bedürfnisse verändert. Früher gab es einen einzigen großen Speisesaal für alle Bewohner, inzwischen hat jede Etage ihren eigenen kleineren Mittagstisch. Ein weiterer Saal für rund 500 Menschen wurde zur Kindertagesstätte umfunktioniert. Eine kreative Idee, die sich bewährt hat.

In der ehemaligen Bäderabteilung befinden sich jetzt Café und Tagesbetreuung

„Anfänglich waren unsere Bewohner skeptisch“, weiß Helge Berg, aber mittlerweile sei daraus ein sehr gutes Miteinander geworden. Auch die ehemalige Bäderabteilung mit Schwimmbad wurde einer neuen Bestimmung zugeführt. Dort befinden sich jetzt das Café des Hauses und die Tagesbetreuung. In den 50 Jahren seines Bestehens hat sich das Elisabeth-Brune-Seniorenzentrum im Stadtteil gut etabliert. „Das hat auch mit den Kooperationen zu tun, die wir eingehen“ berichtet Norbert Dyhringer, Vorsitzender des Awo-Stadtverbandes Gladbeck.

Jeder Besucher muss einen Corona-Test machen

Aufgrund der Corona-Pandemie und besonders mit Blick auf die bevorstehenden Weihnachtstage, bittet die Einrichtung Besucher um vorherige Terminabsprachen (Tel. 02043-4030).Vor Betreten des Hauses muss jeder Besucher einen negativen Test vorweisen. Eine Teststation gibt es direkt am Elisabeth-Brune-Seniorenzentrum. Mehr Informationen über die Einrichtung gibt es auf elisabeth-brune-sz.awo-ww.de.

Zurzeit bildet das Haus 22 junge Leute in allen möglichen Zweigen des Pflegeberufes aus. „Das ist keine Selbstverständlichkeit“ erläutert Dyhringer und verweist auf die zahlreichen Projekte, angefangen von Schnupperkursen bis zu Praktika, die das Haus gemeinsam mit der nahe gelegenen Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule immer wieder initiiert, um junge Leute für den Pflegeberuf zu begeistern. Von der Politik erhoffen sich beide mehr „Ehrlichkeit und Fairness“. In dieser schwierigen Corona-Zeit seien Versprechungen gemacht worden, „die sich kaum realisieren lassen“, moniert der Einrichtungsleiter und der Awo Vorsitzende ergänzt: „Es war schon vor zehn Jahren absehbar, dass es einen Mangel in den Pflegeberufen geben wird. Man hätte gegensteuern können.“

Wer im Brune-Seniorenzentrum Geburtstag hat, der darf sich etwas wünschen

Wer Geburtstag hat, darf sich etwas wünschen. Für Helge Berg wären dies „mehr helfende Hände“. Damit wirbt er um ehrenamtliche Unterstützung, Menschen, die zum Beispiel „mal einen Rollstuhl durch den Park schieben.“ Durch die höhere Altersstruktur der Bewohnerschaft seien auch die pflegerischen Anforderungen gestiegen – alle Handgriffe benötigten viel mehr Zeit. „Und ich sage Ihnen, die Bewohner sind wirklich dankbar für alles.“

Und was würde denn nun Elisabeth Brune sagen, wenn sie „ihr“ Haus heute sehen würde? „Dann würde sie viel Spaß an der Entwicklung der Einrichtung haben“, meint Norbert Dyhringer und Helge Berg ergänzt: „Dann wäre sie sehr stolz auf das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“

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