Gladbeck. Es gibt Haltestellen, da steigen hunderte Fahrgäste ein und um. Andere werden dagegen kaum genutzt. Besuch an Gladbecks einsamster Haltestelle.

Im Hintergrund rauscht die A31. Ansonsten ist rund um Gladbecks einsamste Haltestelle vor allem viel Grün. Selbst die dicht bebaute und besiedelte Stadt Gladbeck wird hier an der Grenze zu Bottrop-Kirchhellen richtiggehend ländlich. Hier steht auch die Haltestelle Forststraße. An dieser zählt die Vestische seit rund zwei Jahren die wenigsten Ein- und Ausstiege aller Gladbecker Haltestellen. Im Schnitt stiegen hier pro Tag sechs Fahrgäste ein oder aus, sagt der Sprecher der Vestischen Christoph van Bürk.

Direkt an der Haltestelle fließt der Brabecker Mühlenbach. An dieser Stelle bildet der Bach die Stadtgrenze zwischen Gladbeck und Bottrop.
Direkt an der Haltestelle fließt der Brabecker Mühlenbach. An dieser Stelle bildet der Bach die Stadtgrenze zwischen Gladbeck und Bottrop. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Das geht aus den Zahlen der Fahr- und Angebotsplanung des Nahverkehrsunternehmens hervor. Die haben nämlich den Überblick über die Fahrgastzahlen. Die Vestische habe eine begrenzte Zahl von Zählwagen, erläutert van Bürk. In denen wird tatsächlich gezählt, wie viele Fahrgäste an welcher Haltestelle ein- und aussteigen. Der Rest ist dann Statistik.

Linie SB36 verbindet Kirchhellen, Gladbeck und Gelsenkirchen

Hier im Gladbecker Osten sind es nicht viele Menschen, die den Bus nutzen. Dabei ist die Anbindung gar nicht schlecht. Der SB36 hält an diesem Ort, wer einsteigt, kann theoretisch bis zum Hauptbahnhof in Gelsenkirchen fahren. Eine knappe Stunde ist man dann unterwegs. Tagsüber wird die Verbindung von Kirchhellen über Gladbeck bis Gelsenkirchen sogar dreimal stündlich angeboten. Das lässt den Schluss zu, dass die Linie durchaus gefragt ist, es also zahlreiche Haltestellen entlang der Strecken geben dürfte, die stärker frequentiert sind als die an der Forststraße.

Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass hier kaum Menschen wohnen. Direkt an der Rentforter Straße, sichtbar von der Haltestelle aus, sind zwei Häuser, dazu ein Bauernhof. Doch streng genommen, liegen die schon auf Bottroper Gebiet. Denn nicht weit weg von der Haltestelle plätschert auch der Brabecker Mühlenbach unter der Rentforter Straße entlang. Und dieser Bach markiert hier tatsächlich auch die Grenze zwischen Gladbeck und Kirchhellen. Das führt zu der kuriosen Situation, dass die Haltestelle in der Gegenrichtung schon nicht mehr in Gladbeck, sondern in Bottrop liegt.

Die Böschung hinter der Haltestelle bietet keinen schönen Anblick, hier liegt reichlich Unrat.
Die Böschung hinter der Haltestelle bietet keinen schönen Anblick, hier liegt reichlich Unrat. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Wer sich dagegen an der Haltestelle umschaut und die Böschung hinabschaut, der sieht dann auch einige Gebäude, die auf Gladbecker Gebiet liegen. Sie befinden sich an einem Ausläufer der Kirchhellener Straße. Doch wer hierher will, der muss einen kurzen Bogen über Bottrop fahren. Denn dieser Teil der Kirchhellener Straße ist nur über die Forststraße erschlossen. Eine direkte Verbindung zum übrigen Gladbecker Straßennetz gibt es nicht (mehr). Die A31 hat sie gekappt.

Gladbecker Adressen, die nur über Bottrop erreichbar sind

All das zeigt: Die Forststraße ist zwar Gladbecks einsamste Haltestelle – gemessen an der Zahl der Fahrgäste –, doch liegt sie nicht unbedingt mitten im Nirgendwo. Das zeigt sich allein schon am Verkehr auf der Rentforter Straße. Immer wieder brausen Autos vorüber, die nahe Anschlussstelle zur A31 trägt mit Sicherheit ihren Teil dazu bei.

Was aber auch auffällt: Den wenigen Fahrgästen, die die Haltestelle nutzen, wird kein Komfort geboten. Am Straßenrand steht nur das Haltestellenschild. Ein Unterstand? Fehlanzeige. Und auch der barrierefreie Ausbau ist bis hierher noch nicht vorgedrungen. Ja, nicht einmal einen Mülleimer gibt es. Das allein scheint aber nicht der Grund zu sein, dass in der Böschung hinter der Haltestelle jede Menge Unrat liegt. Denn das, was hier an Müll herumfliegt, ist nicht das, was der typische Busfahrgast in der Tasche hat.

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