Bottrop-Kirchhellen. Wo soll neuer Wohnraum entstehen, wenn sich der Rückbau der RAG am Schacht 9 noch Jahre hinzieht? Vertreter von CDU und SPD legen Ideen vor.
Die Entwicklung des künftigen Wohngebietes auf dem Bergbaugelände Schacht 9 in Grafenwald liegt auf Eis. Die Ruhrkohle AG (RAG) hat in den nächsten Jahren andere Projekte vorn auf der Prioritätenliste: das Bergwerk an der Fernewaldstraße und die Flächen des Megaprojektes Freiheit Emscher.
Erst in zwei bis drei Jahren könne man sich wieder um Schacht 9 kümmern, sagt RAG-Sprecher Christof Beike auf WAZ-Anfrage. Und dann ist da noch kein Stein zurückgebaut. So lange können wir nicht warten, sagt Bezirksbürgermeister Hendrik Dierichs (CDU): „An Schacht 9 wird auch in zehn Jahren noch kein Haus gebaut sein.“ Auch Kirchhellens SPD-Chef Oliver Altenhoff sagt: Dann müssen in Grafenwald jetzt andere Lösungen her. Das sind die Vorschläge der Parteien.
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Der Stillstand an Schacht 9 ist für Oberbürgermeister Bernd Tischler „eine der Konsequenzen aus der Entscheidung, das Neubaugebiet Heimersfeld zurückzustellen“. Zur Erinnerung: Nachdem die Stadtplaner festgestellt hatten, dass der Neubau von 200 Wohnungen zwischen Vossundern und Friedenstraße wegen des hohen Wasserstandes „nicht wirtschaftlich darstellbar“ sei, hatte die Stadt nach anderen Neubauflächen gesucht und hatte die Entwicklung eines Neubaugebietes am Heimersfeld vorgeschlagen. Dieser Plan war auf massive Kritik gestoßen und hatte die Bürgerinitiative „Natürlich Grafenwald“ auf den Plan gerufen.
Wohnen am Vossundern: Das Verfahren zum Bebauungsplan ruht
Tischler selbst war es gewesen, der die ursprünglich als reines Gewerbegebiet geplante Bergbaufläche am Schacht 9 als künftiges Wohngebiet ins Gespräch gebracht hat. Die Stadtplaner prüften die Idee und fanden sie umsetzbar. 2023 wurde ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet, in der ein Schwerpunkt auf Wohnbebauung gesetzt wird: 24.500 Quadratmeter sind jetzt für Wohnen reserviert. Für Gewerbe bleibt noch eine halb so große Fläche.
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Dieser Bebauungsplan ruht aber derzeit, weil die RAG und auch die Stadtplaner andere Prioritäten gesetzt haben. Und einen Plan B für eine nennenswerte Anzahl an neuen Wohnungen in Grafenwald sieht der Oberbürgermeister nicht: „Wir kriegen das in Grafenwald nicht eher hin. Wir müssen auf die RAG warten und unsere Bauleitplanung fertig haben, wenn es soweit ist.“
So lange dürfen wir nicht warten, sagt Kirchhellens SPD-Chef Oliver Altenhoff. Er schlägt vor, entlang der vorhandenen Straßen Lücken zu schließen. „Wenn wir in Grafenwald 30 bis 40 Lücken identifizieren, kommen wir ein großes Stück weiter.“ Er denkt dabei an den Geitlingsweg, wo er das Entwässerungsproblem „inzwischen für lösbar“ hält.
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Und er denkt auch an Flächen jenseits der Bottroper Straße. Dabei gibt es in Kirchhellen eigentlich den Konsens, nichts neues mehr westlich dieser Straße zu bauen. „Neue Baugebiete sehe ich dort auch nicht“, sagt Altenhoff. „Aber es geht darum, bereits vorhandene Infrastruktur zu nutzen. Wenn die Straße schon da ist, die Versorgungsleitungen schon liegen und der Kanal ebenfalls: Warum nicht Baulücken schließen, etwa Am Schleitkamp?“
„Wir müssen Grafenwald mit Bedacht entwickeln.“
Der Ansatz mit der Infrastruktur ist richtig, sagt dazu Bezirksbürgermeister Hendrik Dierichs. Er kommt mit diesem Ansatz über zu einem anderen Vorschlag: Er will nicht das gesamte Neubaugebiet am Heimersfeld umsetzen, sondern auf einem Streifen westlich der Straße hinter dem Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Neubauten planen: „Der Kanal liegt, die Straße ist da. Wir müssen Grafenwald entwickeln, aber wir müssen es mit Bedacht entwickeln.“