Bottrop. Jahre nach dem Ende des Bergbaus ist der Pütt aus Bottrop nicht verschwunden. Bei Rewe Gödecke erinnert der Bergbau-Stil an alte Zeiten.
Fünf Jahre ist es schon her, dass sich die Stadt Bottrop und damit das gesamte Ruhrgebiet vom Bergbau verabschiedet hat. Am 21. Dezember 2018 schloss das Bergwerk Prosper-Haniel und beendete damit das Kapitel des Bergbaus in Deutschland. Doch auch nach einem halben Jahrzehnt ist der Bergbau in der Stadt präsent.
„Der Bergbau gehört einfach zu Bottrop dazu. Es gibt immer noch eine starke Verbundenheit zu Kohle und Zechen“, sagt Kathrin Gödecke. Sie ist Inhaberin zweier Bottroper Rewe Märkte und hat eine persönliche Verbindung zum Bergbau. Und so entschied sie sich dazu, ihren Rewe-Gödecke-Markt an der Horster Straße umzugestalten. Und das im Bergbau Stil.
Bereits im Sommer eröffnete die Filiale dann in neuer Gestalt. Und auch jetzt, einige Monate später, strahlt Kathrin Gödeckes Rewe Markt im Bergbau-Charme. Von der Decke hängen lauter originale Bergbau-Utensilien, wie originale Kauenkörbe aus Bottrops ehemaliger Zeche Prosper-Haniel. Dekorativ zieren die typisch blau-gestreiften Bergbauhemden die Kauenkörbe und auch Helme, Badetücher und Bergbau-Lampen fallen sofort ins Auge.
„Pilsken“ und „für die Blagen“: Die Sprache des Ruhrgebiets soll erhalten bleiben
„Wir haben hier im Markt das Tetraeder und die Halde im Rücken, mehr Ruhrgebiet geht nicht“, sagt Kathrin Gödecke. Sie weiß, dass das Thema Bergbau nicht nur für sie immer noch eine wichtige Rolle spielt, sondern bei den Bottropern eine Herzensangelegenheit ist. „Unsere Kunden nehmen den Bergbau-Stil total toll an. Durch das Bergbau-Flair nehmen viele den Markt als Heimat wahr und fühlen sich wohl“, weiß sie. Das liegt vermutlich auch an der Sprache im Ruhrgebiet. Denn statt Hochdeutsch gibt es hier Ruhrgebietsslang und bereits am Eingang eine herzliche Begrüßung. „Hier gibbet deinen Kram“, verspricht das Motto des Supermarktes.
Die Kunden wissen dank Regalbeschreibungen wie „vonne ganze Welt“ oder „Pilsken“ sofort, was sie erwartet. An jeder Ecke verstecken sich kleine oder größere Bergbau-Schätze oder ruhrgebietstypische Sätze. Eine Ampel mit Grubenhelden, eine nostalgische Waage für Obst und Gemüse oder Jupps Bude, an der es Zigaretten gibt, zeigen authentisch die Welt des Bergbaus. „Für die Blagen“ heißt es so auch liebevoll auf einem kleinen Tritthocker an der Wursttheke. So soll auch fünf Jahre nach Zechen-Schluss an die Bergbausprache und Traditionen erinnert werden.
Auch Jahrzehnte nach dem Hoch des Bergbaus liegt das Thema den Bottropern am Herzen
Bei den Kunden kommt das gut an. „Das ist wirklich schön geworden. Die kleinen Deko-Elemente finde ich super“, sagt Pia Peterknecht. Die Bottroperin hat durch ihre Familie eine enge Verbindung zum Bergbau, erzählt sie. „Für mich ist das Thema Bergbau nicht nur was fürs Auge, auch emotional bin ich damit verbunden“, sagt sie. Dass der Bergbau mit all seinen Traditionen immer weitergelebt werde und auch in Bottrop noch zu finden ist, findet sie schön.
„Mir liegt der Bergbau am Herzen. Ich bin mit all diesen Wörtern und Dingen groß geworden“, sagt auch Jürgen Hoffmann. Für den Rentner kommen beim Gang durch den Supermarkt vor allem viele Erinnerungen an seine Jugend hoch, erzählt er. Auch wenn er selbst nie als Bergmann gearbeitet hat, habe ihn der Bergbau sehr geprägt. „Ich finde, es hat auch etwas mit Respekt und Erinnerungskultur zu tun, dass der Bergbau nicht in Vergessenheit gerät.“
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Kathrin Gödecke hat sich mit ihrem Bergbau-Supermarkt genau dies, das Aufrechterhalten der Ruhrgebiets-Traditionen, zur Aufgabe gemacht. Neben der Einrichtung steckt in ihrer Rewe Filiale daher noch mehr Bergbau. „Wir haben immer wieder Aktionen zum Thema Bergbau. Aktuell gibt es viele Produkte zum Thema Bergbau zu sehen und kaufen“, sagt sie. So können Bottroper im Moment Pullis und T-Shirts der Ruhrgebietsmarke „Grubenhelden“ , kleinere Stahlkunstwerke oder Ruhrgebiets-Liköre kaufen. „Wir versuchen immer wieder, das Thema Bergbau neu zu zeigen.“