Bottrop. Noch fehlt eine vollständige Dokumentation für den Rückbau. Die RAG nennt einen Zeitraum, wann der Abriss und das Areal fertig sein könnten.

Oberbürgermeister Bernd Tischler (SPD) hatte im Oktober im Gespräch mit der WAZ gehofft, dass ab Januar 2025 auf dem Gelände des früheren Bergwerks Prosper-Haniel die ersten Gebäude abgerissen werden. Doch daraus wird nichts. Die verantwortliche RAG Montan Immobilien rechnet eher mit Ende März, Anfang April 2025.

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Und selbst dann werden nicht die ersten Gebäude abgerissen. Von außen wird wenig bis nichts für die Öffentlichkeit zu sehen sein. Der Rückbau beginnt im Innern. Doch bis es soweit ist, dauert es noch. Für einen ordnungsrechtlichen und bergbaurechtlichen Rückbau wird ein Gebäude- und Schadstoffkataster benötigt, wie Robert Bures, Projektingenieur bei RAG Montan Immobilien, erläutert.

„90 Prozent des Gebäude- und Schadstoffkatasters sind bereits erfasst.“ Die Gebäude, die abgerissen werden sollen, müssen zunächst schadstofffrei gemacht werden. Gutachter schauen genau hin und prüfen, was für Materialien und Baustoffe an und in den Gebäuden verbaut worden sind. Im Vordergrund steht der Umwelt- und Arbeitsschutz sowie die fachgerechte Entsorgung beim späteren Rückbau.

Robert Bures., Projektingenieur der RAG Montan Immobilien

„Ich gehe davon aus, dass es bis zu 24 Monate dauern kann.“

Robert Bures, RAG Montan Immobilien

Für schwer abbaubare und belastete Stoffe wie Asbest, Polychlorierte Biphenyle (PCB), Gussasphalt oder schwermetallhaltige Lacke gelten besondere Vorschriften. „Das muss im Vorfeld alles eruiert werden“, sagt Bures. Es gibt einen Maßnahmenkatalog für jedes Gebäude und für jeden Raum. Darin ist aufgelistet, was die dann beauftragte Fachfirma zu tun hat.

Materialien zum Beispiel mit Asbest müssen entsorgt werden, Materialien ohne Asbest sollen recycelt werden. „Wir wollen im Vorfeld so genau wie möglich alle Schadstoffe erfassen“, sagt der Projektingenieur. Je umfangreicher die Vorbereitungen sind, umso geringer die Wahrscheinlichkeit, dass beim Rückbau böse Überraschungen von Schadstoffen auftreten. „Im Rahmen der Bauausführung weiß das zuständige Unternehmen, worauf es sich einzustellen hat.“

Zunächst starten die Dekontaminationsmaßnahmen in den Gebäuden

Robert Bures hofft, dass die Unterlagen für das Gebäude- und Schadstoffkataster ab Februar zu 100 Prozent vorliegen. „Ein Rückbau erfolgt immer zweistufig“, erklärt er. Zunächst starten die Dekontaminationsmaßnahmen und Maßnahmen zur Gefahrenabwehr. „Da ist viel Handarbeit gefragt.“ Deswegen wird in den ersten Wochen und Monaten des neuen Jahres kein Bagger zu sehen sein.

Alles im Innern wird entrümpelt und entkernt. Die Mitarbeiter der Fachfirmen schreiten mit kleinem Gerät und Werkzeug zur Tat – und zwar in den Gebäuden und von dort von Raum zu Raum. Gegebenenfalls schlüpfen sie in Ganzkörper-Schutzanzüge und arbeiten in abgetrennten kontaminierten Bereichen.

Schalthaus ist noch am Stromnetz und kann vorerst nicht abgeschaltet werden

Ein weiterer Knackpunkt ist die einstige 110-Kilovolt-Anlage des früheren Bergwerks, die sich östlich auf dem Areal befindet. Noch hängt sie am Netz. Freileitungen mit Starkstrom werden in das Gebäude mit Transformatoren geführt, die den Strom umwandeln in fünf bis sechs Kilovolt. Zum Vergleich: In einem Haushalt beträgt die Netzspannung „nur“ 230 Volt.

„Zu gefährlich“, sagt Robert Bures, „an diese Hochspannungsanlage gehen wir vorerst nicht ran, solange sie angeschlossen ist.“ Aber das Schalthaus soll auch zurückgebaut werden. Was nun? „Wir gehen davon aus, wenn alles normal läuft, dass wir Mitte des nächsten Jahres diese Spannungsversorgung komplett abschalten können.“

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Dann darf auch dort der Gutachter endlich rein und seine Arbeit für das Gebäude- und Schadstoffkataster erledigen. Auch wenn das Kataster dann schon zu 100 Prozent seit Monaten vorliegt, und woanders bereits die Dekontaminationsmaßnahmen laufen, können diese restlichen Unterlagen bei der Bergbehörde nachgereicht werden.

Einige Bauwerke und Gebäude des ehemaligen Bergwerks Prosper-Haniel in Bottrop werden abgerissen.
Einige Bauwerke und Gebäude des ehemaligen Bergwerks Prosper-Haniel in Bottrop werden abgerissen. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Die Abschaltung hätte zur Folge, dass die komplette Anlage des Bergwerks ohne Strom ist. Das ist aber der Plan. Dadurch besteht keine Lebensgefahr mehr durch Starkstrom. „Dann arbeiten wir mit Aggregaten, also mit mobilen Einheiten“, so der Projektingenieur.

RAG Montan Immobilien nennt Zeitraum, wann das Areal vollständig zurückgebaut sein soll

Für die Zulassung des Rückbaus bei der Bergbaubehörde wird neben dem Gebäude- und Schadstoffkataster ein artenschutzrechtliches Gutachten verlangt. Auch das ist in Arbeit, auch hier hofft Robert Bures auf eine positive Nachricht im Laufe des Februars.

Der Projektingenieur nennt einen Zeitraum, wann der Rückbau auf dem Areal vollständig abgeschlossen sein könnte. „Ich gehe davon aus, dass es bis zu 24 Monate dauern kann.“ Das wäre mit Blick auf den Kalender der Sommer 2027. Vorausgesetzt, dass kein Waldkauz oder keine Fledermaus auf dem Gelände brütet.

Auf bereits zurückgebauten Zechengeländen der Ruhrkohle AG hat der Projektingenieur schon erlebt, dass das eine oder nistende Pärchen den Zeitplan durcheinander gewirbelt hat. Dann greift das Bundesnaturschutzgesetz und an der Stelle, wo ein Pärchen brütet, darf nicht gearbeitet werden. Während der Baumaßnahme auf Prosper-Haniel wird deshalb auch eine Ökologische Baubegleitung und Bauüberwachung im Einsatz sein und immer den Artenschutz im Auge behalten.

Die denkmalgeschützten Gebäude (Förderturm, Werkstatt- und Schachthalle, Schachtgerüst), die nicht zurückgebaut werden, bleiben erhalten. Hier hat Robert Bures gute Nachrichten. Ein Statiker hat die Bauwerke geprüft. „Die Haupttragwerke weisen keine Auffälligkeiten auf“, so der Projektingenieur.