Bottrop. Weniger Einzelhandel, mehr Wohnen: Projektentwickler haben ein Konzept für Bottrops Hansa-Center vorgestellt – mit einer deutlichen Veränderung.
Kann das Hansa-Center fast anderthalb Jahrzehnte nach der Schließung des letzten Geschäftes noch einmal zum Leben erweckt werden? Viele Bottroper haben angesichts geplatzter Visionen und Projekte den Glauben daran verloren und hoffen gleichzeitig, dass sich etwas bewegt in diesem rund 30.000 Quadratmeter großen, verlassenen Gebäude. Nun ist ein neues Konzept vorgestellt worden, mit dem die Investoren die Immobilie revitalisieren wollen.
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Zwei wichtige Sätze haben sie dabei als Leitlinien vorangestellt: „Eine Nutzung als klassischer, reiner Einzelhandelsstandort ist nicht möglich.“ Und: „Eine Vermietung des bestehenden Gebäudes ,as is‘ ist nicht möglich.“ Es muss sich also etwas verändern, sowohl baulich als auch in der Zusammensetzung der Mieter. Denn noch ein weiterer wichtiger Satz ist in dem Konzept festgehalten, unter den Risikofaktoren: „Der Standort hat kein uneingeschränkt positives Image, durch bisher gescheiterte Projektansätze ist Vertrauen verloren gegangen.“
Verschwunden sind die Ideen eines orientalischen Einkaufszentrums mit Basar und Goldmeile. Ebenso wenig findet man in den Plänen die „mediterrane Ausrichtung“, von der nach dem Merhaba-Aus zwischenzeitlich die Rede war.
Hansa-Center in Bottrop: Dach soll in Teilen abgerissen werden
Das Unternehmen Multi Germany, beauftragt als Projektentwickler, hat ein Konzept vorgelegt ohne überraschende Nutzungspläne, aber mit einer deutlichen baulichen Veränderung, die Managing Director Jörg-Michael Zimmermann am Mittwochnachmittag dem Wirtschaftsförderungsausschuss der Stadt präsentiert hat.
Es sieht einen Abriss des Daches in der Mitte des Komplexes oberhalb des Erdgeschosses vor, sodass auf den ersten beiden Etagen mehrere begrünte Innenhöfe entstehen. Die charakteristische Kuppel des Gebäudes würde damit fallen. Ziel sei es, dadurch und durch die Öffnung der bestehenden Fassade „Tageslicht und eine qualitativ hochwertige Wahrnehmung des Projekts zu erreichen“.
Rund um dieses Atrium würde sich nach den Plänen des Projektentwicklers im ersten Obergeschoss ein Hotel mit 120 Zimmern sowie Restaurant und Barbereich ansiedeln.
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Hinzu käme auf der Ebene ein medizinischer Bereich mit einer Praxis oder einem Angebot für Rehasport sowie Flächen für Büros. Das Hotel und die Büros würden sich weiter ins zweite Obergeschoss ziehen und dort sowie in den kleinen Bereichen der dritten und vierten Etage durch „Serviced Apartments“ beziehungsweise Senioren-Wohnungen ergänzt.
Bottroper Hansa-Center: Einzelhandel nur noch im Erdgeschoss
Lediglich das Erdgeschoss mit knapp 5000 Quadratmetern soll als Einzelhandelsfläche dienen. Hier planen die Entwickler mit einem Restaurant an der Ecke zur Poststraße, ausgerichtet auf den Berliner Platz, sowie zwei Einzelhandelsflächen, die mit einem Vollsortimenter oder Discounter sowie einem Drogeriemarkt belebt werden könnten. Bei den Mietern wolle man aber flexibel bleiben, sagt Jörg-Michael Zimmermann. So sei beispielsweise auch die Ansiedlung eines Baumarktes möglich.
„Damit wird es zwar weiter Einzelhandelsflächen im Hansa-Center geben“, sagt Christian Wagner von Aurantia Legal Tax, der Partner-Rechtsanwaltskanzlei des Investors. „Weitere Nutzungen, wie Senior Living oder Hotel, Wohnen, Büros und Dienstleistungen werden jedoch zukünftig dazu führen, dass das ehemalige Einkaufszentrum eine gemischtgenutzte, flexible und weitaus weniger krisenanfällige, dafür optisch sichtbarere Immobilie in der City von Bottrop werden soll.“
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Man habe, so Jörg-Michael Zimmermann, durchaus darüber nachgedacht, das gesamte Gebäude komplett abzureißen. „Aber das wäre nicht wirtschaftlich.“ Man wolle jedoch die Immobilie „von innen aufmachen“, das „introvertierte Ufo, das hier mal gelandet ist“ mit mehr Tageslicht füllen. Architekten hätten bestätigt, dass das grundsätzlich möglich wäre.
Neues Konzept für das Hansa-Center: Erste politische Reaktionen positiv
Die ersten politischen Reaktionen auf seine Präsentation sind positiv, wenngleich aufgrund der Erfahrungen in der Vergangenheit mit gewisser Zurückhaltung. „Ich will nicht euphorisch sein“, sagt Frank Beicht (SPD). „Das ist ein gutes Konzept, das gut in die Stadt passen würde.“ Eine solche Öffnung des Gebäudes habe auch früher schon im Raum gestanden, sie sei aber nicht zu finanzieren gewesen, gibt Beicht zu bedenken.
Die Entwickler sichern zu, dass die Planung vom Investor abgenickt und so realisierbar sei. Mit Blick auf diese „nahezu Finanzierungszusage“ fragt Volker Jungmann (CDU) nach der Zeitschiene. „Für uns ist entscheidend, dass wir einen Baukran sehen.“ Auf Daten und Meilensteine wollen sich Aurantia und Multi Germany aber noch nicht einlassen. Oberbürgermeister Bernd Tischler beteuert, „alles dafür zu tun, dass die erforderlichen Genehmigungen schnell erteilt werden“. Anfang kommenden Jahres wollen die Projektentwickler konkreter werden, wann die nächsten Schritte erfolgen können.
Inhaber des Gebäudes und Investor ist der Marshall Bridge Funds, eine Tochter der Emerald Management Sarl aus Luxemburg. Gemeinsam mit ihrem Partner, der Rechtsanwaltschaftsgesellschaft Aurantia Legal Tax, ist das Unternehmen Multi Germany als Projektentwickler beauftragt worden.
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Die Firma hat verschiedene ehemalige Einzelhandelsflächen neu konzipiert, unter anderem das Forum in Mülheim, in dem ein medizinisches Zentrum entsteht.