Bottrop. Doch keine rein orientalische Ausrichtung: Die Investoren haben die Projektentwickler rausgeworfen und „Merhaba“ beerdigt. So geht es weiter.

  • Die Investoren des Bottroper Hansa-Centers planen eine Neuausrichtung
  • Der Name „Merhaba“ ist beerdigt, die Projektentwickler sind rausgeworfen worden
  • Das Einkaufszentrum soll nun doch nicht rein orientalisch werden

Kehrtwende im Bottroper Hansa-Center: Nachdem mehr als ein Jahr lang über das geplante orientalische Konzept diskutiert worden ist, scheint es nun vom Tisch zu sein. Der Begriff „Merhaba“ werde nicht mehr verwendet, teilt Christian Wagner von Aurantia Legal Tax auf Nachfrage mit. Die Oberhausener Rechtsanwaltsgesellschaft ist Partner der Emerald Management Sarl, einer luxemburgischen Vermögensverwaltungsgesellschaft, die Eigentümerin des ehemaligen Einkaufszentrums ist.

Schon im April hatte Wagner angekündigt, das Konzept möglicherweise zu öffnen. Man sei in einem „Übergangsprozess“, teilte der Aurantia-Sprecher vor einem Monat mit. Die Emerald Management Sarl hatte zusammen mit Aurantia Legal Tax das Heft in die Hand genommen und die Kommunikation rund um das Mega-Projekt übernommen.

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Orientalisches Einkaufszentrum in Bottrop: Projektentwickler rausgeflogen

Dafür war vorher SI&AM zuständig. Das Düsseldorfer Projektbüro hatte das Konzept für das orientalische Einkaufszentrum ausgearbeitet, hatte erst vor wenigen Wochen detaillierte Flächenplanungen sowie potenzielle Mieter präsentiert. Nun ist das Unternehmen komplett rausgeflogen. „Wir haben uns mit SI&AM darüber geeinigt, dass deren Mitwirkung mit Einreichung des Bauantrags abgeschlossen ist“, sagt Christian Wagner.

Die Projektentwickler hatten gemeinsam mit dem Fonds Ende Februar den Bauantrag für das frühere Hansa-Zentrum eingereicht. Die Stadt hat angekündigt, den Antrag bis vor den Sommerferien im Juli bearbeiten zu wollen. Wie der Technische Beigeordnete Klaus Müller im April mitteilte, gebe es zwar noch Optimierungsbedarf bei dem Antrag. Es sei aber weiterhin realistisch, dass bis zum Sommer die Baugenehmigung erteilt wird.

Bottroper Hansa-Center: Mittelmeer- statt Orient-Ausrichtung

Doch für was genau? Der Begriff Merhaba werde nicht mehr verwendet, entsprechende Hinweisschilder auf den Bauzäunen sollen nun entfernt werden. Es würden derzeit „intern weitergehende Gespräche“ geführt. Mehr über das Konzept könne er nach Pfingsten kommunizieren, so Christian Wagner.

Nur so viel: „Wir möchten weiter daran festhalten, Menschen aus dem Ruhrgebiet und darüber hinaus mit dem Konzept direkt anzusprechen und Toleranz und Lebensfreude zu vermitteln“, sagt Christian Wagner. „Aktuell wollen wir aber den Schwerpunkt weiter fassen und prüfen, die vielen positiven Anknüpfungspunkte des Mittelmeerraumes einzubeziehen und so ein mediterranes Flair nach Bottrop bringen.“

Bottroper Hansa-Center steht seit mehr als einem Jahrzehnt leer

Noch mal zum Hintergrund: Seit mehr als einem Jahrzehnt steht das Hansa-Center mit seinen insgesamt rund 30.000 Quadratmetern leer. Mehrere Investoren haben sich an der Innenstadt-Ruine versucht, zuletzt gescheitert ist die Essener Fakt AG, die nicht nur Insolvenz anmelden musste Ende 2022, sondern gegen deren Chef Hubert Schulte-Kemper sogar die Staatsanwaltschaft wegen Betrugs ermittelt.

Weil sich die Fakt AG bei der Emerald Management Sarl Geld geliehen hat – die Rede war von 20 Millionen Euro – und das Hansa-Center als Grundpfand hinterlegt hatte, war der luxemburgische Fonds als Grundpfandgläubiger im Spiel und hatte die Fäden in der Hand. Anfang des Jahres hat der Immobilien-Fonds nach eigenen Angaben das frühere Einkaufszentrum als Eigentümer komplett übernommen.

Schon im Frühjahr 2023 hatte der Geldgeber das Düsseldorfer Projektbüro SI&AM mit der Konzeptionierung für die Flächen beauftragt. Das avisierte orientalische Konzept sorgte für viel Kritik. Manche befürchteten ein Marxloh 2.0, andere hielten die Idee nur für Schaumschlägerei, um den Preis des Gebäudes nach oben zu treiben. Denn die 20 Millionen Euro, für die es als Grundpfand hinterlegt worden war, ist es laut Experten nicht wert.

Bottroper Hansa-Center: Erste Arbeiten sollen dieses Jahr sichtbar sein

Nun also wieder die Kehrtwende, und das, obwohl SI&AM erst im Februar vermeintliche Mieter und eine detaillierte Planung samt „Goldmeile“, Basar und Wellness-Bereich vorgestellt hatte. Man wolle vor dem Weihnachtsgeschäft 2025 eröffnen, so der Zeitplan damals. Zudem hatte der luxemburgische Fonds angekündigt, 30 Millionen Euro in das Gebäude zu investieren.

Stillstand soll es aber laut Aurantia Legal Tax nun nicht geben. „Die Weiterführung der Planung und die Bearbeitung einiger, weniger Nachfragen zum Bauantrag steht operativ aktuell im Mittelpunkt der Aktivitäten“, sagt Christian Wagner. Und: Die ersten Umsetzungsschritte des neuen Konzepts sollen noch in diesem Jahr sichtbar sein.

Anmerkung: In einer vorherigen Version war vom Emerald Mezzanine Fund die Rede. Hinter der Finanzierung steht aber der Emerald Managements Luxembourg Sarl, die mit der Bottrop Sarl eine Untergesellschaft für die Geschäfte rund um das Hansa-Center gegründet hat.