Bottrop. Täglich leiden Martin Smaxwil und Hund Ole unter plötzlichen Explosionen. Das Problem ist Polizei und KOD bekannt – nicht nur aus der Innenstadt.

Es knallt in Bottrop – und das wortwörtlich. Schon seit einigen Wochen können Bottroper immer wieder illegal gezündete Feuerwerkskörper hören. Das Problem ist stadtweit bekannt, sagt die Polizei. Die meisten Kracher fliegen aber rund um den ZOB in die Luft. Viele Anwohner ärgern sich.

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Einer, der sich aufregt, ist Martin Smaxwil. Aber nicht nur, weil er sich vor den unangekündigten und teils sehr lauten Knallgeräuschen selbst erschreckt, sondern weil Hund Ole tierisch darunter leidet. Der 13-jährige Mischling kommt aus dem Tierschutz und hat ein „sehr ängstliches Wesen“, wie Besitzer Smaxwil erzählt. Dabei ist es egal, ob man gerade unterwegs oder Zuhause auf der Couch ist.

Tierschutzhund Ole leidet unter Feuerwerkskörpern

„Wenn Ole einen Böller hört, dann muss ich mich vollends um ihn kümmern“, erzählt der 48-Jährige. Ole, der eigentlich tiefentspannt ist, reagiert auf die Knallgeräusche intensiv. „Er kriegt dann eine Panikattacke, dreht völlig durch. Währenddessen kann man ihn nicht beruhigen. Im Gegenteil, ich muss ihn manchmal sogar in der Wohnung anleinen, damit er sich innerhalb einer Übersprungshandlung nicht verletzt und auch nichts kaputt macht.“

Dann dauere es manchmal eine Stunde, bis er sich wieder beruhigt hat. Dabei, so Smaxwil, müsse er Ole ständig im Blick haben, auf ihn aufpassen. „Das ist einfach ärgerlich. Ole hat mit Gewittern und Silvester schon genug Stress, da ist das Knallen einfach total unnötig. Es reicht!“

Bottroper nimmt das Problem schon länger wahr

Seit mindestens drei Wochen nimmt der Anwohner die Problematik in Stadtmitte wahr, aus allen Richtungen. „Fast jeden Tag nach Schulschluss wird etwas gezündet. Wochentags ist meist ab 22 Uhr Ruhe, am Wochenende knallt es nicht selten auch mitten in der Nacht“, berichtet Smaxwil. Mehrere Nachbarn hätten bereits den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) der Stadt gerufen, einige sogar die Polizei, wie eine Polizeisprecherin Annette Achenbach auch bestätigt.

Eigentlich ist Hund Ole tiefentspannt.
Eigentlich ist Hund Ole tiefentspannt. © Martin Smaxwil
Wenn Ole von einem Knaller erschreckt wurde, ist er verängstigt. Häufig kriegt er Panikattacken. Dann muss er sogar in der Wohnung mit einer Leine gesichert werden.
Wenn Ole von einem Knaller erschreckt wurde, ist er verängstigt. Häufig kriegt er Panikattacken. Dann muss er sogar in der Wohnung mit einer Leine gesichert werden. © Martin Smaxwil

Im gesamten Oktober habe es mindestens 70 Anrufe gegeben, die unter dem Schlagwort „Pyrotechnik“ von der Leitstelle registriert worden sind. Darunter könnten zwar auch Explosionen sein, die mehrfach gemeldet wurden, aber natürlich wird auch nicht bei jedem Knall im Stadtgebiet gleich die Polizei informiert. Die Anrufe kamen dabei zum Großteil aus Stadtmitte, aber auch rund um den Batenbrocker Volkspark hätten sich Anwohner beschwert.

Polizei: Fast jeder Stadtteil von Knallerei betroffen

Grundsätzlich, so die Polizeisprecherin, sei von Kirchhellen bis Welheim aber fast jeder Stadtteil betroffen. Besonders heftig war es laut Polizei rund um Halloween. Seitdem wird sogar vereinzelt gegen Personen ermittelt, obgleich die eigentlichen Lärmstörungen sowie das illegale Zünden meist in den Zuständigkeitsbereich des Kommunalen Ordnungsdienstes fielen. Strafrechtliche Relevanz kriegen Fälle vor allem dann, wenn wegen Sachbeschädigung und Personenschäden ermittelt wird. Beim einem Verstoß gegen das Sprengstoffmittelgesetz wird grundsätzlich eine Anzeige geschrieben.

Aber auch der KOD, der das Problem bislang eher aus der Zeit rund um den Jahreswechsel kennt, ist parallel im Kampf gegen das Knallen beschäftigt, wie er schriftlich bestätigt: „Der KOD sorgt Hand in Hand mit der Polizei dafür, dass alle nötigen Maßnahmen ergriffen werden, um das Böllern zu unterbinden.“

Illegale Feuerwerkskörper: Mehrere Verfahren laufen

Rund 40 Beschwerden seien eingegangen, 15 Mal sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KOD daraufhin im Einsatz gewesen. Die Bilanz: ein Busgeld wurde bereits verhängt, drei weitere Verfahren laufen aktuell noch. Je nach Sachverhalt können dabei schnell höhere Bußgelder verhängt werden. Jugendliche ab 14 Jahren müssen bei Verstößen mit mindestens 100 Euro rechnen, Erwachsene, die illegal knallen, müssen mindestens 150 Euro kalkulieren.

Bottroper: „Mehr Personal täte den Einsatzkräften sicher gut“

Gebracht habe das bisher aber wenig, wie Anwohner Smaxwil findet: „Die Jugendlichen sind mobil, rennen nach jedem Böller einige Meter weiter. Das macht es für den KOD nicht leichter.“ Der scheint, wenn es nach Smaxwil geht, aber ohnehin nicht stark genug besetzt. „Ich kenne zwar keine umfassende Lösung, aber mehr Personal täte den Einsatzkräften sicher gut, schließlich bräuchte es meiner Meinung nach mehr Streifen. Dann“, so der Bottroper weiter, „hätten die Mitarbeiter auch wenigstens die Chance, mal jemanden zu erwischen.“

Die Polizei weist darüber hinaus darauf hin, dass möglichst genaue Beschreibungen der Tatverdächtigen aus der Bevölkerung den Fahndungserfolg deutlich erhöhen könnten. Dann, so auch der KOD, könnten vor Ort konsequent Personen ausfindig gemacht werden.

Wer Hinweise zum illegalen Zünden von Feuerwerkskörpern hat, kann den KOD unter 02041 703971 erreichen. Wer sich auch in der Nacht vermehrt durch Knallen gestört fühlt, kann sich jederzeit auch an die Polizei wenden.