Bottrop. In Bottrop eröffnet am 11. Juli eine neue Netto-Filiale. Wir haben uns den Discounter auf der Gladbecker Straße vorab exklusiv angesehen.
Nicht mehr lange, dann hat Bottrop eine neue Netto-Filiale. Allerdings nicht im Karstadt-Haus in der Innenstadt, sondern an der Gladbecker Straße 162. Es sind nur wenige Tage bis zur Neueröffnung. Die WAZ durfte schon vorab hinter die Kulissen des Discounters und der bald ansässigen Praxen in der ersten Etage blicken.
Was sofort auffällt: Überall im Markt wuseln Handwerker umher. Die Zeit drängt. Am Dienstag, 11. Juli, öffnet die Netto-Filiale für ihre Kundinnen und Kunden. Der Discounter muss innerhalb kürzester Zeit eingerichtet werden.
Rechts am Eingang wird die Maschine für die Getränkeannahme montiert, die zwei Kassen unterdessen sind aufgebaut. Wer den Markt betritt, gelangt automatisch zur Obst- und Gemüseabteilung sowie zu den Brot- und Backwaren.
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Michael Hiesgen und Lars Naumann, beide Geschäftsführer der Projektentwicklungsgesellschaft IPG, verfolgen entspannt das rege Treiben. Der Stress ist wieder auf ein Normalmaß gesunken. „In den zurückliegenden zwei Wochen war der Druck hoch“, sagt Hiesgen. Der Eröffnungstermin rückte näher. „Wenn wir Netto einen Termin zur Übergabe nennen, dann sind wir in der Pflicht, diesen Termin auch einzuhalten“, erklärt Hiesgen. Ein Verspätung hätte IPG ansonsten Geld gekostet.
Die Übergabe fand am 30. Juni statt. Auftrag erfüllt. Einen Tag zuvor funktionierte erst der Strom. „Es gibt immer Unwägbarkeiten. Aber das sind Dinge, die müssen nicht unbedingt sein“, sagt Michael Hiesgen. Mittlerweile kann er darüber schmunzeln.
Neuer Netto in Bottrop mit 1100 Quadratmetern Verkaufsfläche
Seit Montag wird in der Filiale an der Inneneinrichtung gewerkelt. Laut Netto werden auf einer Verkaufsfläche von rund 1100 Quadratmetern mehr als 5000 Artikel angeboten. „Bis zu 400 ökologisch zertifizierte Bioprodukte wie Obst, Käse und Wurst“, schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung. 80 Parkplätze stehen den Kundinnen und Kunden zur Verfügung.
Von der ursprünglichen Bauplanung ist IPG im Sinne der Nachhaltigkeit und angesichts der Folgen des Ukrainekrieges ein wenig abgewichen. Anstatt einer Gasheizung wird eine Wärmepumpentechnik verwendet. Dazu kommt die Photovoltaikanlage auf dem Dach dieses Effizienzhauses „Wir haben dadurch einen Energiestandard des Gebäudes von KfW 40 erreicht“, sagt Hiesgen.
Baukosten für neues Gebäude um 25 bis 30 Prozent gestiegen
„Die Baukosten sind zwischen 25 und 30 Prozent teurer geworden als unsere Ursprungsplanung“, sagt Hiesgen. Die Gründe liegen auf der Hand. „Aufgrund der Marktsituation in den vergangenen anderthalb Jahren mit gestiegenen Bau- und Materialpreisen war die Umsetzung deutlich anspruchsvoller“ so Naumann. Dazu gesellen sich eine hohe Inflation und die Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal (Stichwort: Fachkräftemangel).
Auch in der ersten Etage sind die Handwerker fleißig. Rechts vom Markt befindet sich der barrierefreie Eingang. Hoch geht es per Aufzug oder über das Treppenhaus. Alle drei Praxen (Zahnarzt, Physiotherapie, Gynäkologie) liegen entlang eines Flurs. „Alle Mieter haben langfristige Verträge“, sagt Lars Naumann.
Zuerst kommt die Zahnarztpraxis von Dr. Zalgai (250 Quadratmeter) mit mehreren Behandlungszimmern, Labor, Röntgenraum, Wartezimmer und Empfang. Es folgen die Praxen der Physiotherapeuten Galazka und Dalecki (200 Quadratmeter) sowie die gynäkologische Praxis (210 Quadratmeter) von Dr. Neumann. Die Räume sind großzügig konzipiert und akklimatisiert, weiß gestrichen, hell gestaltet und mit hellbraunem Vinylboden in Parkettoptik ausgestattet. Auf dem Flur befindet sich ein behindertengerechtes WC.
Regenwasser vom Dach wird zusätzlich in den Kirchschemmsbach umgeleitet
Wer aus dem Fenster in Richtung Gladbecker Straße schaut, erblickt die Dachbegrünung. Noch sind nur zarte Pflänzchen zu sehen. Der Regen sorgt in der Folge für den natürlichen Wachstum.
Hiesgen: „Eigentlich war geplant, dass das Wasser von den Dachflächen in die Kanalisation eingeleitet wird.“ Nach Gesprächen mit der Emschergenossenschaft plante man um. Stattdessen wird das Regenwasser vom Dach, was nicht im Pflanzengranulat bleibt, in ein natürliches Gewässer umgeleitet – nämlich in den Kirchschemmsbach hinter dem Gebäude.
Abgeschlossen sind die Projekte an Ort und Stelle nicht. Der Netto-Markt nebenan auf dem Grundstück ist noch geöffnet. Es soll aber einen fließenden Übergang geben. Eröffnet die neue Filiale, wird die alte tags drauf geschlossen. Auf dem Areal plant IPS den Bau neuer Wohnungen. „Wenn alles gut läuft, rechnen wir mit einem rechtskräftigen Bebauungsplan für Mitte 2024“, sagt Hiesgen.
Zahlen zu Netto
Netto Marken-Discount gehört nach eigenen Angaben mit mehr als 4300 Filialen, rund 84.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wöchentlich 21 Millionen Kundinnen und Kunden und einem Umsatz von 15,8 Milliarden Euro zu den führenden Unternehmen in der Lebensmitteleinzelhandelsbranche.
Laut Unternehmen verfügt Netto mit rund 5000 Artikeln und einem Schwerpunkt auf frischen Produkten über die größte Lebensmittel-Auswahl in der Discountlandschaft.
Bis auf ein Mietverhältnis steht das Gebäude ab nächster Woche leer. Aber auch dieser Mieter muss sich über kurz oder lang auf die Suche nach einer neuen Bleibe machen. IPG kann sich vorstellen, dass die freigewordene Ladenfläche von Netto befristet für Zwischenmieter bis zum Frühjahr, Sommer nächsten Jahres genutzt werden kann.
Sollte der letzte Mieter demnächst eine Alternative haben und sich außerdem kein Zwischenmieter finden, kann sich IPG auch vorstellen, das Gebäude zeitnah abzureißen. Spätestens wenn der Bebauungsplan in trockenen Tüchern ist, hat für das marode Gebäude das letzte Stündlein geschlagen.
Die künftigen Öffnungszeiten von Netto (Gladbecker Straße 162): Montag bis Samstag von 7 bis 20 Uhr