Düsseldorf. Sorge in Düsseldorf wegen steigender Messergewalt: Im NRW-Vergleich belegt die Stadt einen traurigen Spitzenplatz. Ein Überblick über die Lage.
Es ist der Spitzenplatz einer Statistik, in der wohl niemand auftauchen will. Laut der Antwort des NRW-Innenministeriums auf eine Anfrage der AfD liegen gleich zwei Orte in Düsseldorf unter den zehn größten Hotspots für Messerkriminalität im Land. Dabei handelt es sich einerseits um die Kölner Straße in Oberbilk und um den Konrad-Adenauer-Platz vor dem Hauptbahnhof. Laut Innenministerium wurden 2023 bei ersterer 15 und an letzterem zehn Straftaten erfasst, bei denen eine Stichwaffe als Tatwaffe registriert wurde.
Düsseldorf: Kölner Straße und Konrad-Adenauer-Platz sind Hotspots für Messergewalt
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Als ein großer Faktor hierfür gilt auch der Worringer Platz, der direkt an der Kölner Straße und nur wenige hundert Meter vom Hauptbahnhof entfernt liegt. Der Ort gilt als Hotspot für Drogenkriminalität, viele Abhängige und Obdachlose kommen hierher. Laut Aussage von Anwohnern wird hier offen mit harten Drogen gedealt, der Ordnungs- und Sicherheitsdienst (OSD) der Stadt zeigt eine ständige Präsenz – die jedoch oft nur Symptome mildert.
„Wir hatten hier in diesem Jahr bisher glücklicherweise noch keine Toten und Schwerverletzten“, sagt Polizeisprecher Andre Hartwich in Bezug auf Messerkriminalität an Kölner Straße und Worringer Platz. Dennoch sei die Polizei hier ständig im Einsatz. Besonders gefordert seien hier die Einsatztruppe Evos – Einsatz zur Verhinderung einer offenen Szene – und Prios – Präsenz und Intervention an offenen Szenen und Brennpunkten. Beide beschäftigten sich schwerpunktmäßig mit der Drogenszene.
Waffenverbotszone Düsseldorfer Altstadt: Täter oft aggressive junger Männer
„Es ist wichtig zu bedenken, dass wir hier eine ganz andere Szene haben, als wir sie etwa in der Altstadt hatten“, betont Hartwich mit Blick auf die einzige Messerverbotszone im Stadtgebiet. Eingerichtet wurde diese 2021, als „Schutzschild für eines der größten Ausgehviertel in Nordrhein-Westfalen“, wie es NRW-Innenminister Reul damals ausdrückte. Die Verbotszone war damals nach einer Häufung von Gewalttaten mit Messern gefordert worden. Laut des Polizeisprechers gilt die Altstadt durch die Verbotszone inzwischen als „befriedet“.
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„Hier hatten wir es häufig mit jungen Männern zu tun, die von außerhalb in die Stadt kamen und ihre Messer mitgebracht haben“, so Hartwich. Diese jungen, aggressiven Männer hätten dann im Streit ein Messer gezückt. Im aktuell erschienen „Lagebild Messergewalt“ betont auch Landesinnenminister Herbert Reul seine Sorge vor einem „Männlichkeitsgehabe“ in Verbindung mit Stichwaffen: „Mit dem Messer mag sich ein mancher stärker und unbesiegbarer in der dunklen Nacht fühlen. Dieses mittelalterliche Bild von Männlichkeit tut unserer Gesellschaft nicht gut.“
Worringer Platz: Messergewalt oft innerhalb der Drogenszene
Rund um die aktuellen Hotspots stelle sich die Lage jedoch anders dar, erklärt Polizeisprecher Hartwich. „Hier sind Täter und Verdächtige eher regional verordnet. Wir haben hier Drogendealer, die in Revierstreitigkeiten verwickelt sind, Abhängige und Personen, die halb-obdachlos sind.“ Die Messerdelikte fänden hier vor allem innerhalb der Szene statt. „Alkoholabhängige, die wegen einer letzten halben Flasche Vodka das Messer ziehen und aufeinander losgehen“, gibt er ein Beispiel.
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„Diese Menschen sind teils schwer abhängig und stehen unter enormen Druck“, so der Polizeisprecher. Stadt und Streetworker könnten diese womöglich besser erreichen, denn als Polizei sei man hauptsächlich für die Kriminalitätsbekämpfung da. Und in Bezug auf Messergewalt gebe es hier keine Toleranz bei der Polizei Düsseldorf. „Wenn wir davon ausgehen, dass eine Gefahr besteht, eine Person also betrunken oder aggressiv ist, dann ist uns die Klingenlänge egal“, erklärt Hartwich. Dann würde jedes Messer einkassiert.
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2023 insgesamt rund 3.500 Messerdelikte in NRW
Im gesamten Land Nordrhein-Westfalen sind, laut derselben Antwort des Innenministeriums, im gleichen Zeitraum 6.221 Straftaten polizeilich bekannt geworden, bei denen Messer als Tatwaffen registriert wurden. Im öffentlichen Raum, also auf Straßen und Plätzen, geht das Ministerium laut dem „Lagebild Messergewalt“ von rund 3.500 Taten aus – einem Anstieg von 42,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Betont werden muss dabei allerdings auch, dass der Anstieg zum Jahr 2019 nur rund 3,4 Prozent beträgt. Während der Corona-Pandemie und der Lockdowns fiel die Zahl vieler Straftaten massiv.
Im Nachgang des Anschlags von Solingen stellte Reul außerdem ein Zehn-Punkte-Papier zur Bekämpfung von Messerkriminalität vor. Wie dieses jeweils vor Ort umgesetzt wird, darüber braten aktuell die jeweiligen Polizeidirektionen im Land.