Düsseldorf. Seit 2022 arbeitet die Stadt Düsseldorf daran, die Altstadt sicherer zu machen. Das städtische Streetworking gilt dabei als besonderer Erfolg.
Um die Sicherheit für alle in der Innenstadt zu erhöhen, hat die Stadt das Projekt „Sicherheit in der Düsseldorfer Innenstadt“ (SiDi) ins Leben gerufen. Eine Säule dieses Projekts ist das Streetworking rund um Altstadt und Rheinufer. Dessen Bilanz wurde gestern im Rathaus von den beiden Streetworkern Derrick Addy und Tiemo Imhof vorgestellt. Die beiden stehen einem Team aus insgesamt fünf Sozialarbeitern vor.
Die Streetworker sind freitags, samstags und vor Feiertagen jeweils zwischen 17 und 2 Uhr im Einsatz. Die lange Dauer der Schichten ergeben sich auch aus den Dynamiken eines Altstadtabends. „Gegen 17 Uhr sind wir noch in der Lage, unsere Klienten mit halbwegs nüchternem Kopf anzutreffen“, berichtet Addy. Die ersten Stunden einer Schicht dienten vor allem der „Beziehungspflege“. Später am Abend könne oftmals auf diese Vorabend-Bekanntschaften zurückgegriffen werden.
Konfrontation als Erfolgsrezept
Die Sozialarbeiter bewegen sich in ihren auffälligen, blaugelben Jacken unter den Gruppen der Altstadtbesucher. Bemerken sie Konflikte, schreiten sie ein. „Allerdings nicht immer sofort“, wie Addy erläutert. In vielen Fällen klärten sich die Situationen schnell auf. Außerdem gelte: „Junge Menschen müssen auch den Raum erhalten, selbstständig zu lernen, Konflikte auszutragen.“
Ihr Vorgehen verdanke sich dem „konfrontativen Ansatz“, erklärt Imhof. Dabei handelt es sich um Konzept aus der Sozialen Arbeit, das vorsieht, Regelverstöße direkt zu thematisieren. Addy: „Wir sprechen die Sprache unserer Zielgruppe und konfrontieren sie mit ihrem Verhalten und ihren Einstellungen.“ Bei der Arbeit gehe es darum, Gewaltpotenziale frühzeitig zu erkennen und abzubauen.
Langfristige Hilfe in der Hinterhand
Addy und Imhof betonen, wie wichtig dabei kontinuierlicher Kontakt ist. Auch längerfristige Hilfsangebote vermitteln die Streetworker. Die Grundannahme der Sozialarbeiter ist, dass Gewalt nur ein Symptom ist, das auf tieferliegende Ursachen schließen lässt: Häufig seien Probleme mit dem Aufenthaltstitel oder der Wohnsituation verbunden. 2023 habe man 39 Jugendlichen ein weiterführendes Angebot machen können, etwa Hilfe bei Behördengängen oder der Jobsuche.
Seit Juni 2022 fertigen die Sozialarbeiter Protokolle über ihre Einsätze an. Diesen lässt sich entnehmen, dass seither 230 Vorfälle beobachtet wurden. „Die Bandbreite erstreckt sich von Spaßkämpfen bis zu ernsten Handgreiflichkeiten“, so Addy. In 123 Fällen erfolgte eine Intervention. Manchmal aber reiche das nicht, so mussten in 21 Fällen Polizei und Ordnungs- und Servicedienst hinzugezogen werden.
Streetworking ist auch Beziehungsaufbau
Auch für die Streetworker kann es brenzlig werden. Imhof berichtete von drei Fällen 2022, in denen ein Messer gezogen wurde. Damit ist auch die Grenze der Zuständigkeit erreicht: „Wenn das Messer draußen ist, gibt’s nur noch eins-eins-null.“ In diesem Jahr aber habe er noch kein Messer gesehen. Das hinge auch mit der besseren Vernetzung zwischen Streetworkern und Klienten zusammen. Insgesamt wurden seit Mai 2022 rund 750 Gruppen kontaktiert, wobei es sich bei weniger als der Hälfte der Fälle lediglich um Erstkontakte handelte. Das sei ein gutes Zeichen. Es bedeute, dass hier stabile Beziehungen entstanden seien. Auch bei den Kontaktaufnahmen zu Einzelpersonen zeigt sich ein ähnliches Bild: Seit Juni 2022 stehen 810 Erst- 1050 Wiederholungskontakten gegenüber. Laut Imhof seien „Altstadt und Rheinufer sicherere Orte geworden“.
Auch Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) bezeichnete das Projekt als „wesentlichen Beitrag“ zu einer sicheren Altstadt. Genau deswegen wird die Arbeit der Streetworker auch über das Ende von SiDi am 31. Oktober 2023 hinaus weitergeführt. Es sei unverzichtbar, wie der OB betonte.
Seit Mai 2022 läuft das Projekt SiDi
Stadtverwaltung und Polizei Düsseldorf haben das Projekt SiDi im Mai 2022 gestartet. Nach einmaliger Verlängerung soll es nun planmäßig im Oktober 2023 auslaufen. Das Projekt bündelt verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit in der Innenstadt. So etwa die Durchsetzung der Waffenverbotszone. Auch Maßnahmen wie die Verbesserung der Beleuchtung spielen eine Rolle. Teil ist aber auch die Sozialarbeit vor Ort.
Die Innenstadt ist das Kriminalitätszentrum Düsseldorfs. Fast 40 Prozent aller Straftaten finden im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Mitte statt.