Düsseldorf. Die neue Oper in Düsseldorf soll an einem neuen Standort errichtet werden. Dennoch üben Denkmalschützer Kritik an der Stadt. Was dahinter steckt.

Die Debatte um den Opern-Neubau bestimmte in den vergangenen Monaten lange Zeit die Düsseldorfer Stadtpolitik. In teils hitzigen Debatten wurde im Stadtrat immer wieder über die Finanzierung und den Standort gestritten. Während sich Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) und seine Partei lange Zeit für einen Neubau am bisherigen Standort an der Heinrich-Heine-Allee einsetzte, sprach sich die Ratsfraktion der Düsseldorfer Grünen gegen das milliardenschwere Prestigeobjekt aus. Am Ende drohte die Opern-Frage sogar zu einer Zerreißprobe für die schwarz-grüne Stadtkoalition zu werden.

Ende Juni folgte aber eine etwas überraschende Wende. Am 27. Juni stimmte der Düsseldorfer Stadtrat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause mehrheitlich dafür, die neue Oper nicht an seinem bisherigen Standort am Hofgarten, sondern auf dem Grundstück der ehemaligen Galeria Kaufhof-Filiale am Wehrhahn zu errichten. Möglich wurde dies, weil die Stadt das Gelände drei Tage vor der besagten Ratssitzung dem bisherigen Eigentümer, der insolventen Sigma-Gruppe, abkaufen konnte.

Opern-Neubau in Düsseldorf: Ratspolitiker sehen viele Vorteile am neuen Standort

Ein Diskussionspunkt ist damit erstmal aus der Welt geschaffen. Denn Kritiker des Milliardenprojektes fürchteten Eingriffe in den denkmalgeschützten Hofgarten, wäre die Deutsche Oper am Rhein an seinem bisherigen Standort neu errichtet worden. „Diese Debatte ist damit natürlich vom Tisch“, sagt Andreas Hartnigk, stellvertretender Vorsitzender der Düsseldorfer CDU und Vorsitzender im städtischen Bauausschuss.

Der Ratspolitiker sieht in dem Standort-Wechsel viele Vorteile: „Das Grundstück am Wehrhahn ist größer, für die Kunstschaffenden ist dort viel mehr Platz. Das sorgt für viel mehr Möglichkeiten, die Oper zu nutzen. Außerdem ist die Stadt als Eigentümer nun selber Herr und kann entscheiden, wie die Zukunft der Oper gestaltet werden kann.“ Zudem könne neben der Stadtentwicklung auch die anliegende Innenstadt samt ihrer Geschäfte von der Oper profitieren, hofft Hartnigk.

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Auch Markus Raub hält den Standort-Wechsel an den Wehrhahn für „ideal“. Das Grundstück biete viel „Potenzial für die neue Oper“, so der Co-Vorsitzende der Düsseldorfer SPD. „Eine andere Nutzung kann ich mir für den Standort aber nicht vorstellen“, erklärt Raub. Die Grünen brachten zuletzt auch die Idee ins Spiel, in der ehemaligen Kaufhof-Filiale Wohnungen einzurichten. Für Markus Raub sei das Grundstück aber „nicht für den Wohnungsbau geeignet“.

Oper an der Heinrich-Heine-Allee wird instandgehalten

Bis die neue Oper am Wehrhahn fertiggestellt ist, werden aber noch einige Jahre vergehen. Bis es so weit ist, wird die jetzige Spielstätte an der Heinrich-Heine-Allee weiterhin genutzt, wie ein Sprecher der Stadt Düsseldorf auf Nachfrage dieser Redaktion mitteilte. Das in die Jahre gekommene Gebäude soll dann auch während des Betriebes baulich weiter instand gehalten werden. Dies brachten die Grünen und Linken immer wieder als langfristige Lösung in der Opern-Frage ins Spiel, aus Sicht der CDU und FDP würde dies aber kostspieliger sein, als ein kompletter Neubau.

Was mit dem Gebäude an der Heinrich-Heine-Allee passieren wird, wenn das neue „Opernhaus der Zukunft“ fertiggestellt ist, steht nach Angaben des Stadtsprechers noch nicht fest. Die Möglichkeiten zur Weiternutzung des jetzigen Standortes werde derzeit geprüft, so der Sprecher weiter.

Dies ruft nun die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) auf den Plan. Zwar begrüßt die Stiftung den Ratsentscheid, dass der Opern-Neubau an der Ecke am Wehrhahn/Ecke Oststraße errichtet werden soll. Dennoch übt die DSD auch teils harsche Kritik an der Stadt Düsseldorf. Zum einen habe sich die Stadt in dem bisherigen Verfahren in vielen Fällen über das Denkmalschutzgesetz NRW hinweggesetzt, außerdem sei der Denkmalstatus des Gebäudes an der Heinrich-Heine-Allee kaum beachtet worden, wirft die DSD der Stadt vor. Dies müsse sich nun ändern, lautet eine Forderung der Stiftung.

Stiftung Denkmalschutz kritisiert Vorgehen der Stadt Düsseldorf

Die DSD sieht noch einen weiteren Kritikpunkt am bisherigen Vorgehen der Stadt: „Beschluss für Beschluss arbeitete sich der Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf zu einem Denkmalabriss am ‚Standort der Herzen‘ vor, in grober Missachtung denkmalpflegerischer Verfahrensweisen und Gesetzesvorschriften“, heißt es in einer Stellungnahme. Erst durch „höhere Macht“ sei ein möglicher Abriss „in letzter Minute“ verhindert worden, weil die Stadt das Grundstück am Wehrhahn kaufen konnte, so die DSD weiter.

Auch dass das Opernhaus in der Altstadt immer wieder als „baufällig“ betitelt wurde, kritisieren die Denkmalschützer. Dem würden laut DSD die vorliegenden Gutachten widersprechen, die dem Gebäude „eine grundsätzliche Sanierungsfähigkeit bescheinigen und nachhaltigere Erweiterungsmöglichkeiten aufzeigen“. Daher gebe es nun „die große Chance, ein zukunftsweisendes Nutzungskonzept“ für den jetzigen Standort zu erarbeiten. Dabei müsse aber der „einzigartige Denkmalwert und die gute Erhaltungsfähigkeit“ berücksichtigt werden.

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Deswegen müsse aus Sicht der Deutschen Stiftung Denkmalschutz die Stadt „Nutzerinnen und Nutzer suchen und notwendige Um- oder Anbauten in enger Kooperation mit den Denkmalbehörden und möglichen Fördergebern“ abstimmen und „Abrissspekulationen und Alleingänge über den Denkmalschutz hinweg“ ein Ende bereiten.

Die Debatte um den Opern-Standort wird jedenfalls weiterhin Thema in der Düsseldorfer Stadtpolitik bleiben und womöglich sogar ein Fall für die Justiz. Die Ratsfraktion der Linken wird laut eigener Ankündigung eine Klage gegen den Ratsbeschluss einreichen. Genauere Details zu der Klageschrift soll es dann in den kommenden Tagen geben.