Düsseldorf. Düsseldorfs OB Keller will eine neue Oper in Milliardenhöhe bauen. Jetzt gibt es eine Umfrage, die überrascht. Fraktion fordert Bürger-Entscheid.

Das Milliardenprojekt Opern-Neubau steht in Düsseldorf auf immer wackeligeren Füßen. Am 8. Mai soll im Stadtrat nach Willen der Stadtspitze der Weg frei gemacht werden für eine Interimsspielstätte auf dem Messegelände. Zudem soll entschieden werden, ob für den Neubau ein Architekten-Wettbewerb ausgelobt wird. Das sind wegweisende Entscheidungen, die aber nach einer Sondersitzung „Opernhaus der Zukunft“, in der sich die Politik uneiniger denn je war, mehr und mehr auf der Kippe stehen. Und jetzt gerät OB Stephan Keller (CDU) noch weiter unter Druck: Denn eine brandaktuelle repräsentative Umfrage unter Düsseldorferinnen und Düsseldorfer sowie Menschen aus dem Umland von Ende April ergab: Zwei von drei Düsseldorfern wollen gar keine neue Oper.

Hälfte aller Düsseldorferinnen und Düsseldorfer „entschieden dagegen“

Die Umfrage wurde von der Düsseldorfer Ratsfraktion der Linken in Auftrag gegeben. Bei der Evaluation wird nun das Ergebnis von 1007 Menschen ab 18 Jahren herangezogen. Die Personen wurden online von dem Institut Civey befragt, das unter anderem auch für „Spiegel online“ tätig ist. Der Zeitraum der Befragung war vom 19. bis 29. April 2024. Dabei kam heraus, dass 68,2 Prozent der Befragten gegen einen Neubau sind und nur 21,5 dafür. 47,7 Prozent sind sogar „entschieden dagegen“, und nur 10,9 Prozent sind „entschieden dafür“. Die Fraktion der Linken zeigt sich wenig überrascht. „Wir waren immer gegen einen Neubau und gegen den Eingriff in den Hofgarten“, sagt Ratsfrau Sigrid Lehmann. „Und wir haben immer kritisiert, dass die Bürgerinnen und Bürger zu wenig beteiligt werden. Die Ergebnisse unterstützen unsere Vermutung.“ Und „bei fast 70 Prozent Ablehnung“, so Lehmann weiter, „könne man nicht einfach wegschauen“.

Die Linke fordert nun eine „umfassende Sanierung“ oder „fortdauernde Instandsetzung“ der Bestandsoper an der Heinrich-Heine-Allee. Vor allem aber eines: einen Bürger-Entscheid zur Oper im Rahmen der Kommunalwahl 2025. „Bis dahin sollte die Stadtverwaltung auf die Pause-Taste drücken, damit wir nicht noch mehr Geld verbrennen“, sagt Fraktionsgeschäftsführer Christian Jäger: Der Antrag der Linken für die Ratssitzung am 8. Mai laute daher zunächst, dass „alle Vorbereitungen für einen Neubau der Rheinoper eingestellt werden sollen“. Um den Bürger-Entscheid vernünftig vorbereiten zu können, „brauchen wir drei Monate bis ein halbes Jahr Vorlaufzeit“, so Jäger.

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Ein Bürger-Entscheid ist nicht dasselbe wie ein Bürgerbegehren, bei dem eine bestimmte Gruppe Unterschriften sammelt. Das machte unlängst der Düsseldorfer Aufklärungsdienst, weil er gegen die Durchführung des evangelischen Kirchentags 2027 in Düsseldorf war – ohne Erfolg. Bei einem Bürger-Entscheid hingegen beschließt die Kommune selbst, einen Volksentscheid herbeizuführen. Und das ist der Linken-Fraktion wichtig. „Es geht um ganz viel in der Opernfrage, es geht um die Verteilung der Mittel“, sagt Ratsmitglied Helmut Born. „Die Verkehrswende kommt in Düsseldorf nicht voran. Es werden zu wenig Wohnungen gebaut. Und an den Sozialabgaben wird genauso herumgeknausert. „Auf der anderen Seite will man Milliarden Euro für eine neue Oper ausgeben. Das ist Wahnsinn!“

Sigrid Lehmann und Helmut Born von der Ratsfraktion der Linken fordern einen Bürger-Entscheid für die Düsseldorfer Oper.
Sigrid Lehmann und Helmut Born von der Ratsfraktion der Linken fordern einen Bürger-Entscheid für die Düsseldorfer Oper. © NRZ | Stephan Wappner

Überraschendes kam bei der Umfrage zu Tage. Zum einen scheinen in Düsseldorf die Wählerinnen und Wähler in der Opernfrage nicht auf Linie ihrer Partei zu sein. 73 Prozent der Personen, die etwa die SPD als ihre Partei sehen, sind gegen die Oper. Indes ist die SPD-Fraktion im Rat noch gespalten. Und während OB Keller und die CDU seit Jahren ein klares Ja zum Opernneubau formulieren, sind die Wähler anderer Ansicht: 66 Prozent sind gegen den Prestigebau. Bemerkenswert auch, dass mehr ältere Menschen die Oper ablehnen als jüngere. Bei der Umfrage kam heraus, dass etwa 35 Prozent der 18- bis 29-Jährigen für die Oper sind, bei den 50- bis 64-Jährigen hingegen ab er nur magere 14 Prozent.

Wie uneins übrigens die Politik in der Opernfrage ist, zeigte am Dienstag die einzige Abstimmung der Bezirksvertretung 1 im Rahmen der Sondersitzung. Von den anwesenden Vertretern der BV 1 empfahlen nur die CDU und die FDP (insgesamt 7 Stimmen) dem Rat eine „vorlagengemäße Beschlussfassung“ für den Architektenwettbewerb. Grüne, Linke und AfD (zusammen 8 Stimmen) votierten dagegen, die SPD (3 Stimmen) enthielt sich.

„Wir müssen jetzt die Entscheidung in die Hände der Bürgerinnen und Bürger legen, damit die Oper nicht zum reinen Elite-Projekt verkommt“, betont Sigrid Lehmann von den Linken. Nicht nur die exorbitanten Kosten für einen Neubau seien zu nennen, sondern auch der „nicht mehr wieder gut zu machende Eingriff in den Hofgarten“. Und dann müsse man sich auch vor Augen halten, wie es um Düsseldorfs andere Kulturbauten bestellt ist, so Lehmann. „Es kann nicht sein, dass wir irgendwann von der goldenen Dachterrasse der neuen Oper auf nur noch marode Kulturstätten schauen.“

Das Ergebnis der Umfrage ist im Netz unter einer Sonderhomepage der Linken einzusehen. Darauf kann man mit der Politik auch in Kontakt treten.

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