Düsseldorf. Düsseldorf soll 2032 eine Oper in Milliardenhöhe bekommen. Die Grünen blieben in einer Sondersitzung beim Nein – da platzte OB Keller der Kragen.
Düsseldorf soll eine neue Oper bekommen. Sie wird sehr viel Geld kosten und soll frühestens 2032 zwischen Hofgarten und Heine-Allee entstehen. Über dieses Thema wird seit sieben Jahren in der NRW-Landeshauptstadt gezankt. Nach unzähligen Sitzungen, Beschlussfolgen, Bürgerbeteiligungen und Ideenwettbewerben fand nun am Dienstag, 30. April, eine weitere Sondersitzung unter dem Titel „Opernhaus der Zukunft“ im Messe Congress Center Süd statt – unter Beteiligung mehrerer Ausschüsse und Gremien (Kultur, Bau, Öffentliche Einrichtungen, Planung und Stadtentwicklung, Bezirksvertretung 1).
Es ging um zwei Beschlüsse: einmal um den Bedarfsbeschluss für den Bau einer Interimsoper auf dem Messegelände (Stockumer Kirchstraße) und zum anderen um den Architektenwettbewerb für den Opernneubau plus anschließender Beauftragung eines Generalplaners. Die Beschlüsse wurden in den Stadtrat (8. Mai) geschoben. Aber: Es sieht nicht so richtig gut aus für das Prestigeprojekt von OB Stephan Keller (CDU).
Grüne zogen in Sachen Opernneubau im Frühjahr 2023 die Reißleine
Nachdem die Grünen zunächst für einen Opernneubau waren, zogen sie vor rund einem Jahr, im Frühjahr 2023, die Reißleine. Zu teuer, zu utopisch, falscher Zeitpunkt. Bürgermeisterin Clara Gerlach blieb bei der Sondersitzung beim Nein zum Neubau. „Wir kratzen aktuell knapp an einer Milliarde Baukosten, über kommunale Kredite kommen wohl noch einmal eine Milliarde an Zinsen dazu“, rechnete die Grünen-Politikerin vor. „Deswegen finde ich es zu wenig, nur darüber zu sprechen, wie die Oper aufgestellt sein soll. Sondern wir müssen darüber sprechen, wie viel Geld wir wofür ausgeben und wie sich das dann auf eine Stadt wie Düsseldorf auswirkt.“
Konkret: Worauf müsse eine Stadtgesellschaft verzichten, wenn man so etwas baue. Gerlach: „Nur durch eine neue Oper wird Düsseldorf nicht automatisch in eine glorreiche Zukunft gehen. Wenn wir uns angucken, wie sich die Welt geändert hat, dann werden riesige Investitionen auf diese Stadt zukommen, etwa im Bereich der Klimaanpassung.“
OB Stephan Keller wurde es zu bunt und verwies in Richtung Grüne nicht zum ersten Mal auf die bestehende Ratskooperation zwischen CDU und Grüne. „Es ist doch nicht das erste Mal, dass wir eine solche Investition stemmen“, sagte Keller und beschuldigte Bürgermeisterin Gerlach „Unsinn“ zu reden. „Wir haben den Rheinufertunnel gebaut, die Wehrhahnlinie, den Kö-Bogen, wir bauen Schulen. Wir zeigen doch, dass wir das können“. Und es gäbe keinen Grund zu glauben, so der Rathauschef weiter, „dass wir das nicht noch einmal schaffen“. Und: Die Behauptung der Grünen und der Linksfraktion (Julia Marmulla), mit dem Bau einer neuen Oper würde zu stark in den Hofgarten eingegriffen, bezeichnete der OB als „Fake News“.
Interimsspielstätte der Oper soll rund 75 Millionen Euro kosten
Um den Neubau am Standort Heine-Allee neu zu bauen, braucht es eine Ersatzoper. Der Kulturbetrieb müsste dann von 2027 bis 2032 in den Interimsbau ausgelagert werden. Zahlreiche Standorte wurden bislang geprüft, am Ende setzte sich das Areal auf dem Messegelände durch. Die Kosten für die Interimsstätte werden aktuell auf 75 Millionen Euro geschätzt, dazu kommen zig Millionen Euro für den Ideenwettbewerb, an dem rund 30 Architekturbüros teilnehmen sollen.
Im Rat am 8. Mai soll also über die Verwendung von mehr als 100 Millionen Euro entschieden werden. Für die Grünen keine Option. Bürgermeisterin Gerlach erinnerte an das Jahr 2020, als noch eine Sanierung der bestehenden Oper zur Diskussion stand: „Wir haben schon viel dort saniert. Wenn wir noch 20 Millionen Euro investieren, können wir dort noch lange eine Oper am Laufen halten. Jetzt eine neue Oper zu bauen, ist der falsche Zeitpunkt.“
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Für die SPD, die ein endgültiges Ja zum Opernneubau an das Versprechen Kellers festmacht, bis 2030 in Düsseldorf 8000 neue Wohnungen zu bauen, kommt eine Sanierung indes nicht infrage. Der Bestandsbau sei auch für die Künstlerinnen und Künstler keine Alternative mehr. „Wir wollen eine neue Oper, das steht für die SPD nicht zur Debatte.“ Von den 8000 Wohnungen, die Keller bauen will, die aber aktuell noch lange nicht in Aussicht stehen, davon war bei der SPD in der Sondersitzung keine Rede. Angeblich soll eine endgültige Entscheidung dazu bei einer Fraktionssitzung am 6. Mai fallen, zwei Tage vor dem Stadtrat. Es bleibt spannend.
Kulturausschuss-Vorsitzender Manfred Neuenhaus (FDP) ist klarer Befürworter der neuen Oper und sicher, dass an der „Oper nichts elitär ist“. Man müsse sich nun entscheiden, ob man eine Oper haben will oder nicht. Und: „Alle, die dagegen sind, sollten mal sagen, was sie stattdessen wollen.“ Auch Alexander Fils (CDU) warb mit Nachdruck für einen Neubau. „In 30 Jahren Ratsarbeit habe ich ein solch solides Verfahren noch nicht erlebt.“ Und: Eine Oper müsse gar nicht so exorbitant teuer sein. „Es geht auch Betonboden statt Marmorboden, und goldene Wasserhähne müssen auch nicht sein.“
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Am Dienstag meldeten sich dann auch noch Düsseldorfs Karnevalisten zu Wort. Das Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) sieht in der geplanten Errichtung einer Interimsspielstätte in Stockum mit guter Anbindung „eine historische Chance für das Winterbrauchtum“, heißt es in einer Mitteilung. Und weiter: „Karneval ist Teil der Kultur und Teil einer lebendigen Großstadt. Gerade aus der Kombination vermeintlich gegensätzlicher Pole wie Karneval und Oper versprechen wir uns eine Strahlkraft und eine kreative Reibung, die für beide Seiten fruchtbar sein kann.“ Damit diese Szenarien möglich werden könnten, sei es aus der Sicht des CC „sinnvoll, jetzt die Kompetenzträger an einen Tisch zu holen und nach Synergien zu suchen“.
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