Wie schützen deutsche Behörden die Bürger vor verstrahlten Produkten? Welche Waren sind gefährdet? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Brüssel. Seit den Unfällen im japanischen Atomkraftwerk Fukushima gibt es auch in Deutschland Sorgen vor den Folgen. Besonders über möglicherweise radioaktiv belastete Lebensmittel und andere Güter aus Japan wird diskutiert.

Wie geht der deutsche Zoll mit Sendungen um?

Der Zoll prüft seit dem 15. März Luftfracht und Post aus Japan auf Strahlen, wie eine Sprecherin des zuständigen Bundesfinanzministeriums sagte. Die „Stichproben“ lägen „im hohen zweistelligen Bereich“. Bisher gab es demnach keine Hinweise auf Kontamination. Wenn die ersten nach dem 11. März in Japan abgelegten Schiffe in Deutschland ankommen, sollen auch diese kontrolliert werden.

Wann könnten die Waren aus Japan in Deutschland ankommen?

Der Großteil der Waren gelangt mit dem Schiff nach Deutschland. Diese benötigen dem Verband Deutscher Reeder (VDR) zufolge vier bis sechs Wochen. Demnach könnten in rund einer Woche die ersten Schiffe in Deutschland anlanden, die nach den ersten gemeldeten Störfällen am 11. März in Japan abgelegt haben. Ein Großteil der Schiffe läuft vor den deutschen Häfen aber zunächst andere europäische Häfen wie Rotterdam an. Der Bremer BLG-Logistikkonzern geht davon aus, dass verstrahlte Schiffe dort „ziemlich sicher abgefangen“ würden.

Welche Regeln gelten für Lebensmittel?

Lebens- sowie Tierfuttermittel aus der Region um Fukushima müssen seit dem Wochenende schärfer auf radioaktive Verstrahlung kontrolliert werden. Eine EU-Verordnung verpflichtet die japanischen Behörden, Produkte aus den zwölf am stärksten betroffenen Präfekturen zu testen. Sie müssen bescheinigen, dass die in der EU gültigen Grenzwerte nicht überschritten werden. Die EU vertraut hier weitgehend den Tests in Japan: Die Zertifikate werden bei Ankunft immer geprüft, aber nur jede zehnte Sendung noch einmal im Labor getestet.

Gilt jetzt ein höherer Grenzwert für radioaktive Belastung?

Durch die Verordnung gelten Verbraucherschützern zufolge für die Belastung mit Cäsium bei Lebensmitteln aus Japan höhere Grenzwerte als zuvor in der Praxis angewandt. Greenpeace zufolge wurde etwa der für japanischen Fisch geltene Grenzwert verdoppelt. Das Bundesministerium für Verbraucherschutz (BMELV) sieht durch die nun geltenden Werte keine Gesundheitsgefahren.

Werden Lebensmittel auch auf Plutonium getestet?

Nein. Nahe des Katastrophenreaktors Fukushima wurde zwar Plutonium im Boden gefunden, nicht jedoch in Lebensmitteln. Daher werden die für die EU bestimmten Produkte auch nicht auf Plutonium getestet. Dies könne bei entsprechenden Funden jedoch geändert werden, erklärt die EU-Kommission.

Was ist mit anderen Waren?

Generell gilt der EU-Kommission zufolge weiter eine europäische Richtlinie von 1996. Sie sieht allgemeine Grenzwerte sowie spezielle Werte für die Belastung am Arbeitsplatz vor. Würde etwa der Grenzwert bei einem Hafenarbeiter überschritten, der Container aus Japan abfertigt, müssten die Behörden einschreiten. Die Werte für die Öffentlichkeit sind 20-fach strenger als für den Arbeitsplatz. Jeder einzelne EU-Staat kann für sich noch strengere Regelen erlassen.

Kommen sehr viele Lebensmittel aus Japan nach Deutschland?

Verglichen mit Einfuhren aus anderen Ländern nicht. Von allen Lebensmittelimporten stammen nach BMELV-Angaben 0,055 Prozent aus Japan. Japanische Frischwaren – mit Ausnahme weniger Fischprodukte - spielen hierzulande keine große Rolle. Die Einfuhren beschränken sich vor allem auf Spezialitäten wie Gewürze, Saucen oder Tee.

Wieviele womöglich verstrahlte Waren aus Japan sind insgesamt zu erwarten?

2010 kamen Waren im Wert von gut 22 Milliarden Euro aus Japan nach Deutschland, wie die für Japan zuständige Deutsche Industrie- und Handelskammer Düsseldorf angibt. Im Hamburger Hafen bedeutete das dem VDR zufolge rund 300 Frachter aus Japan. Jeder davon hatte im Durchschnitt 8000 Container geladen, also 8000 Lkw-Ladungen.