Beiersdorf, Olympus und Co. fliegen MItarbeiter aus der Krisenregion aus. Jede sechste Firma aus Hamburg beklagt Störungen im Japan-Geschäft.
Hamburg. Nach den Katastrophen fliegen immer mehr deutsche Firmen ihre Mitarbeiter aus Japan aus. Auch in Hamburger Unternehmen wächst die Sorge ums Personal. Beiersdorf hat bereits die einzigen zwei Nicht-Japaner seiner Niederlassung im Land, darunter mindestens ein Deutscher, mit ihren Familien ausgeflogen.
Zusätzlich sollen Experten aus verschiedenen Bereichen des Unternehmens die Lage in Japan genau anschauen, die wirtschaftlichen Folgen analysieren und auch nach Wegen suchen, wie den im Land verbliebenen 78 japanischen Mitarbeitern des Gemeinschaftsunternehmens von Beiersdorf und dem Kosmetikhersteller Kao geholfen werden kann. Die rund 50 Mitarbeiter der Beiersdorf-Tochter Tesa arbeiten nicht, da ihr Bürohaus in Tokio zu Schaden kam.
Der Kamera- und Medizingerätehersteller Olympus hat bereits sechs Europäer aus Japan evakuiert. Bei Olympus gab es keine Verletzten nach dem Beben, aber die Lage wegen eventueller Sachschäden in den verschiedenen Fabriken werde derzeit geprüft, sagte eine Firmensprecherin. Das Unternehmen hat seine Europazentrale in Hamburg und bezieht Zulieferteile aus Japan.
Produktionsstätten vieler Hamburger Firmen sind zerstört
Um sich einen Überblick über sein Hamburger Geschäft zu machen, ist C. Michael Illies, geschäftsführender Gesellschafter der Hamburger Außenhandelsgesellschaft Illies, nun nach Tokio geflogen. Rund 50 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen in Osaka und Tokio. Einige Monteure wurden bereits evakuiert. Niederlassungsleiter Michael Spatz und seine Familie halten jedoch noch die Stellung.
Bei der Hamburger Firma Simon, Evers & Co., die 1873 als erstes deutsches Unternehmen in den Handel mit Japan einstieg, freut man sich, dass die Sache für 150 Mitarbeiter an verschiedenen Standorten bislang glimpflich verlief. "Es ist keinem Mitarbeiter etwas passiert", sagt Unternehmenschef Hans-Hennig Krüger, der in Hamburg 30 Beschäftigte hat.
Laut einer Blitzumfrage des Unternehmensverbandes Groß- und Außenhandel (AGA) sehen bereits 16 Prozent der 200 befragten Hamburger Firmen Beeinträchtigungen in ihrer Geschäftstätigkeit. Lieferschwierigkeiten und -verzögerungen durch zerstörte Produktionsstätten und Stromausfälle werden oft angegeben.
SAP räumt Büros mit 1100 Mitarbeitern
Auch bundesweit holen deutsche Unternehmen ihre Mitarbeiter wieder nach Hause. So hat Bosch bisher rund 200 Beschäftigte und ihre Angehörigen evakuiert, sagte ein Sprecher in Stuttgart. Insgesamt hielten sich rund 400 bis 500 deutsche Mitarbeiter des Autozulieferers und ihre Familien in Japan auf. Ihnen stehe es frei, das Land zu verlassen.
Auch BMW hat seine rund 50 deutschen Angestellten ausgeflogen. Seinen japanischen Mitarbeitern habe der Konzern angeboten, sie bei der Suche nach sicheren Unterkünften im Süden des Inselstaats zu unterstützen.
Die zehn Deutschen, die während des Erdbebens in Japan auf dem Gelände des Atomkraftwerks Fukushima 1 tätig waren, sind ebenfalls auf dem Rückweg. Die Beschäftigten des Kraftwerkherstellers Areva waren beim Atommeilerbetreiber Tepco, um ein Prüfsystem vorzustellen.
Boehringer Ingelheim evakuierte unterdessen ein Werk mit 40 Mitarbeitern, weil es in der Umgebung von Fukushima liegt. Verletzte habe es keine gegeben, so eine Sprecherin. Der Chemieriese BASF musste seine Produktion in allen 27 japanischen Fabriken herunterfahren. Ein Grund sei die Energieversorgung der Standorte.
Der Softwarehersteller SAP räumt aus Furcht vor möglicher radioaktiver Strahlung seine Büros in mehreren japanischen Großstädten. Den knapp 1100 Mitarbeitern in Tokio, Osaka und Nagoya sei angeboten worden, sich mit ihren Familien und Angehörigen im Süden des Landes in Sicherheit zu bringen, sagte eine Sprecherin in Walldorf bei Heidelberg. Dort habe SAP ein Hotel für die Betroffenen angemietet, die dort online arbeiten könnten.