Die drohende Verstrahlung Tokios beeinträchtigt den internationalen Flugverkehr: Lufthansa und Co. haben viele Flüge gestrichen.
Frankfurt. Die Lufthansa steuert die japanische Hauptstadt vorerst nicht mehr an und verlagert Flüge in Städte im Süden des Landes. Auch Air China und EVA Airways strichen am Dienstag Verbindungen nach Tokio, andere Airlines prüfen ähnliche Schritte. „Sobald in Tokio radioaktive Strahlung gemessen wird, werden alle Flüge eingestellt“, ist sich Jörg Handwerg von der Pilotenvereinigung Cockpit (VC) sicher.
Wenn Flugzeuge durch eine radioaktive Wolke fliegen, würden Crew und Passagiere verstrahlt. „Die relativ dünne Außenhülle der Flugzeuge bietet dagegen keinen Schutz“, sagte Handwerg der Nachrichtenagentur Reuters. „Zudem wird permanent Luft von außen für die Belüftung der Kabinen angepumpt.“
Anders als bei der Aschewolke nach dem Vulkanausbruch auf Island lasse sich Radioaktivität relativ einfach messen. „Alle Fluggesellschaften werden deshalb sofort Konsequenzen ziehen, sobald Strahlung in Tokio gemessen wird.“ Bisher sei das nicht der Fall gewesen.
Die Lufthansa ließ in München und Frankfurt zwei Maschinen überprüfen, die am Montag aus Tokio zurückgekehrt waren. Dabei sei keine radioaktive Strahlung festgestellt worden, erklärte ein Firmensprecher. Dennoch habe sich Deutschlands größte Airline dafür entschieden, Tokio vorerst nicht mehr anzusteuern. Zwei Flüge, die am Dienstag aus München und Frankfurt starten, werden statt Tokio nun die Städte Osaka und Nagoya ansteuern. Sie liegen südwestlich von Tokio und sind weit vom Katastrophen-Reaktor in Fukushima entfernt.
Zudem gibt es planmäßig zwei weitere Lufthansa-Flüge nach Osaka und Nagoya. „Wir gehen davon aus, dass wir diesen Sonderflugplan bis zum Wochenende fliegen können“, sagte der Sprecher. Alle Flüge - auch in Richtung Japan – seien gut besetzt. „Es gibt keine große Welle an Stornierungen.“
Viele großen Fluggesellschaften wie American Airlines, Delta Airlines und Air-France-KLM steuern Tokio derzeit noch an, ziehen parallel dazu jedoch Mitarbeiter aus Tokio ab. Air-France-KLM habe sämtliche Crew-Mitglieder nach Osaka verlegt, sagte ein KLM-Sprecher.
Nach Angaben der US-Flugbehörde FAA ist durch eine Flugverbotszone derzeit sichergestellt, dass alle Maschinen in Japan einen großen Bogen um den Reaktor in Fukushima fliegen, von dem radioaktive Strahlung ausgeht. Sollte sich die Situation in Fukushima verschlimmern und größere Gebiete verstrahlt werden, sei die Behörde darauf vorbereitet, Flüge umzuleiten.