Sportforum: Was Henning Voscherau, Karl-Joachim Dreyer, Horst Meyer und Herbert Fischer-Solms über Hamburgs Olympiabewerbung und ihre Chancen sagen.
Dr. Henning Voscherau, Olympiabeauftragter der Stadt "Die Olympiabewerbung hat zu einem großen Aufbruch im Hamburger Sport geführt, der Stadt neues Renomee und noch größere Bekanntheit verschafft. 1989 hat Hamburg seine Olympiabewerbung auf eindringliches Bitten Willi Daumes zugunsten Berlins zurückgestellt. Ich glaube, Hamburg müsste deshalb beim Nationalen Olympischen Komitee (NOK) noch einen dicken Stein im Brett haben. Wenn von der Evaluierung, bei der Hamburg auf Platz eins gesetzt wurde, dramatisch abgegangen würde, wäre das eine schallende Ohrfeige für das NOK. Das kann dem deutschen Sport nicht recht sein. Wenn das so wäre, dann wäre der Sport dort, wo die Politik bereits ist, was als "The German Disease", die deutsche Krankheit bezeichnet wird. Das wäre typisch deutsche Kirchtümelei, ohne über den Tellerrand zu blicken. International hat der deutsche Sport nur mit Hamburg eine Chance. Ich verweise dabei auf jüngste Aussagen führender IOC-Mitglieder wie des IOC-Präsidenten Jacques Rogge oder von Denis Oswald, dem Präsidenten des Ruder-Weltverbandes. Eine Olympiastadt, sagen sie, sollte eine gewisse Größe haben und ein kompaktes Konzept. Es muss am Sonnabend in München im Interesse aller nach IOC-Anforderungen entschieden werden - und dann soll der Beste gewinnen." Dr. Karl-Joachim Dreyer, Präses der Handelskammer "Der Standort Hamburg hat schon jetzt gewonnen. Die Bürger engagieren sich mit großer Leidenschaft, Olympia ist eingebettet in die Zukunftsthemen ,HafenCity' und ,Wachsende Stadt'. Diese Entwicklung, auch im Sport, ist nicht mehr zurückzudrehen. In Hamburg gibt es wieder Visionen, konkrete Ziele. Wir trauen uns, große Projekte anzupacken und erstarren nicht mehr in Selbstzufriedenheit. Die Stadt ist dabei, ihre immensen Kräfte zu entfalten. Der schlafende Riese Hamburg wacht auf. Wir hatten früher nicht die Verbindung in die Sportverbände, das hat sich durch die Bewerbung geändert. Wir werden auch im Falle eines negativen Entscheids den Sport in Hamburg weiter fördern. Die Nachhaltigkeit ist garantiert. Sport ist einer der wichtigen weichen Standortfaktoren, die an Bedeutung zunehmen. Im Vordergrund beim Engagement der Hamburger Wirtschaft für die Bewerbung steht der Sport, aber natürlich achten wir auch auf den Return, der für die Unternehmen dabei herauskommt. Sonst wären wir schlechte Kaufleute. Für München bin ich optimistisch: Hamburg ist eine tolle Stadt mit einem exzellenten Konzept. Das sind beste Voraussetzungen." Dr. Horst Meyer, Chef der "Hamburg für Spiele 2012 GmbH" "Die beeindruckenden Leistungen der Behörden und der Verwaltungen dieser Stadt und die reibungslose Zusammenarbeit von fünf Bundesländern werden nachhaltige Spuren hinterlassen. Die Denkweisen haben sich verändert. Das Projekt Olympia hat vieles ,Unmögliche' möglich gemacht. Und das in einem atemberaubenden Tempo. Wir haben während der Kampagne mehr als drei Milliarden Kontakte geschafft. Das hat nicht nur der Bewerbung, das hat vor allem Hamburg geholfen. Ich glaube, dass sich alle Verbände der Tragweite ihres Votums bewusst sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Entscheider von regionalen Gesichtspunkten leiten lassen, denn Deutschland hat mit einem starken Kandidaten gute Chancen, den internationalen Zuschlag zu bekommen, wenn sich das IOC für einen Bewerber aus Europa aussprechen sollte. Werden indes in diesem Jahr die Winterspiele 2010 nach Salzburg vergeben, würde das IOC wohl bei den Sommerspielen 2012 zur amerikanischen Zeitzone tendieren." Herbert Fischer-Solms, NOK-Experte beim Deutschlandfunk "Der Sport in Deutschland hat durch die Bewerbung der insgesamt zehn Städte einen unglaublichen Schub erhalten. Olympia ist imagebildend und bewegt die Massen. Ob das bleibt, hängt aber weitgehend davon ab, wie nach dem 12. April mit den ,Verlierern' umgegangen wird. Das Image der Hamburger Bewerbung ist bundesweit großartig, aber das heißt nicht, dass Hamburg auch automatisch gewählt wird. Die Endergebnis ist wirklich noch offen. Es gewinnt die Stadt, die die meisten Stimmen von den in den ersten Wahlgängen ausgeschiedenen Kandidaten erhält. Die Entscheidung aber wird wohl im Wesentlichen am Vorabend in Gesprächen unter den Delegierten gefällt. Hamburg hat allen Grund, selbstbewusst zu sein, auch wenn es in den olympischen Sportverbänden schlechter verankert ist als die meisten Konkurrenten."