Was die Hansestadt machen sollte, um Vorurteile abzubauen und sich sympathisch darzustellen.
Das wollen die Hamburger nicht länger auf sich sitzen lassen - von wegen, wir sind arrogant, unterkühlt und kontaktgestört. Vorurteile sind es, mit denen sich viele in Deutschland ihr Bild von den Hamburgern basteln. Deswegen hat das Abendblatt die Top-Werbeagenturen der Stadt gefragt: Wie schaffen wir die Vorurteile aus der Welt, und wie zeigen wir dem Rest von Deutschland, wie wir wirklich sind? Augenzwinkern, Selbstironie und Humor sind die Bausteine, mit denen die Werber von der Agentur Philipp & Keuntje (As-tra, Gelbe Seiten, Jägermeister) Hamburg aus dem emotionalen Tief holen wollen. "Hamburg, entspann dich! Dann bist du am besten", sagt Kreativchef Hartwig Keuntje (42). Der nicht ganz ernst gemeinte Vorschlag der Agentur: Die Umgestaltung aller Autokennzeichen. "HH - Sehr witzig!" Die kleine Idee der beiden Werber Hans Esders (35) und Holger Lindhardt (33) zeigt die Richtung einer möglichen Imagekampagne für die Stadt: "Nicht gigantomanisch auftrumpfen, sondern charmant mit leichtem Humor die Stimmung ändern", sagt Keuntje. Hamburg will sich immer als Goliath beweisen. Keuntje: "Doch der David liegt in der Sympathie immer vorne." Klaus Sielker (41), Geschäftsführer der Werbeagentur "Zum goldenen Hirschen" hat für Hamburgs Bürger folgenden Tipp zur Image-Politur: "Seid nicht selbstverliebt und hochnäsig, schottet euch nicht ab, habt einfach Spaß und Freude am Leben." Alexander Wilhelm (37), Creative-Director bei der Agentur Kolle Rebbe, ist mit dem Image der Hamburger eigentlich ganz zufrieden. "Wenn uns Touristen für arrogant und emotionslos halten, dann sollten die mal in die Color-Line-Arena kommen, wenn die Hamburg Freezers Eishockey spielen", sagt Wilhelm. Aus seiner Sicht sind die Hamburger ziemlich in Ordnung und die Stadt einfach nur wunderschön. Marc Schwieger (40), Geschäftsführer bei der Werbeagentur Scholz & Friends, glaubt an Hamburgs Kernwerte. Also das, was Hamburg im Kopf der Menschen eigentlich ausmache: Liberalität, Offenheit, Internationalität und Leistung. "Wie gesagt, eigentlich. Denn zurzeit ist Hamburg davon weit entfernt. Hamburg ist in vielen Bereichen Provinz geworden", so der Experte. In der überregionalen Presse mache Hamburg Negativschlagzeilen in den Bereichen Kultur, Bildung und Innere Sicherheit. Zuerst müsse das Produkt Hamburg also überprüft und verbessert werden, bevor mit einer Kampagne das Bild der Hamburger zurechtgerückt werden kann. Schwiegers Vorschlag: Die Stadt muss sich Zukunftsthemen wählen. Wie sieht die Universität oder der Arbeitsmarkt von morgen aus? Wie gelingt Integration Nichtdeutscher und Nichthamburger? Welche kulturellen Impulse kann Deutschlands zweitgrößte Stadt auslösen? Marc Schwieger: "Eine Kampagne kann nur bewerben, was da ist. Sonst kommt es zur so genannten Produktenttäuschung.