Ole von Beust gratuliert Leipzig - und will viele Projekte jetzt erst recht vorantreiben.
Hamburg. Als der Lufthansaflug LH 5180 aus München am Sonnabend kurz vor 22 Uhr sein Ziel fast erreicht hatte, drehte der Pilot noch einmal ab. Die Chartermaschine kreiste im leeren, wolkenlosen Luftraum über der Stadt, flog über den Hafen, die HafenCity, die Alster, den hell erleuchteten Dom und die Elbvororte in einem weiten Bogen nach Fuhlsbüttel. "Wollen wir wirklich tauschen?", fragte Bürgermeister Ole von Beust in diesem Moment und traf damit den Gefühlsnerv der Mitreisenden. Noch fünf Stunden vorher hätte die Hamburger Delegation bei der Wahl des deutschen Olympiaortes in München wohl anders entschieden. Als Bundeskanzler Gerhard Schröder um genau 16.38 Uhr "Leipzig" sagte, "rutschte mir das Herz in die Hose", gestand Ole von Beust. Mit Leipzig und Rostock/Warnemünde hatte sich das Nationale Olympische Komitee (NOK) für zwei Städte in den neuen Bundesländern entschieden. "Das war eine politische Entscheidung", sagte NOK-Präsident Klaus Steinbach. Was den Kanzler nicht überraschte: Gerhard Schröder hatte gegen Steinbach eine Flasche Rotwein auf Leipzig gewettet - und freute sich wohl nicht nur deswegen über die Wahl. Beim Favoriten Hamburg war man ob der knappen Niederlage dagegen fassungslos: "Was immer den Ausschlag für die Entscheidung des NOK gegeben hat - die Qualität unserer Bewerbung und das Engagement waren es bestimmt nicht", sagte Handelskammer-Präses Karl-Joachim Dreyer. Und von Beust ergänzte: "Am Ende ging es um nationale Emotionen. Die Leipziger haben bei ihrer Präsentation den Fall der Mauer gezeigt - was hätten wir dagegensetzen können?" Gelitten habe die Bewerbung zudem unter dem Image Hamburgs und der Hamburger: Sie gälten als unterkühlt, selbstzufrieden und arrogant. Daran will der Bürgermeister mit einer weltweiten Imagekampagne etwas ändern: "Sie muss auch ans Herz gehen." Und Hamburg eine sympathische, starke Marke werden. Den Schwung der Olympiabewerbung will die Stadt nun für andere Projekte ausnutzen: . Die HafenCity soll schneller als geplant realisiert werden. Von Beust: "Die erwarteten 20 Jahre wird das mit Sicherheit nicht dauern." . Die Hamburg für Spiele 2012 GmbH wird zur neuen Hamburg Marketing GmbH. Aufgabe: so viele Großereignisse wie möglich nach Hamburg holen. . Wie der Süden Hamburgs ohne Olympia stärker an die City herangeführt werden kann, soll ein internationaler Wettbewerb klären. Die geplante Brücke über die Norderelbe wird trotz der Olympia-Niederlage gebaut.