Lauenburg. Trotz der prekären Haushaltslage hat sich die Stadt viel vorgenommen. Doch manche Projekte liegen vorerst auf Eis.
Große Herausforderungen, aber auch neue Chancen ergeben sich in diesem Jahr für Lauenburg. Die wirtschaftliche Situation ist angespannt und erfordert, geplante Großprojekte auf den Prüfstand zu stellen. Mit Christian Asboe, Wilhelm Steffens und Friederike Betge haben drei neue Amtsleiter in der Verwaltung die Verantwortung übernommen. Am 1. April dieses Jahres tritt der neue Bürgermeister Thorben Brackmann sein Amt an. Damit geht die Ära von Andreas Thiede nach zwölf Jahren zu Ende.
Trotz des erwarteten erheblichen Fehlbetrages im Haushaltsplan, genehmigte die Kommunalaufsicht für 2023 eine Kreditaufnahme in Höhe von rund 8,8 Millionen Euro. „Angelaufende Projekte, die zum Teil mit Bundes- und Landesmitteln gefördert werden, sind dadurch nicht gefährdet. Die finanzielle Lage der Stadt ist in diesem Jahr aber äußerst angespannt“, sagt Kämmerer Wilhelm Steffens.
Und so stehen auf der Agenda der Stadt für 2023 eine Reihe von lange geplanten Vorhaben, andere wurden nach einer kritischen Überprüfung vorerst zurückgestellt.
1. Aufbau des Citymanagements
Die Lauenburger Innenstadt soll in den nächsten Jahren ihr Gesicht komplett verändern. Anders als in vergangenen Jahren geht es dabei nicht nur um die Schaffung neuer Einkaufsflächen. Die Stadt Lauenburg hat einen Zuwendungsbescheid über 935.000 Euro aus dem Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ erhalten. Damit soll in diesem Jahr das Projekt Citymanagement aus der Taufe gehoben werden. Derzeit erarbeitet das Büro Stadt und Handel aus Dortmund ein Konzept. „Wir werden die Stelle ausschreiben und Mitte des Jahres besetzen“, kündigt der Amtsleiter für Stadtentwicklung, Christian Asboe an.
2. Medienzentrum
Eines der wichtigsten aktuellen Projekte ist das neue Medienzentrum im ehemaligen Festsaal Stappenbeck an der Berliner Straße. Hier werden die Lauenburger Stadtbücherei und das Stadtarchiv ihr neues Domizil haben. Im ehemaligen vorderen Gasthaus ist ein Café vorgesehen. Die Arbeiten sind bereits in vollem Gange. Neun Millionen Euro investiert die Stadt in das Projekt. Ursprünglich waren sieben Millionen Euro kalkuliert. Die Eröffnung ist für Herbst 2023 geplant.
3. Lauenburger Lesegärten
Auch das Umfeld des Medienzentrums wird neu gestaltet. Das Berliner Planungsbüro Plateau präsentierte im vergangenen Jahr bei einem Architekturwettbewerb das Siegerkonzept von sogenannten Lesegärten. Für die Gestaltung der Flächen sind 500.000 Euro kalkuliert. Davon werden 375.000 Euro aus dem Bundesförderprogramm für Innenstadtentwicklung finanziert. Für den Rest sollen weitere Städtebaufördermittel zum Einsatz kommen. „Im Herbst könnte die Umsetzung beginnen“, stellt Asboe in Aussicht.
4. Bebauung der Brachfläche
In diesem Jahr sollte eigentlich auch der Bau des nebenstehenden Gebäudekomplexes beginnen. Die Köhler & von Bargen Unternehmensgruppe aus Hamburg will mit der sogenannten Markttwiete einen kleinteiligen Gebäudekomplex aus Wohnungen und Geschäften errichten. Aufgrund der derzeitigen Wirtschaftslage stellen die Investoren das Projekt derzeit zurück, wollen aber erklärtermaßen daran festhalten. Ohnehin könnte die Planung der Markttwiete noch großzügiger ausfallen. Die Stadt Lauenburg steht kurz vor dem Abschluss eines Kaufvertrages für das alte Rossmann-Gebäude.
5. Lauenburger ZOB
Der Lauenburger ZOB wird in diesem Jahr eine deutliche Aufwertung erleben. Für die Umgestaltung des Wartebereiches mit Sanitäranlagen, Gastronomie und Aufenthaltsräumen gibt es Fördermittel in Höhe von 360.000 Euro. Der Haltestellenbereich wird mithilfe von Städtebaufördermitteln umgebaut. Bei der Stadt verbleibt ein Eigenanteil von 250.000 Euro, der durch eine zurückgestellte Straßenbaumaßnahme gedeckt wird.
6. Weingartenschule
Der Umbau der Weingartenschule ist das größte Projekt der nächsten Jahre. Schließlich gilt es, das alte Schulgebäude aus dem Jahre 1881 so umzubauen, dass dort zeitgemäßer Unterricht möglich ist. Dazu ist ein Neubautrakt geplant. Rund 13 Millionen Euro waren für das Projekt ursprünglich kalkuliert. Mittlerweile gehen die Planer von fast der doppelten Summe aus. Noch in diesem Jahr wird die Bücherei in das neue Medienzentrum umziehen – ein erster Schritt des geplanten Umbaus.
7. Neue Sporthalle am Hasenberg
Die neue Sporthalle am Hasenberg steht seit einigen Jahren auf der Agenda der Stadt. Bundesfördermittel in Höhe von drei Millionen Euro stehen bereit. Doch die kalkulierten Kosten in Höhe von 4,5 Millionen Euro sind mittlerweile auf sieben Millionen Euro angewachsen. Die Stadt zog die Notbremse und legt das Projekt vorerst auf Eis. Die Ausschreibungen wurden gestoppt. „Wir beobachten den Markt und hoffen, die Pläne noch in diesem Jahr aus der Schublade ziehen zu können“, sagt Asboe. Die Fördermittel seien auch zu einem späteren Zeitpunkt abrufbar.
8. Räume für Chemieunterricht
In der Albinus-Gemeinschaftsschule sind Experimente im Chemieunterricht schon seit Jahren nicht mehr möglich. Die mangelhafte Ausstattung des naturwissenschaftlichen Unterrichtes soll durch die Umgestaltung der Fachkabinette beseitigt werden. Insgesamt 900.000 Euro sind für dieses Projekt veranschlagt, das in diesem Jahr realisiert werden soll..
9. Neue Kita am Glüsinger Weg
Die Arbeiten für die neue Kita am Glüsinger Weg haben noch im alten Jahr begonnen. Der Verein Wabe will hier 140 Betreuungsplätze anbieten, davon für 30 Kinder im Krippenalter. Insgesamt 7,2 Millionen Euro wird der KiItaneubau voraussichtlich kosten. Auch die Stadt Lauenburg ist in das Projekt über ein kompliziertes Vertragswerk involviert. Das Tochterunternehmen der Wabe, Queen Bee, errichtet die Kita und vermietet diese an die Stadt Lauenburg. Der Verein Wabe tritt in ein Untermietverhältnis mit der Stadt ein und betreibt die Kita. Die Eröffnung ist für Sommer dieses Jahres geplant.
10. Bauprojekt der Firma Semmelhack
Der ehemalige Sexclub 57 hatte seinen Namen von seiner Lage an der Berliner Straße 57. Die Stadt kaufte im Jahr 2015 die alte Villa und das Grundstück ursprünglich für die Unterbringung von Flüchtlingen. Doch für diesen Zweck wurde das Gebäude nicht gebraucht. Die Firma Semmelhack hat das Grundstück erworben. Die alte Stadtvilla soll abgerissen werden. Auf dem 2600 Quadratmeter großen Grundstück sollen etwa 27 Wohnungen entstehen, davon mindestens acht Sozialwohnungen.
11. Wohnprojekt Berliner Straße
Ebenfalls an der Berliner Straße beginnen in diesem Jahr die Arbeiten für ein weiteres Bauprojekt: Auf dem ehemaligen Kleingartengelände baut das Unternehmen np Projektentwicklung aus Mölln insgesamt 149 Eigentumswohnungen. Das Investitionsvolumen beträgt rund 50 Millionen Euro. Die Bauarbeiten sollen in Kürze beginnen. Gleichzeitig erfolgt die Vermarktung der Wohnungen.
12. Wohnbaugebiet Leborker Ring
Unweit des bereits bestehenden Wohngebietes Grabenkoppel entsteht derzeit ein weiteres Wohnbaugebiet. Ein Lauenburger Unternehmer vermarktet im Leborker Ring 27 Grundstücke. Die Erschließung der ehemaligen landwirtschaftlichen Fläche hat bereits begonnen. Die Stadt hat mit dem Investor kürzlich den Erschließungsvertrag abgeschlossen. Die Vermarktung der Grundstücke ist ebenfalls bereis angelaufen.
13. Wohngebiet Fischerkoppel
Ein weiteres Wohnbauprojekt ist kürzlich ebenfalls angelaufen. Bereits 2016 hatte sich die Lauenburger Raiffeisenbank (Raiba) mit der Stadt über den Kauf des Grundstücks an der Fischerkoppel geeinigt. Auf dem Gelände des ehemaligen Bauunternehmens Schmidt sollen vier sogenannte Punkthäuser entstehen, mit jeweils fünf bis acht hochwertigen Wohnungen. Weil die gut 2500 Quadratmeter große Fläche zu klein für zusätzliche Pkw-Stellplätze ist, sollen diese in einer Tiefgarage Platz finden. Auch ein Kinderspielplatz mit Grünfläche ist vorgesehen. Ende vergangenen Jahres haben die Erdarbeiten begonnen. Läuft alles nach Plan, wird das Wohnprojekt noch in diesem Jahr fertiggestellt.
14. Brandruine wird verschwinden
Kaum etwas ärgert die Lauenburger so, wie die Brandruine an der Berliner Straße. Am 8. Januar 2019 war das ehemalige Vorwerkhaus in Flammen aufgegangen, Brandstiftung ermittelt später die Polizei. Im Sommer 2022 hatte die Stadt die rechtskräftige Verfügung erwirkt, die Ruine abreißen zu dürfen. Doch dann blockierte das Landgericht Hamburg die Verfügung, weil der Versicherungsfall noch nicht abgeschlossen sei. Die erneute Begutachtung soll im Sommer abgeschlossen sein. „Im zweiten Halbjahr dieses Jahres wird die Ruine abgerissen“, kündigt Asboe an.