Lauenburg. Die Lauenburger Innenstadt dümpelt vor sich hin. Zwar gibt es große Pläne, aber es fehlt der rote Faden. Das soll sich nun ändern.
Die gute Nachricht war vor fast genau auf den Tag vor einem Jahr gekommen: Lauenburg kann mit rund einer Millionen Euro aus dem Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ rechnen. Das mit 250 Millionen Euro ausgestattete Förderprogramm soll helfen, den Strukturwandel in den Innenstädten auszugleichen, der durch die Pandemie noch beschleunigt wurde.
Was vor einem Jahr noch fehlte, war ein schlüssiges Konzept, das die Stadt einreichen musste. Das ist mittlerweile in Berlin geprüft und für gut befunden worden. „Wir haben einen Zuwendungsbescheid in Höhe von 965.000 Euro erhalten“, konnte der Amtsleiter für Stadtentwicklung, Christian Asboe jetzt vor dem Bau- und Planungsausschuss berichten.
Lauenburg: Coworking Spaces als ständige Einrichtung
In Lauenburg wohnen und zum Arbeiten nach Hamburg pendeln? Spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie wissen viele Lauenburger das Homeoffice zu schätzen. Allerdings hat diese Form des Arbeitens auch Nachteile. Nicht immer sind die Bedingungen zu Hause optimal, und manchmal fällt Menschen, die nur zu Hause arbeiten, auch die Decke auf den Kopf.
Kein Wunder, dass ein Experiment im Sommer vergangenen Jahres auf der Freifläche an der Berliner Straße für großes Interesse gesorgt hatte. Die Genossenschaft CoWorkLand hatte dort einen Container aufgestellt. Die auffällige Konstruktion war mit vier Arbeitsplätzen, schnellem Internet und einer kleinen Teeküche ausgestattet. Wer mochte, war eingeladen, hier stundenweise einen Arbeitsplatz zu buchen. Die Resonanz war so groß, dass die Verwaltung diese Idee in das Konzept der Revitalisierung der Innenstadt übernommen hat. Die Anschubfinanzierung soll über die die Mittel aus dem Bundesprogramm laufen.
Leerstand ist ein Manko der Lauenburger Innenstadt
Wer mit offenen Augen durch das Stadtzentrum geht, dem bleiben die vielen leerstehenden Ladengeschäfte nicht verborgen. Im Konzept der Stadt gibt es auch dafür Lösungsansätze. In der Projektbeschreibung sind unter anderem folgende Fragen formuliert: Wo gibt es besuchenswerte Räume in der Innenstadt? Welche Nutzungen sind dafür denkbar? Welche Potenziale haben leerstehende Immobilien? Ziel der Workshops oder anderer Plattformen des Austausches soll es sein, ein „Netzwerk Innenstadt“ zu errichten.
„Für die Belebung des Innenstadtzentrums ist die Etablierung eines Leerstands- und Ladenflächenmanagements essenziell, um Einzelhandelsbetriebe gezielt anzusiedeln“, heißt es in der Konzeptbeschreibung. Das ist übrigens keine neue Idee. Schon 2009 hatte die Stadt das Projekt „Freiraum Leerstandsmanagement in Lauenburg/Elbe“ ins Leben gerufen – damals allerdings mit wenig nachhaltigem Erfolg.
Neue Ideen zu Belebung leerstehender Ladengeschäfte
Anders als in früheren Zeiten, als es vor allem darum ging, eine leerstehende Ladenfläche mit einem konventionellen Angebot wiederzubeleben, sieht das Konzept einen Wandel vor. Warum sollen leerstehende Ladengeschäfte nicht Start-up-Unternehmen einen Raum geben? Auch der Direktverkauf landwirtschaftlicher Produkte findet immer mehr Liebhaber. Ebenso sind Showrooms für den regionalen Onlinehandel denkbar. Und natürlich auch die sogenannten Coworking-Spaces, die neue Formen der Arbeit möglich machen.
Eine Vision, wie eine solche Innenstadt aussehen könnte, hatte Jens Nussbaum vom Dortmunder Büro Stadt + Handel im August vergangenen Jahres gezeichnet. Der Experte für Innenstadtentwicklung hatte mit seinem öffentlichen Vortrag einen wichtigen Impuls für Lauenburg geliefert. Statt hilflos zuzuschauen, wie der Online-Handel die Innenstädte ausblutet, sollten diese andere Bedürfnisse befriedigen. Der Experte warb für mehr Aufenthaltsqualität in den Innenstädten: „Der Mensch will mehr als digitalen Konsum. Das ,Mehr’ sollten die Innenstädte leisten.“
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Fäden sollen in professionellem Citymanagement zusammenlaufen
Die Koordination dieser Ideen soll nun in die Hände eines professionellen Citymanagers gelegt werden. Anders als 2009 wird dafür aber nicht eine Einzelperson gesucht. „Wir werden ein Büro damit beauftragen, das Zentrumsmanagement aufzubauen“, kündigte Christian Asboe vor dem Ausschuss an.
Der Aufbau eines Citymanagements ist keine Lauenburger Erfindung. Was in vielen Städten schon gut funktioniert, wird in anderen jetzt eilig aus der Taufe gehoben. So setzt zum Beispiel auch Bergedorf auf professionelle Unterstützung bei der Entwicklung der Fußgängerzonen Sachsentor und Alte Holstenstraße. Bergedorf profitiert ebenfalls von dem Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ und kann 863.850 Euro für den Aufbau eines professionellen Citymanagements verplanen.
Lauenburg: Projekte für die Innenstadtentwicklung gibt es bereits
Nachdem in den vergangenen Jahren die Innenstadtentwicklung in Lauenburg stagnierte, gab es in diesem Jahr einen deutlichen Schub. Die Arbeiten am neuen Medienzentrum sind in vollem Gange. Es gibt einen Siegerentwurf für die sogenannte Markttwiete, einem kleinteiligen Gebäudekomplex aus Wohnungen und kleineren Gewerbeflächen auf der Freifläche an der Berliner Straße.
Und auch für die Freifläche zwischen Medienzentrum und Markttwiete gibt es einen prämierten Architektenentwurf: Hier sollen Lesegärten entstehen und eine großzügig gestaltete Freifläche.