Lauenburg. Gärtnern, schmökern, Leute treffen: Grüne Oase entsteht am neuen Medienzentrum. Vorbilder gibt es bereits einige.
Manchmal überzeugen die ungewöhnlichsten Ideen offenbar am ehesten: Für das Projekt Lesegärten erhält die Stadt Lauenburg insgesamt 375.000 Euro aus dem Programm „Förderung der Innenstadtentwicklung und der Stadt- und Ortszentren“ des Landes Schleswig-Holstein. Östlich des geplanten Medienzentrums und auf Teilen des Lütten Marktes soll die grüne Oase entstehen. „Das Programm ist Anfang Juni dieses Jahres aufgelegt worden. Wir haben uns sofort beworben, später noch etwas nachgebessert und wenige Tage später war der Fördermittelbescheid da“, freut sich Christian Asboe aus dem Stadtentwicklungsamt.
Das Konzept klingt ein bisschen verrückt: Mitten im Zentrum pflanzen Lauenburger jeden Alters gemeinsam Salat, ernten Radieschen oder säen Blumen aus. Man kommt ins Gespräch miteinander, trinkt eine Tasse Kaffee oder schmökert in einer der Leseecken.
Trend Urban Gardening („Städtisches Gärtnern“) stammt aus den USA
Vorbilder für solche Ideen gibt es mittlerweile viele. In München wurden auf kommunalem Grund bereits 1999 die Kräutergärten für jedermann eröffnet. Aber auch in kleineren Städten sind grüne Inseln mitten in der Stadt entstanden, auf denen Blumen und Nutzpflanzen wachsen. Urban Gardening heißt der Trend aus den USA: Städtisches Gärtnern.
Selbst in Lauenburg gibt es bereits einen Ansatz in dieser Richtung: Im Sommer vergangenen Jahres verfolgte das Hamburger Künstlerduo Baltic Raw aus Hamburg auf der Freifläche an der Berliner Straße die mittlerweile aus verbreitete Idee von der „Essbaren Stadt“. Die Nussbäumchen mit den norddeutschen Sorten sind mittlerweile sogar schon ein Stück gewachsen.
Ort für mehr Lebensqualität im Lauenburger Stadtzentrum
Insgesamt 500.000 Euro wird das Projekt „Lesegärten“ kosten, das hat das Stadtentwicklungsamt schon mal überschlagen. „Ein Gestaltungskonzept gibt es noch nicht. Wir mussten ja erst mal abwarten, ob wir die Fördermittel überhaupt bewilligt bekommen“, sagt Asboe. In Kürze wird die Verwaltung die Flächenplanung für den Außenbereich des Medienzentrums ausschreiben.
In dem Fördermittelantrag sind die grundlegenden Schwerpunkte des Projektes aber bereits skizziert. Dass die Lesegärten bei den Lauenburgern nicht ankommen werden, muss die Stadt übrigens nicht befürchten: Immer, wenn es in diversen Beteiligungsrunden um die Entwicklung des Lauenburger Stadtzentrums ging, wünschten sich die Teilnehmer vor allem eine höhere Aufenthaltsqualität mit möglichst vielen Grünflächen.
Eine Saatgutbörse gibt es schon
Und so begründete die Stadt auch ihren Antrag: „Gemeinsames Gärtnern schafft generationsübergreifenden Zusammenhalt, veranlasst die Menschen zum Erzählen und Zuhören, fördert das Verantwortungsbewusstsein und das Zugehörigkeitsgefühl zur eigenen Kommune“, heißt es darin.
Bei der Umsetzung des Projektes müsste die Stadt nicht bei Null anfangen. In Zusammenarbeit mit dem Lauenburger Friedhof hat die Bücherei im vergangenen Jahr eine kostenlose Saatgutbörse aus der Taufe gehoben.
Baustart für das Medienzentrum im Stappenbeck ist am 1. September
Im künftigen Medienzentrum ist ein „Makerspace“ geplant, eine offene Werkstatt, in der unter anderem digitale Werkzeuge, bereitstehen. Hier böte sich der Bau von Insektenhotels, Pflanztaschen oder Hochbeeten an, schlägt die Stadt in ihrem Konzept vor.
Auch wenn die Finanzierung geklärt ist, stehen die Lesegärten nicht ganz oben auf der Vorhabenliste. Erst muss das Medienzentrum Fahrt aufnehmen. „Café und Lesegärten sind dessen Außenanlage“, sagt Asboe. Mit dem Abriss des Mittelteils vom ehemaligen Gasthauses „Stappenbeck“ am 1. September beginnen die Bauarbeiten für das Medienzentrum.