Lauenburg. Der Umbau der einzigen Lauenburger Grundschule ist ein Mammutprojekt. Er wird nun viel teurer als ehemals angenommen. Die Details.
Um gleich zwei Großprojekte ging es während der Sitzung des Bauausschusses am Montagabend. Zum einen gab es einen Sachstandsbericht zum Masterplan der Weingartenschule. Zum anderen stimmten die Ausschussmitglieder dafür, den Siegerentwurf des Wettbewerbs um die Gestaltung der Lesegärten auf den Weg zu bringen. Auch wenn beide Projekte auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, gibt es eine Verbindung zwischen ihnen.
Der Umbau der einzigen Grundschule in Lauenburg ist ein Riesenprojekt
Dass der Umbau der Weingartenschule ein Mammutprojekt werden würde, war von Anfang an klar. Schließlich gilt es, das alte Schulgebäude aus dem Jahre 1881 so umzubauen, dass dort zeitgemäßer Unterricht möglich ist. Die zweite Herausforderung: Der geplante Neubautrakt muss einen funktionalen Bezug zum Bestandsgebäude erhalten. Rund 13 Millionen Euro waren für das Projekt ursprünglich kalkuliert. Das ist allerdings schon drei Jahre her. Mittlerweile gehen die Planer von fast der doppelten Summe aus.
„Wir hatten ja damals nur eine grobe Schätzung nach geplanter Quadratmeterzahl und Baukostenindex. Allein danach würden wir inzwischen auch schon bei 17 Millionen Euro liegen“, sagt Bauamtsleiter Christian Asboe. Die gestiegenen Baukosten sind allerdings nicht der Hauptgrund der explodierenden Kosten für die neue Weingartenschule. Nachdem die Planer des Hamburger Büros Medium Architekten mit der Detailplanung begonnen hatten, war schnell klar, dass die ursprüngliche Berechnungsgrundlage auf den Prüfstand muss. Jetzt ist klar, dass die Stadt mindestens 25 Millionen Euro für den Schulumbau einplanen muss. Fördermittel gibt es dafür übrigens nicht – abgesehen von vergleichsweise kleinen Beträgen für energetische Maßnahmen.
Zahl der Grundschüler steigt in den nächsten Jahren weiter an
Das war die Kröte, die die Mitglieder des Bauausschusses schlucken mussten. „Wir haben aber keine Alternative. Schon jetzt planen wir die Schule sechzügig statt wie ursprünglich vorgesehen fünfzügig“, sagt Asboe. Etwa 500 Kinder drücken hier die Schulbank. Eine Sozialraumanalyse aus dem Jahre 2020 prognostizierte, dass bis 2030 etwa 650 Kinder in der Weingartenschule lernen werden.
Doch diese Zahlen sind überholt. Im Wohnbaugebiet Birnbaumkamp leben mittlerweile viele junge Familien, weitere größere Bauprojekte sind im Stadtgebiet geplant. Da die Weingartenschule die einzige Grundschule in Lauenburg ist, führt kein Weg daran vorbei, diese dem wachsenden Bedarf anzupassen. Überlegungen, eine zweite Schule zu bauen, hat die Politik schon vor Jahren verworfen. Im Oktober 2018 beschloss die Politik deshalb einen Masterplan für die einzige Grundschule der Stadt.
Dieser sieht nicht nur eine Flächenerweiterung und Platz für mehr Schüler vor, sondern vor allem auch eine qualitative Aufwertung das Schulgebäudes. Im Bestandsgebäude haben dann die geschlossenen Klassenräume ausgedient. Derzeit gibt es pro Etage sechs davon, die jeweils von einem Mittelflur ausgehen. Nach der Umgestaltung werden vier Klassenräume um einen großen Innenbereich geordnet, der in die Lernlandschaft einbezogen wird. Transparente Wände schaffen die optische Verbindung. In den jeweiligen Etagen werden die gleichen Jahrgangsstufen zusammengeführt.
Für den Neubautrakt wird das heutige Büchereigebäude abgerissen. Außerdem hat die Stadt das angrenzende Wohnhaus gekauft, das ebenfalls weichen muss, um Platz für den zweiten Neubautrakt zu haben. Dort wo jetzt die Bücherei ist, soll ein großzügiger Eingangsbereich mit Mensa entstehen und eine Verbindung zwischen Altbau und Neubau schaffen.
Alles steht und fällt mit dem neuen Medienzentrum
Ein großes Problem der Weingartenschule ist das Verkehrschaos, das regelmäßig vor und nach dem Unterricht dort entsteht. Schon zu Beginn der Überlegungen war klar, ohne die Straße davor einzubeziehen, macht der Umbau wenig Sinn. Aus diesem Grunde haben die Architekten einen Verkehrsplaner mit ins Boot geholt. Die gesamte Straße Weingarten ist jetzt Bestandteil der Planungen. Vor der Schule wird eine verkehrsberuhigter Bereich entstehen, die Parkplätze entfallen komplett.
Die besondere Herausforderung: Alle Arbeiten an der Weingartenschule erfolgen bei laufendem Schulbetrieb. „Wir werden in mehren Bauphasen arbeiten“, kündigt der Bauamtsleiter an. Positiver Nebeneffekt: Dadurch können auch die Kosten entzerrt werden. Denn auch wenn sich die Politik einig ist, dass der Umbau der Weingartenschule alternativlos ist, ist eine Frage derzeit offen: An welcher anderen Stelle können die zusätzlichen zwölf Millionen Euro für die Schule eingespart werden?
Ehe überhaupt mit den Arbeiten an der Schule begonnen werden kann, muss der Teil abgerissen werden, in dem sich jetzt die Bücherei befindet. Dies jedoch kann erst passieren, wenn das neue Medienzentrum fertig ist. Weil die Arbeiten im ehemaligen Stappenbeck so gut vorangehen, sieht es so aus, dass der Fertigstellungstermin Herbst 2023 gehalten werden kann. Dann zieht die Bücherei in ihr neues Domizil. Unmittelbar danach soll der Schulumbau beginnen.
Politik bringt Detailplanung der Lesegärten auf den Weg
An der Fertigstellung des Medienzentrums hängt noch ein anderes Projekt: Die Gestaltung der Außenanlagen. Am 24. August hatte eine Jury den Siegerentwurf gekürt. Das Berliner Büro Plateau Landschaftsarchitekten konnte den Wettbewerb mit dem Projekt Lesegärten für sich entscheiden.
Jetzt standen die Entwürfe auch im Bauausschuss zur Diskussion. Einstimmig erteilte die Politik den Planungsauftrag. Sobald das Medienzentrum im nächsten Jahr fertig ist, beginnt die Umsetzung – also zeitgleich mit dem Umbau der Weingartenschule.