Immer montags: Der Fragebogen an die Abendblatt-Autoren, deren Namen man beinahe jeden Tag in der Zeitung liest. Heute: Holger True.
Ich bin Journalist geworden, weil...
... meine Lust, Neues zu entdecken, unstillbar ist.
Ich wollte immer zum Hamburger Abendblatt, weil ...
Wollte ich gar nicht. Hat sich so ergeben – und als Glückfall herausgestellt.
Drei Dinge, die ich an Hamburg und dem Norden am meisten schätze:
Das viele Grün, vor allem im Norden der Stadt, die Nähe zum Meer. Und natürlich den FC St. Pauli.
Was in Hamburg und im Norden besser werden muss:
Wir leben in einer tollen Stadt, wir haben ein reiches Kulturleben, aber manchmal wird bei aller Selbstbezogenheit vergessen, dass es auch anderswo ganz schön schön ist und echte Weltstädte Namen wie Paris, London und New York tragen.
An diese Geschichte von mir denke ich gern zurück:
Nachdem ich die Mezzosopranistin Cecilia Bartoli interviewt hatte, ging ich zur Garderobe, um meine Jacke zu holen, ließ das Aufnahmegerät aber auf dem Tisch liegen. Als ich das Band hinterher abhörte, fiel ich aus allen Wolken, weil sie mir heimlich (und zwischendurch kichernd) als Dankeschön eine Passage aus „Carmen“ draufgesungen hatte.
Das spannendste Ereignis, bei dem ich als Journalist dabei sein durfte:
Eindeutig die Eröffnung der Elbphilharmonie. Nicht nur das Eröffnungskonzert, auch die ersten Tage danach. Das waren Momente, in denen Geschichte geschrieben wurde, und wir spürten das in jeder Minute.
Der interessanteste Interviewpartner, den ich bisher hatte:
Von Sophie Marceau bis Kylie Minogue, von Ridley Scott bis Sol Gabetta gab es da einige, aber oft sind es die ganz normalen Menschen, die die spannendsten Geschichten zu erzählen haben. Zum Beispiel die britische Rentnerin, die inzwischen annähernd 400 Konzerte ihres Lieblingspianisten (Grigory Sokolov) gesehen und ihre Wohnung verkauft hat, um genug Geld für all die Reisen durch Europa zu haben.
Im Abendblatt lese ich am liebsten:
Natürlich den Kulturteil (schon am Tag zuvor, wenn wir das Abendblatt produzieren), aber gern auch die Geschichten auf der Themaseite oder im Magazin.
Im letzten Leserbrief, den ich bekommen habe, ging es
... um die Kartensituation in der Elbphilharmonie. Ein Dauerthema, auch wenn es immer wieder bezahlbare Tickets gibt und wir im Abendblatt schon viele Male darüber berichtet haben.
Neben dem Hamburger Abendblatt lese ich zum Beispiel folgende Zeitungen/Zeitschriften:
Online die „Süddeutsche“ und den „Spiegel“, gedruckt die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ und jede Menge Musikmagazine wie „Jazzthing“, „Jazz Times“, „Wire“, „Deaf Forever“, das „Fono Forum“ und „Piano News“.
Wenn das Hamburger Abendblatt ein Mensch wäre, dann wäre es:
Wertkonservativ im besten Sinne, mitfühlend und vertrauenswürdig, manchmal mutig, manchmal zu risikoscheu.
Mein Lieblingsrestaurant:
In Hamburg das Vegan Eagle in Langenhorn, das auch passionierte Fleischesser begeistert. Und in St. Peter-Ording das Esszimmer im Hotel Zweite Heimat.
Meine größte Leidenschaft ist:
Die Musik. Ich kann mir keinen Tag ohne vorstellen. „Wann willst du das alles hören?“, werde ich manchmal von Menschen gefragt, die meine Plattensammlung sehen. Die Antwort: Ich habe das längst gehört. Und brauche dringend Nachschub ...
Derzeit lese ich:
„Walk Through Walls“, die Biografie der Performance-Künstlerin Marina Abramović. Faszinierend, mit welcher Radikalität sie ihren Weg geht. Derzeit widmet ihr die Bundeskunsthalle in Bonn eine große Retrospektive. Lohnt die lange Anfahrt unbedingt!
Meine Lieblingsplätze in Hamburg:
Das Millerntor und der Tarpenbek-Wanderweg, meine geliebte Laufstrecke.
Vita: Holger True hat in Hamburg Psychologie studiert und seine Diplomarbeit zum Thema „Die Psychologie des Schallplattensammelns“ geschrieben. Schon während des Studiums arbeitete er für Zeitungen und Zeitschriften wie die „Hamburger Morgenpost“ und den „Musikexpress“, außerdem war er Redakteur beim Black-Music-Magazin „Network Press“. Zum Abendblatt kam er als freier Mitarbeiter. Seit 2012 ist er stellvertretender Leiter des Kulturressorts.