Immer montags: Der Fragebogen an Abendblatt-Autoren, deren Namen man oft in der Zeitung liest. Was bewegt sie? Heute: Maike Schiller

Ich bin Journalistin geworden,...

... weil man sich mit wildfremden Menschen über deren Leben unterhalten darf. „Ich fürchte, ich begehre große, tiefe und wunderbare Dinge ...“ (Helene Schjerfbeck, Malerin)

 Ich wollte immer zum Hamburger Abendblatt, weil ...

... wollte ich gar nicht immer. Ist aber trotzdem ziemlich gut.

 Drei Dinge, die ich an Hamburg und dem Norden am meisten schätze

Den Wind, den Himmel und das Wasser. Es riecht nach Meer. Es schmeckt nach Meer. Und an der Elbe ist es manchmal fast wie am Meer.

Was in Hamburg und im Norden besser werden müsste

Das „Tor zur Welt“ verträgt ein gelegentliches Aufstoßen zum kräftigen Durchlüften.

Hamburgs allerschönster Ausblick

Von der Bühne des Schauspielhauses in den Zuschauerraum.

Demnächst würde ich gern mal ein Interview führen mit …

… Angela Merkel und Thomas Gottschalk. Gemeinsam. Über Humor und Gelassenheit.

Der interessanteste Interviewpartner, den ich bisher hatte:

Den einen gibt es nicht. Stark sind die Momente, in denen die Gesprächspartner vergessen, dass sie ein Interview geben und einfach erzählen. Jedes Interview ist ja auch eine Begegnung. Wolf Biermann gemeinsam mit seinem ehemaligen Klassenkameraden Klaus-Michael Kühne zum Beispiel. Der menschenfreundliche Siegfried Lenz kurz vor seinem Tod, Benjamin Lebert am Grab von Wolfgang Borchert (hinterher Torte im Friedhofscafé). Ken Follett kurz nach einem wackeligen Flug in einem offenen Doppeldeckerflugzeug. Der verrückte amerikanische Wissenschaftler, der sich „Dr. Beach“ nennt, bei sich zu Hause in Miami eine Sandsammlung hat und jedes Jahr die besten Strände der Welt auflistet (es gewinnt immer Florida). Und auf der Bühne: der Schriftsteller Uwe Timm beim Harbour Front Literaturfestival.

An diese Geschichte von mir denke ich gern zurück:

Mit dem Ohnsorg Theater auf Tournee quer durch Namibia. Gespielt wurde unter anderem in einem Ort namens Omaruru in einer eigens dafür hergerichteten Scheune. Die Zuschauer kamen zum Teil im Konvoi von ihren Farmen zu den Vorstellungen und ich habe nachts in einer Hütte meinen Text geschrieben, während draußen – wirklich wahr! – Nashörner herumstampften.

Neben dem Abendblatt lese ich folgende Zeitungen/Zeitschriften:

Am liebsten und fast schon obsessiv: viele. Zum Beispiel täglich die „Süddeutsche“ (auch bei wenig Zeit immer die Seite 3), immer die „Zeit“, natürlich den „Spiegel“, gern den „Stern“, via Twitter öfters „New York Times“ und „Guardian“, sehr gern die „FAS“. Und die „Gala“ gegen die Flugangst.

Im Abendblatt lese ich am liebsten:

Na, den Kulturteil!

Meine größte Leidenschaft ist:

Außer der Familie (aber natürlich auch mit der Familie): Reisen. Und: Essen. Ich lese gern übers Essen, ich spreche gern übers Essen – und ich esse leidenschaftlich gern. Kochen lasse ich lieber andere. Backen kann ich aber.

Was ich gern lese:

Tolle Reportagen. Und abends meinen Kindern vor – seit einiger Zeit mit Hingabe aus „Polly Schlottermotz“.

Wenn das Abendblatt ein Mensch wäre, wäre es ...

Hans Albers? Helmut Schmidt? Klein Erna? Heinz Strunk? Bandmitglied bei Fettes Brot? Dittsches großer Bruder? Udo Lindenberg? Lars Haider? Die perfekte Mischung aus allen?

 Derzeit lese ich:

„Eine Liebe, in Gedanken“ von der Hamburger Autorin Kristine Bilkau. Ein warmherziger, lebenskluger Roman über verpasste Fragen und Sehnsüchte.

Mein Lieblingsrestaurant ist:

Das Kadeau und Sørens Værtshus, beide auf Bornholm. In Hamburg mag ich die Traube in Ottensen und das redaktionsnahe Triffic.

Vita: 

Maike Schiller hat ins Blaue hinein Germanistik und Geschichte studiert, dann Schauspiel bis zum Bühnenreifezeugnis. Sie hat in den USA gelebt und in Norddeutschland an diversen Theatern gearbeitet. Entwicklungsredaktion der jungen (und rasant wieder eingestellten) Tageszeitung „extra“, Reportagen für das „ADAC Reisemagazin“, Kultur beim Abendblatt. Seit 2010 Kulturchefin.