Immer montags: Der Fragebogen an die Abendblatt-Autoren, deren Namen man beinahe jeden Tag in der Zeitung liest. Heute: Jule Bleyer.

Ich bin Journalistin geworden, weil ... ich nie etwas anderes sein wollte.

Meine großen Themen sind: Hamburg von A bis Z.

Ich wollte immer zum Hamburger Abendblatt, weil ... ich damit aufgewachsen bin und es einfach die Zeitung für diese Stadt ist.

Drei Dinge, die ich an Hamburg und dem Norden am meisten schätze: Die Fischköppe, das Wasser (nur nicht das von oben) und die Franzbrötchen.

Drei Dinge, die in Hamburg und im Norden besser werden müssen: Ganz ehrlich, ich mache mir Sorgen um unsere schöne Stadt. Die Immobilienpreise sind eine Katastrophe, der zunehmende Auto- und Lkw-Verkehr ist verheerend, und die Pläne, immer noch größer werden zu wollen, noch mehr Touristen anzulocken und überall nachzuverdichten, sind erschreckend. Ich hoffe, dass wir uns besinnen und unsere Stadt weiterhin lebenswert bleibt.


Die schwierigste Geschichte, die ich recherchieren musste:
Der Tod einer jungen Frau, Nebahat C. aus Wilhelmsburg, die 2005 bei einem Autounfall ums Leben kam – in der Nacht nach der Feier zu ihrem 18. Geburtstag. Der Fahrer war betrunken und viel zu schnell gewesen und hatte keinen Führerschein. Am Tag nach dem Unglück saß ich in ihrer Wohnung zwischen den weinenden Eltern, Verwandten und Freunden – so viel Trauer hatte ich bis dahin noch nicht erlebt.

Die Autorin ist stellvertretende Leiterin des Hamburg-Ressorts
Die Autorin ist stellvertretende Leiterin des Hamburg-Ressorts © Massimo Rodari

An diese Geschichte von mir denke ich gern zurück: Eine sehr persönliche, denn sie handelt von meinem Ururgroßvater Adolph Georg Bleyer, der dem Getränk Pharisäer seinen Namen gab. Eigentlich wollte ich nur auf seinen Spuren wandeln, doch bei der Recherche auf Nordstrand stellte sich heraus, dass der Pastor, der stets Moral und Sittlichkeit predigte, selbst ein Pharisäer war.

Das spannendste Ereignis, bei dem ich als Journalist dabei sein durfte: Wie für viele meiner Kollegen war das der G-20-Gipfel. Ein Ausnahmezustand – in der Stadt und in der Redaktion. Toll war aber auch der Besuch von Obama 2013 in Berlin. Eine Kollegin und ich hatten uns in seinem Hotel einquartiert – auch hier Ausnahmezustand. Gesehen haben wir aber nur Michelle und die Kinder.

Der interessanteste Interviewpartner, den ich bisher hatte: Das Schöne ist, dass alle Menschen, mit denen man sich intensiver unterhält, etwas zu erzählen haben. Und sind die Hamburger interessant? Aber hallo!

Im Hamburger Abendblatt lese ich am liebsten: Hamburg- und Kulturteil und die Kommentare.


Wenn ich Chefredakteur des Hamburger Abendblatts wäre, würde ich
... stolz darauf sein, dass ich so ein Team habe.

Neben dem Hamburger Abendblatt lese ich zum Beispiel folgende Zeitungen/Zeitschriften: „Süddeutsche“, Spiegel Online, „Mopo“, „Bild“ und „Welt“ Hamburg, „Berliner Morgenpost“, „Couch“, „Schöner Wohnen“.

Wenn das Hamburger Abendblatt ein Mensch wäre, dann wäre es: Deutlich jünger als man auf den ersten Blick denken könnte, spontan, gerne unter Menschen, neugierig, vertrauenswürdig, in manchen Teilen ein Gewohnheitstier und kein Mann.

Die sozialen Medien sind für mich: beruflich interessant, privat meistens nicht.

Menschen, die an der Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit von Medien zweifeln, sage ich: Ich würde ihnen erst einmal zuhören und Fragen stellen. Unvoreingenommen, aber kritisch.


Mein Lieblingsbuch/mein
Lieblingsautor ist: Karl Ove Knausgård. Viele konnten mit der Mammuterzählung seines Lebens nichts anfangen, ich habe sie verschlungen.

Meine Lieblingsplätze in Hamburg sind: Der Jenischpark und der Elbstrand beim Alten Schweden.

Vita: Jule Bleyer ist 1983 in Hamburg geboren. Nach dem Abi machte sie ein Praktikum beim Abendblatt – und blieb. Als freie Mitarbeiterin verbrachte sie deutlich mehr Zeit in der Lokalredaktion als beim Politik- und BWL-Studium an der Hamburger Uni. Nach ihrem Diplom ging es an die Axel Springer Akademie in Berlin, zu „Welt Kompakt“ und Bild Online, zurück ins Ressort Landespolitik des Abendblatts und erneut in die Hauptstadt zur „Berliner Morgenpost“. Nach viereinhalb aufregenden Jahren wurde die Sehnsucht nach den Nordlichtern zu groß. Seit Sommer 2015 ist sie als stellvertretende Leiterin des Ressorts Hamburg und Norddeutschland wieder beim Abendblatt.