Immer montags: Der Fragebogen an die Abendblatt-Autoren, deren Namen man beinahe jeden Tag in der Zeitung liest. Heute: Carsten Harms.

Ich bin Journalist geworden, weil: es mir schon zu Schulzeiten Spaß gemacht hat, über Ereignisse und Vorgänge zu schreiben, die mich interessieren.


Meine großen Themen sind: Seit Anfang 2013 alles rund um den FC St. Pauli. Eishockey, Leichtathletik und Ski alpin finde ich aber ebenso interessant.


Ich wollte immer zum Hamburger Abendblatt, weil: es auf der Hand lag, in den Beruf des Sportjournalisten bei der größten Zeitung meiner Stadt hineinzuschnuppern. Dies ist 40 Jahre her, als ich mich als 17-Jähriger für eine Hospitation in den Sommerferien bewarb. Die Anfrage wurde abgelehnt. Man habe keine Zeit für einen Schüler-Hospitanten, hieß es. Die damals in Hamburg ansässige „Welt am Sonntag“, insbesondere der damalige Sportchef Jürgen Eilers, nahm mich hingegen an. So wurde die „Welt“-Gruppe mein Arbeitgeber, ehe es Ende 2012 zur Fusion mit dem Abendblatt kam.


Drei Dinge, die ich an Hamburg und dem Norden am meisten schätze: Die Elbe, Alster, Nord- und Ostsee aus jeder möglichen Perspektive, die überwiegende Zuverlässigkeit der Menschen hier und die fast permanente leichte Brise.

Der Autor ist St.-Pauli-Reporter beim Abendblatt
Der Autor ist St.-Pauli-Reporter beim Abendblatt © HA | Klaus Bodig


Drei Dinge, die in Hamburg und im Norden besser werden müssen:
Die gesellschaftliche Wertschätzung des Leistungs- und Breitensports und damit die Bereitschaft, diesen privat und staatlich angemessen zu unterstützen. Die Rücksicht aller Verkehrsteilnehmer gegenüber allen anderen. Die Anerkennung und Förderung des Ehrenamtes.


Demnächst würde ich gern mal ein Interview führen mit: Ideal wäre ein Dreier-Interview mit Sportidolen aus drei Generationen. Also etwa Bobby Orr, Wayne Gretzky und Sidney Crosby (Eishockey) oder Jack Nicklaus, Tiger Woods und Jordan Spieth (Golf).


Das wären meine wichtigsten Fragen: An die Älteren: Wie bewerten Sie die heute in manchen Profisportarten üblichen Gehälter und Preisgelder? An die Jüngeren: Wären Sie gern ein Star in einer Zeit ohne Handyfotos, soziale Medien, aber mit mehr echtem Privatleben?


Der interessanteste Interviewpartner, den ich bisher hatte: Einer war Haile Gebrselassie, der Äthiopier, der nicht nur den Langstreckenlauf prägte, sondern sich auch politisch für seine Landsleute engagierte. Zehnkämpfer Frank Busemann war immer ein meinungsstarker, aber auch humorvoller Gesprächspartner, dessen Aussagen nicht von Beratern und Medienabteilungen dreimal chemisch gereinigt wurden.


An diese Geschichte von mir denke ich gern zurück: Die Themaseite über Hamburgs schönste und schäbigste U- und S-Bahn-Stationen. Schöner Nebeneffekt war, dass die Station Nettelnburg kurz darauf einer Großreinigung unterzogen wurde, wie mir ein Leser schrieb.


Das spannendste Ereignis, bei dem ich als Journalist dabei sein durfte:
Die Olympischen Spiele 1996 in Atlanta und noch mehr 2000 in Sydney. Wer die einzigartige Stimmung und die Freude der Australier erlebt hat, Gastgeber für Menschen aus aller Welt sein zu dürfen, kann nur traurig sein, dass die Hamburger Olympiabewerbung gescheitert ist.


Im Hamburger Abendblatt lese ich am liebsten: die Kommentare zu Hamburger Themen, den Sportplatz und die Glossen im Lokalteil.


Neben dem Hamburger Abendblatt lese ich zum Beispiel folgende Zeitungen/Zeitschriften:
Bild und Hamburger Morgenpost als Konkurrenzbeobachtung, Welt und Welt am Sonntag aus alter Verbundenheit, Mittelbayerische Zeitung (mit zwölf Seiten Sport am Montag) aus Zuneigung zu Regensburg, Kicker, Sportjournalist, Golf-Magazin, Niendorfer Wochenblatt.


Die sozialen Medien sind für mich: Eine Bereicherung, von der man sich aber nicht tyrannisieren lassen sollte.


Meine größte Leidenschaft ist:
Die Familie und der Sport – meistens beides zusammen.


Mein Lieblingsbuch/Lieblingsautor ist: Derzeit „Der letzte Zeitungsleser“ von Michael Angele.


Im Moment lese ich folgendes Buch: „Es war einmal ein Spiel“ von Moritz Küpper, der sich mit den Auswüchsen und politischen Verquickungen im Profifußball auseinandersetzt.


Mein Lieblingsrestaurant ist: Das Beach House in der Armin-Wolf-Baseball-Arena in Regensburg – gute kalifornische Küche mit Blick ins Stadion.


Meine Lieblingsplätze in Hamburg sind: Willkomm-Höft (okay, das ist schon in Wedel), weitere wechselnde Orte an Elbe und Alster, das Niendorfer Gehege.


Das mache ich, wenn ich nicht arbeite: Da ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe, arbeite ich, ganz nach Sichtweise, nie oder auch immer. An freien Tagen und im Urlaub stehen aktiver Sport, Ausflüge und Reisen, Gartenarbeit und ehrenamtliche Tätigkeiten ganz oben.


Menschen, die an der Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit von Medien zweifeln, sage ich: Das Abendblatt und viele andere seriöse Medien beweisen mit ihrer distanzierten, bei Bedarf kritischen Berichterstattung über die Mächtigen und Großen regelmäßig das Gegenteil.


Vita: Carsten Harms wurde 1960 in Hamburg geboren, wuchs in Eimsbüttel auf und wohnt seit 1989 in Niendorf. 1987 wurde der Diplom-Volkswirt Redakteur bei der „Welt“ Hamburg und heiratete im selben Jahr. Drei Söhne (29 , 27, 25) vervollständigen die Familie. Seit 1998 ist er 1. Vorsitzender des Vereins Hamburger Sportjournalisten.