Immer montags: Der Fragebogen an die Abendblatt-Autoren, deren Namen man beinahe jeden Tag in der Zeitung liest. Heute: Kai Schiller.

Ich bin Journalist geworden, weil: Der Traum von einer Karriere als Fußballprofi schnell ausgeträumt war.


Meine großen Themen sind:
H, S und V. Und wenn mal kein Trainer, Sportchef oder Vorstandschef entlassen wird, sehr gerne auch alles andere.


Ich wollte immer zum Hamburger Abendblatt, weil: Wollte ich gar nicht. Aber weil die „New York Times“ und die „Folha de S. Paulo“ gerade keine Redakteursstelle freihatten, war das Abendblatt die logische dritte Wahl.


Drei Dinge, die ich an Hamburg und am Norden am meisten schätze: Als unverbesserlicher Lokalpatriot reichen drei Dinge niemals aus. Ich liebe die Schanze, Altona und seine Neue Mitte, Frühstücken in Ottensen, die Belle­alliance-Straße in Eimsbüttel, Bierchen auf St. Pauli, das Volksparkstadion, den Hafen sowieso, Tosta Mista im Portugiesenviertel. Spazieren gehen in Lemsahl und das Duvenstedter Freibad.


Drei Dinge, die in Hamburg und im
Norden besser werden müsse
n:
H, S und V.


Der interessanteste Interviewpartner, den ich bisher hatte: Pelé, Eusébio, Bundestrainer Joachim Löw, immer wieder Klaus-Michael Kühne – und eine bemerkenswerte Harburger Lehrerin, die eine Flüchtlingsklasse unterrichtet.


Die schwierigste Geschichte, die ich recherchieren musste: Ist noch gar nicht lange her, sie wurde zur Themaseite über „Thomas von Heesens Geschäfte“. Innerhalb kürzester Zeit musste ich zahlreiche Verträge, E-Mails und Dokumente lesen, bewerten und überprüfen, mit Anwälten sprechen und das Ganze in einer langen Nacht aufschreiben.


An diese Geschichte von mir denke ich gern zurück:
Eine Reportage über Eldoret, das Eldorado der Wunderläufer in der kenianischen Hochebene.

Das spannendste Ereignis, bei dem ich als Journalist dabei sein durfte: Die WM 2014 in Brasilien. Mit Vor- und Nachbereitung war ich insgesamt drei Monate vor Ort. Einen goldenen Schnipsel vom Konfettiregen nach dem Endspielsieg gegen Argentinien habe ich seitdem immer im Portemonnaie dabei.


Wenn ich etwas anderes beim Hamburger Abendblatt machen könnte, dann wäre ich gern ... Autor. Und wenn das schon nicht geht, dann eben Chefredakteur.


Wenn ich Chefredakteur des Hamburger Abendblatts wäre, würde ich ... ... mich zum Autoren machen.


Neben dem Hamburger Abendblatt ­lese ich zum Beispiel folgende Zeitungen/Zeitschriften:
Im E-Paper-Abo den „Spiegel“, die „Bild“ und die „Süddeutsche“. Und im Internet auch sehr gern die brasilianische Fußballzeitung „Lance“.


Meine größten Leidenschaften sind: Meine Familie, Fußball, Schreiben und Reisen. Am liebsten nach Mittel- und Südamerika.


Mein Lieblingsbuch/Lieblingsautor ist: Alle Bücher von Nick Hornby, wenn man lachen will. Alle Bücher von Jorge Amado, wenn man sich auf eine Gedankenreise nach Brasilien begeben will. Und „Schlaf gut, kleiner Bär“, wenn mein kleiner Bär nicht schlafen will.


Im Moment lese ich folgendes Buch: „Wer singt erzählt, wer tanzt überlebt“ über Kolumbien – als Vorbereitung für unsere nächste Reise. „Couchsurfing in Russland“ – als Vorbereitung auf den WM-Sommer. Und natürlich: „Schlaf gut, kleiner Bär“. Als Vorbereitung für eine hoffentlich nicht allzu kurze Nacht.


Menschen, die an der Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit von Medien zweifeln, sage ich: Echt jetzt? Im Donald-Trump-AfD-Fake-News-Lügenpresse-Zeitalter sind unabhängige Medien so wichtig wie selten zuvor. Das gilt in der großen Weltpolitik wie in der kleinen HSV-Politik, wo manch einer ja auch irrlichtert und ernsthaft glaubt, dass wir über all das Chaos vor allem deswegen berichten, weil wir dem Club zusätzlich schaden wollen. Nein, wollen wir nicht.


Vita: Kai Schiller, 38, ist in Hamburg geboren und aufgewachsen. Er verbrachte ein Highschooljahr in Kalifornien und ein Studienjahr in Lissabon, studierte Sportwissenschaften und ging nach der Uni auf die Axel Springer Akademie. Seit 2005 ist er beim Hamburger Abendblatt. 2017 hat er mit seiner Familie sein geliebtes Schanzenviertel verlassen und ist in die Neue Mitte Altona gezogen. Heute weiß Kai Schiller: Es gibt ein Leben nach der Schanze.