Immer montags: Der Fragebogen an die Abendblatt-Autoren, deren Namen man oft in der Zeitung liest. Heute: Christoph Heinemann.

Ich bin Journalist geworden, weil:
... man so viel von und über Menschen lernt wie vielleicht in keinem anderen Beruf. Und weil der eigentliche Plan A, die Weltkarriere als Musiker, noch etwas reifen muss.


Meine großen Themen sind:
Integration, Innenpolitik und die Frage, was uns als Gesellschaft zusammenhält. Bei allen dreien gibt es mehr interessante Blickwinkel, als sich wahrscheinlich jemals aufschreiben lassen. Versuchen muss man es trotzdem.


Drei Dinge, die ich an Hamburg und dem Norden am meisten schätze:
Das „Moin“ beim Bäcker und in kleinen Geschäften. Das Gefühl, dass es immer noch schöne Ecken zu entdecken gibt. Und drittens, wie die Beginner einmal rappten: dass die Leute hier erst fühlen, dann denken und dann reden.


Drei Dinge, die in Hamburg und im Norden besser werden müssen:
Dass wir uns zwar die Köpfe über Stadtentwicklung heißreden, aber es noch zu wenige wirklich pulsierende Viertel mit kreativem Flair gibt. Die Höhe der Mieten. Und das manchmal überschüchterne Anschweigen in Bus und Bahn. Traut euch!

Der interessanteste Interviewpartner, den ich bisher hatte:
Im engeren Kreis: Jan Delay bei Kartoffelsuppe im „Soul Train“, Queens-of-the-Stone-Age-Gitarrist Dean Fertita, die Kindertherapeutinnen der Traumaklinik am UKE. Und die Leiterin des Winternotprogramms für Obdachlose, Katrin Wollberg. Eine Nacht in ihrem Job relativiert so ziemlich jedes Alltagsproblem.


Demnächst würde ich gern mal ein Interview führen mit:
... Olli Schulz. Es darf auch ein Bier dazu geben.


Die schwierigste Geschichte, die ich recherchieren musste:

... über eine Familie, deren Sohn wegen Gewaltverdachts das Jugendamt in Obhut genommen hat. Ist der Vater wirklich gewalttätig? Wann greift ein Staat ein? Kann man überhaupt irgendjemanden der Beteiligten glauben? Erschienen ist die Geschichte (noch) nicht, weil wir die möglichen Konsequenzen für die Familie nicht verantworten konnten.


An diese Geschichte von mir denke ich gern zurück:
Eine viermonatige Recherche zum Thema Flüchtlinge in Hamburg, die mich durch Jobcenter, Schulen, Unterkünfte, Kliniken, Polizeiwachen und zu sehr besonderen Menschen geführt hat – mit Fluchthintergrund und ohne.


Das spannendste Ereignis, bei dem ich als Journalist dabei sein durfte:
... der G-20-Gipfel, eine ganze Woche des unfassbaren Wahnsinns. Knapp dahinter: der Auftritt von Barack Obama an der Berliner Siegessäule.


Im Hamburger Abendblatt lese ich am liebsten:
... die waschechten Reportagen, ob im Hamburg-Teil, Kultur, Sport oder Magazin.


Wenn ich Chefredakteur des Hamburger Abendblatts wäre, würde ich:
... eine Konzertreihe auf der Dachterrasse der Redaktion initiieren und dort eine Bar eröffnen.


Neben dem Hamburger Abendblatt lese ich zum Beispiel folgende Zeitungen/Zeitschriften:
„Mopo“, „Welt“, „Bild“, „Spiegel“, am Wochenende gern „Zeit“ oder „FAS“ – privat mit Hingabe die 11-Freunde-Liveticker, „Streiflicht“, den „Rolling Stone“ sowie Seite drei in der „Süddeutschen“.


Die sozialen Medien sind für mich:
... Alltag.


Meine Lieblingsautoren sind:

... Anthony Doerr, George R.R. Martin, Jonathan Franzen, Heinz Strunk und Rocko Schamoni.


Im Moment lese ich folgendes Buch:
„Scar Tissue“ von Anthony Kiedis.


Mein Lieblingsrestaurant ist: Einfach und gut: Quan Do in Winterhude, L’Orient in Eimsbüttel und Die Pizzeria in Eppendorf.


Meine Lieblingsplätze in Hamburg sind: Der Feenteich an der Alster, die Dove Elbe und die Paul-Roosen-Straße auf St. Pauli.


Vita: Christoph Heinemann (30) wurde in Hamburg geboren und absolvierte sein Volontariat bei der „Hamburger Morgenpost“. Seit 2013 ist er beim Hamburger Abendblatt. Für die Serie „Wie die Flüchtlinge Hamburg verändern“ wurde er mit dem Medienpreis Mittelstand ausgezeichnet und für weitere Journalistenpreise nominiert. Er lebt in Eimsbüttel und hat eine Tochter.