Immer montags: Der Fragebogen an Abendblatt-Autoren, deren Namen man oft in der Zeitung liest. Was bewegt sie? Heute: Axel Tiedemann.


Ich bin Journalist geworden, weil...

... sich moderne Seefahrt schließlich als doch nicht sooo spannend erwiesen hatte wie ursprünglich gedacht. Hinter die Kulissen zu schauen, Dinge zu hinterfragen, erkunden, was Menschen antreibt – und dann anderen davon zu erzählen war einfach faszinierender. Außerdem muss man als Reporter nicht so früh anfangen ...


Meine großen Themen sind...

... eigentlich nicht festgelegt. Gerade die Vielseitigkeit einer Großstadt-Tageszeitung macht ihren Reiz aus. Aber Seefahrt und Stadtentwicklung tauchen bei mir immer wieder auf, muss am Lebenslauf liegen.


Drei Dinge, die ich an Hamburg und dem Norden am meisten schätze:

Elbe. Nordsee. Ostsee.


Drei Dinge, die in Hamburg und im Norden besser werden müssten:

Das Wetter kann man nicht ändern, Kleinstaaterei aber schon: Bei den Themen Verkehr, Wohnen, Bildung muss es innerhalb der Metropolregion eine wirklich einheitliche Planung geben.


Demnächst würde ich gern mal ein Interview führen mit:

Dem Messermörder von Barmbek.


Das wäre meine wichtigste Frage:

Er wollte möglichst viele Christen töten. Mich würde interessieren, wie er die denn zu erkennen glaubt.


Die schwierigste Geschichte, die ich recherchieren musste ...

... gibt es nicht. Immer wieder einmal werden Geschichten schwierig, wenn sich das zunächst klare Gut-böse-Bild in viele Grautöne auflöst und man vor allem bei einem Streit zwischen Menschen erkennt, dass jetzt ein Mediator viel wichtiger als ein Reporter wäre.


An diese Geschichte denke ich gerne zurück:

Vor einiger Zeit wollte ich für eine Reportage testen, ob Trampen noch so gut funktioniert wie in Studententagen und mich heute noch jemand mitnimmt. Ergebnis: im Rekordtempo auf der A 1 nach Münster und zurück, viele schöne Gespräche mit interessanten und völlig unterschiedlichen Menschen.


Das spannendste Ereignis, bei dem ich als Journalist dabei sein durfte:

... war eine Reportage über einen winterlichen Hilfstransport von Hamburg nach Georgien durch die da gerade zerfallende Sowjetunion. Zwei Wochen im Lkw, stundenlanges, manchmal auch tagelanges Warten in der Kälte vor Tankstellen und Kontrollposten. In der Tasche ein Empfehlungsschreiben des sowjetischen Außenministers, der zwischendurch aus dem Amt gedrängt wurde. Kaputte Straßen, kaputte Häuser, kaputte Menschen. Unsägliches Elend in Behinderten­heimen. Mein Fazit: Mit Sozialismus muss mir niemand mehr kommen. Und: Die echten Cowboys der Landstraße findet man im Osten.


Im Abendblatt lese ich am liebsten:

... die Kommentare, den Hamburg- und den Wirtschaftsteil – und zwar genau in dieser Reihenfolge.


Neben dem Abendblatt lese ich zum Beispiel noch:

... das „Buxtehuder Tageblatt“, die Hamburger Tageszeitungen und die „Zeit“, wenn Zeit ist. Richtig treu, seit gut 30 Jahren, bin ich aber „Geo“.


Die sozialen Medien sind für mich:

... immer interessanter geworden: ­WhatsApp ist prima, um mit meinen beiden Kindern oder Freunden Dinge absprechen zu können. Über Facebook bekomme ich interessante Hinweise auf Artikel, die ich sonst so nicht gefunden hätte. Nur, warum jemand sein Mittagessen ablichtet und dann dort zeigt, habe ich noch nicht ganz verstanden.


Mein Lieblingsautor
:

... ist nicht festgelegt. Aber von Bernhard Schlink habe ich fast alles und immer gerne gelesen, aktuell seinen neuen Roman „Olga“.


Meine Lieblingsplätze in Hamburg sind: ... die Elbe zwischen Blankenese und Schweinesand, das Portugiesenviertel und der Harburger Binnenhafen.


Vita

Axel Tiedemann ist in Buxtehude aufgewachsen. Nach dem Abitur arbeitete er zunächst auf einem Bananenfrachter und als Taxifahrer, studierte dann (tatsächlich zu Ende ...) Geografie, Politik sowie Bau- und Planungsrecht in Münster. Volontariat und Redakteur bei den „Harburger Anzeigen und Nachrichten“. Nach einer längeren Auszeit für eine Segelreise dann Tätigkeit als freier Autor und Journalist (Bücher: „Kanada, der Westen“, „Handbuch Erde“, „Costa Blanca“). Seit 2005 schreibt er fürs Hamburger Abendblatt, seit 2007 ist er dort Redakteur.