Soul Die Nigerianerin hat mit “No Longer At Ease“ ein neues Album veröffentlicht und singt am 22.5. in der Fabrik

Beim Hören vieler amerikanischer Produktionen von Soul- und Rhythm-&-Blues-Alben entsteht oft der Eindruck, dass sie von Sounddesignern entwickelt und dann im Studio exakt nach diesen Plänen umgesetzt worden sind. Um die Sänger und Sängerinnen wird ein riesiger Hype gestrickt, doch letztlich bleiben sie austauschbar und sind nur Knetmasse in den Händen der übermächtigen Produzenten. Bei Nneka ist das anders. Natürlich gehört die Nigerianerin nicht zum Künstleraufgebot einer US-Firma, doch mit ihrer Stimme kann die zierliche Sängerin mühelos mit vielen der berühmten amerikanischen Sängerinnen konkurrieren. Nach ihrem ersten Album wurde sie bereits mit Erykah Badu und Lauryn Hill verglichen.

Nneka hat mit "No Longer At Ease" gerade ihr zweites Werk veröffentlicht, über das sie sagt: "Ich hatte es nicht geplant. Ich hatte schon ein paar Songs fertig und habe dann noch ein paar neue geschrieben. Aber es gab keinen Masterplan." Drei Jahre nach dem Debüt "Victim Of Truth" war die Zeit offensichtlich reif für die vor neun Jahren nach Hamburg gekommene Afrikanerin. In einigen Songs thematisiert Nneka, dass sie selbst ein Halbblut ist, das sich zwischen zwei Kulturen bewegt. Ihre Mutter ist Deutsche, aber sie ist nicht bei ihr aufgewachsen. "Ich denke und fühle afrikanisch", sagt sie, aber sie räumt ein, dass sie durch ihren Aufenthalt in Hamburg Zugeständnisse an westliches Leben machen muss. "Halfcast" heißt dieses Lied, und auch in "Blackness" geht es um ihre schwarze Seite.

Nneka lebt jedoch nicht das ganze Jahr über in dem aus persönlichen Gründen gewählten Exil in Deutschland. Drei- bis viermal im Jahr kehrt die 27 Jahre alte Sängerin nach Nigeria zurück, um den Kontakt zu ihrer Heimat nicht zu verlieren und um dort auf Tournee zu gehen. Songs wie "Suffri" oder "Niger Delta" dokumentieren diese enge Verbundenheit mit dem Land, in dem sie aufgewachsen ist und in das sie zurückkehren wird.

Musikalisch verbindet Nneka afrikanische Rhythmen und Sprache mit westlichen Einflüssen. Dieser etwas spröde Mix aus Afro-Beat, Reggae, Soul und Hip-Hop ist jedoch alles andere als Mainstream-Pop, der sich im Radio als Hintergrundgedudel eignet. Nneka experimentiert mit Sounds, viele ihrer Texte sind politisch und setzen sich mit sozialen Missständen auseinander. "Ich bin nicht fokussiert darauf, Geld zu machen", sagt die Künstlerin, die an der Universität Hamburg Anthropologie studiert. "Ich mache das, was ich fühle. Ich hoffe, dass ich einige Menschen damit erreiche, auch wenn ich nicht im Mainstream schwimme." "No Longer At Ease" sprang von 0 auf Platz 31 der deutschen Album-Charts. Das bedeutet mehr als nur ein paar Hörer.


Nneka Do 22.5., 21.00, Fabrik (S Altona); Barnerstraße 36, Karten 19,50 an der Ak.; www.nnekaworld.com