Es ist schon ein kleines Wunder. Nach Jahren des Wartens hat Axl Rose endlich das mehrfach verzögerte neue Guns N’ Roses-Album „Chinese Democracy“ vorgelegt, dass ab 22. November im Handel erhältlich ist. Ein mutiges Werk, das nicht allen Fans alter Tage gefallen wird.

Am 22. November soll sie rauskommen. "Chinese Democracy". 17 Jahre nach "Use Your Illusion I+II" ein echtes Studioalbum von Guns N’Roses. Oder besser: von Axl Rose. Denn Slash, Duff und die anderen alten Mitstreiter haben sich eine Mitarbeit verkniffen, nur Keyboarder Dizzy Reed steuerte einige Klavierläufe bei. Auf der Myspace-Seite von Guns N’Roses konnte man sich die neuen Songs schon einmal zur Probe anhören: Nach dem kernigen, aber etwas synthetischen Rocker "Chinese Democracy" und dem NuMetal-Derivat "Shackler’s Revenge" sowie dem groovenden "Better" wird schon klar, dass die Songs über die Jahre mit diversen wechselnden Musikern immer wieder bearbeitet und mit neuen Ideen versehen wurden. Nicht immer klingen Produktion und Arrangements aus einem Guss, "Patchwork" ist das bessere Stichwort.

Und doch sind die kleinen vertonten Ausflüge in Axls wirren Kopf eine Reise wert. Die klassische Stadion-Ballade "Street Of Dreams" zeigt Songwriting auf hohem Niveau mit dem gewohnt quitschenden Rose-Organ, teilweise in Cher-Manier durch den Vocoder gejagt. "If The World" überrascht (und provoziert) mit R’n’B-Pop, Falsett-Gesang und Streichern gewöhnungsbedürftig. Und doch findet der Hörer immer wieder Verweise auf die bewegte Vergangenheit der Hardrock-Legende. "There Was A Time" holt den alten Gunners-Hang zu epischer Theatralik Marke "November Rain" wieder ans Licht, "Catcher N’ The Rye" gniedelt in bester Slash-Manier, "Scraped" könnte von der "Appetite For Destruction" stammen und die Collage "Madagascar" mit Martin-Luther-King-Zitaten und orientalischen Streicherteppichen der direkte Anschluss zum Roses-Klassiker "Civil War" sein. Ein echter Höhepunkt ist das dramatische "Sorry", das auch von einer alten Black-Sabbath-Platte stammen könnte mit tief gestimmten Riffs und Gesang im Ozzy-Stil. Hörenswert.

Aber ist "Chinese Democracy" nun ein echtes Guns N’ Roses-Album? Eigentlich nicht, dafür ist es an einigen Stellen der 14 Songs zu überfrachtet, an anderen nicht dynamisch genug und insgesamt natürlich von Axl Rose auf Axl Rose zugeschnitten. Und doch zeigt "Chinese Democracy" oft, wohin der Weg der Band hätte führen können, hätten sich Rose, Slash und Co. zusammengerissen und die negative Energie innerhalb der Band weiterhin in Rock’n’Roll umgeformt. Insofern ist "Chinese Democracy" eine Geschichtsstunde zum Mithören, an der sich die Geister scheiden werden. Soviel ist sicher. annehmbar

Guns N’ Roses: "Chinese Democracy" (Geffen/Universal), www.myspace.com/gunsnroses