ALTERNATIVE COUNTRY: Wilco kommt mit dem neuen Album “Sky Blue Sky“ am 25. Mai in die Große Freiheit 36

Die dunklen Wolken sind vorbeigezogen, der Himmel hat sich geöffnet und zeigt sich in einem strahlenden Azurblau. Wenn Jeff Tweedy, der Sänger und Gitarrist von Wilco, solche Lyrik in seinen Texten bemüht, könnte man annehmen, hier wird vor allem die Natur gepriesen. Doch wenn es zum Beispiel in "Either Way" heißt: "the clouds are all away . . . maybe I'm not so afraid . . .", spielt Tweedy auf seine Angstzustände und Depressionen an. Vor drei Jahren musste er sich in ein Krankenhaus begeben, weil ihn die Psychopharmaka abhängig gemacht hatten. Doch diese schwierige Phase liegt hinter Tweedy. Vielleicht ist "Sky Blue Sky", das aktuelle Album der Band aus Chicago, auf diese Weise ein optimistisches Werk geworden.

Vorbei sind auch die Zeiten, in denen Wilco mit radikalen Rückkoppelungsorgien Sonic Youth oder anderen Noisecombos ernsthafte Konkurrenz machen wollte. Ein zwölfminütiges Geräusch wie "Less Than You Think" vom Album "A Ghost Is Born" gibt es auf "Sky Blue Sky" nicht mehr. Den Schritt zurück in normale Alternative-Folk-Songs wie Tweedy mit seiner früheren Band Uncle Tupelo und vor zehn Jahren mit Wilco gespielt hat, macht er dennoch nicht. "Die Dynamik ist das Spannendste an Musik", erklärt er. Die neuen Wilco-Songs beginnen oft mit einem sanften Intro, doch irgendwann explodiert das Sextett. Dann schraddeln wie in "Side With The Seeds" oder "You Are My Face" die Gitarren harsch los, doch mit dem Refrain landen die Songs wieder in ruhigem Fahrwasser.

Dass "Sky Blue Sky" solch ein dichtes Album geworden ist, hängt wohl auch damit zusammen, dass die Band jetzt seit fast drei Jahren ohne personelle Änderungen zusammen musiziert. "Wir funktionieren als Ensemble", sagt Jeff Tweedy. Zwar ist es immer noch so, dass er mit Songideen um die Ecke kommt, aber entwickelt werden die Ideen dann gemeinsam im bandeigenen Studio. "Oft treffen wir uns und fangen an zu spielen. Alles wird mitgeschnitten und archiviert. Daraus entstehen dann die Stücke, an denen wir später weiterarbeiten."

Für "Sky Blue Sky" hat die Band zwei Jahre gebraucht. "Du kannst aber auch sagen zwei Monate, denn wir waren so viel auf Tournee, dass eine kontinuierliche Arbeit über Monate gar nicht möglich war." Diese Phase des Herumziehens hat für Wilco gerade wieder begonnen. Bei der jetzt anlaufenden Europatournee (Station in Hamburg ist der 25.5. in der Großen Freiheit 36) werden die neuen Songs auch live ausprobiert. Große Probleme fürchtet Jeff Tweedy allerdings nicht. "Die Band ist zu so einer festen Einheit zusammengewachsen und die neuen Songs sind so organisch entstanden, dass wir sie mühelos live spielen können."

Auf der Bühne entwickeln Wilco eine ganz eigene Magie, wie auf dem 2005 erschienenen Livealbum "Kicking Television" zu hören ist. Grund genug, sich ihr Konzert in der Freiheit anzuhören. Denn diese Band ist wirklich grandios.

>> Wilco: Sky Blue Sky (Nonesuch/WEA). Konzert Fr 25.5., 19.00, Große Freiheit 36 (S Reeperbahn), Karten 26,95 im Vorverkauf