DVD: Led Zeppelins Konzertfilm “The Song Remains The Same“ aus dem Jahr 1976 ist in einer erweiterten Edition wieder veröffentlicht worden

Sie waren in den 70er-Jahren die erfolgreichste Rockband der Welt. Ihre Konzerte dauerten drei Stunden und länger, ihre Fans starrten gebannt auf die Bühne, wenn Robert Plant, Jimmy Page, John Paul Jones und John Bonham losknüppelten. Led Zeppelin wollten so ein Konzertereignis für die Nachwelt festhalten, ein Konzertfilm musste her. Die Idee für "The Song Remains The Same" war geboren. Zwischen Drehbeginn und dem fertigen Produkt lagen allerdings drei Jahre, denn dieser Film sollte etwas Besonderes werden, der Größe seiner Akteure angemessen.

Mitgeschnitten wurden drei Konzerte, die Led Zeppelin vom 27. bis zum 29. Juli 1973 im New Yorker Madison Square Garden gaben. Es gab also Material ohne Ende, doch musste Regisseur Joe Massot hinterher feststellen, dass er viele Songs nicht in vernünftiger Qualität aufgenommen hatte und dass ganze Gesangsstrophen fehlten. Da die Band und ihr schwergewichtiger Manager Peter Grant aber auch keine Dokumentation wollten, fiel dieses Manko nicht so ins Gewicht, auch wenn die Band darüber alles andere als erfreut war. Vor allem Page und Plant wollten vor der Kamera agieren. So wie sie auf der Bühne im Mittelpunkt standen, wollten sie es auch im Film.

Also wurden die sogenannten "Fantasy-Sequenzen" gedreht. Jeder der vier Musiker konnte sich eine kleine fiktive Story ausdenken, die für ihn charakteristisch war. Jimmy Page hat gerade in einem Interview mit dem britischen Magazin "Mojo" gesagt, dass niemand genau wusste, was die anderen sich überlegt hatten. Bis auf John Bonham hatten jedoch alle eine hohe Affinität in längst vergangene Zeiten. Robert Plant zum Beispiel agierte als Ritter, der in einem langen Mantel durch eine Felslandschaft stapft und dann ein blondes Burgfräulein befreit. Jimmy Page ließ sich in einer idyllischen Berglandschaft filmen und stößt bei seiner Kletterei auf einen Eremiten, ein Motiv, das bereits das Cover von "Led Zeppelin IV" ziert. Sehr viel geerdeter ließ sich John Bonham in Szene setzen: als Treckerfahrer nämlich. Am kuriosesten wirkt bei heutiger Betrachtung eine Sequenz mit Bassist John Paul Jones. Er liest seinen Kindern aus einem Märchen vor und wirkt mit seiner Prinz-Eisenherz-Frisur und seinen Rüschenklamotten wie ein als Frau verkleideter Mann aus einem Helge-Schneider-Film.

Eine neue Ästhetik in der Popkultur haben Led Zepp mit diesen Szenen nicht kreiert, heute wirken die Sequenzen eher komisch. Spannender sind die Ausschnitte aus den Konzerten. Wie Page bei "Dazed And Confused" mit einem Cellobogen seiner Gitarre ungewöhnliche Sounds entlockt oder John Bonham mit der Präzision eines Uhrwerks und der Wucht einer Dampframme sein Schlagzeug bearbeitet. Wie ein androgyner Engel steht Robert Plant im Mittelpunkt und zieht die Blicke vor allem der weiblichen Fans auf sich. Auch wenn Page später gesagt hat, dass die Shows in New York nicht gerade zu den magischen von Led Zeppelin gehören, so ist doch zu erleben, warum vor allem die amerikanischen Fans der Band zu Füßen lagen. Charisma, Energie, Härte, Sex und Virtuosität kamen bei Led Zeppelin zusammen wie bei kaum einer anderen Band jener Zeit. Auf einer Doppel-DVD ist "The Song Remains The Same" wieder veröffentlicht worden: mit sechs bisher unveröffentlichten Songs wie "Celebration Day" und "The Ocean", mit Interviews und originalen Fernsehaufnahmen, nachdem der Band 1973 180 000 Dollar aus dem Safe ihres Hotels in New York gestohlen worden waren. Dieser jetzt 137 Minuten lange Film ist ein sehenswertes Zeitdokument, aber auch ein möglicher Vorgeschmack auf eine Led-Zeppelin-Tournee. Nach ihrem erfolgreichen Reunion-Konzert Mitte Dezember in London mehren sich die Hinweise, dass die Band noch einmal auf Tour geht.